Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.pflücken kann ich dir keine Blume, ich zersteche mir "Ich will es für dich thun," sagte er und brach ihr So gingen sie den saubern Gang hinab, bis die Es konnte aber nicht fehlen, daß in den nächsten 4 *
pflücken kann ich dir keine Blume, ich zerſteche mir „Ich will es für dich thun,“ ſagte er und brach ihr So gingen ſie den ſaubern Gang hinab, bis die Es konnte aber nicht fehlen, daß in den nächſten 4 *
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pflücken kann ich dir keine Blume, ich zerſteche mir
die Hände.“
„Ich will es für dich thun,“ ſagte er und brach ihr
eine von den Monatsroſen. Sie nahm ſie. „Du haſt
ſo viele Knoſpen mitgepflückt,“ ſagte ſie; „ich will mir
eine behalten und in Waſſer ſtellen. Da haſt du die
blühende wieder.“
So gingen ſie den ſaubern Gang hinab, bis die
Mutter ſie zu Tiſche rief. Clemens war beklommen,
dem Vater gegenüber. Aber Marlene, ſo beſcheiden
ſie ſonſt an der Unterhaltung Theil nahm, hatte heut
hundert Dinge zu erzählen und zu fragen. Auch der
Alte verlor darüber das Nachgefühl des erſten Ge¬
ſprächs mit ſeinem Sohn, und das alte trauliche
Verhältniß ſtellte ſich bald wieder her.
Es konnte aber nicht fehlen, daß in den nächſten
Tagen die Gelegenheit zum Streit ſich erneuerte. Der
Vater erkundigte ſich nach dem Zuſtande der Theo¬
logie an jener Univerſität, und das Geſpräch ſprang
bald zu allgemeineren Fragen über. Je mehr Cle¬
mens auswich, deſto eifriger drängte ihn der Alte.
Manch beſorgter, zuweilen unwilliger Blick der Mut¬
ter hielt ihn freilich in ſeinem Vorſatz, offene Be¬
kenntniſſe zu vermeiden. Aber wenn er dann ab¬
brach oder ein Wort ſagte, das für ihn leer war,
drückte ihm die peinliche Stille das Herz ab. Mar¬
lene wußte immer wieder den alten Ton anzuſchla¬
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