Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Papier nicht zeitig genug fallen laßen.
Heilige Asche diese Thräne sey Weihwasser
für dich. Mit dir geweiheter Staub! will
ich den Sarg meines Sohnes begrüßen. Du
bist Erde und solst zur Erde werden.

Cleopatra die eine Perle auftrank sagt'
er nach einer Weile, hat nicht mehr verzeh-
ret, als ich heute, und kein Lucius Plaucius
hat die andere Perle gerettet.

Die Nägel fingen wieder an zu blinken
ich sahe meinen Tod vor Augen, und em-
pfand wie es einem jungen Menschen von
vierzehn Jahren zu Muth' ist wenn er ster-
ben soll.

Freilich hätte mir einfallen können, daß
ein Brief vom Docktor Saft und so viel
Postgeld nicht im Verhältnis wären, doch
fiel es meiner Mutter so wenig wie mir ein.

Mein Vater zog mit dem Docktor Saft
über mein Leben schriftlich Schach! Mein
Vater schrieb ihm seinen Zug der Docktor den
seinen: und die Verwirrung die mein Vater
durch das Wort aus welches ein schreckliches
Wort ist, und durch die zwei Lichte am hel-
len Tage welche zum Wort aus eben so
schrecklich abstechen, erregt hatte; brachten
meine Mutter und mich auf den Gedanken,

Docktor
J 4

eine Papier nicht zeitig genug fallen laßen.
Heilige Aſche dieſe Thraͤne ſey Weihwaſſer
fuͤr dich. Mit dir geweiheter Staub! will
ich den Sarg meines Sohnes begruͤßen. Du
biſt Erde und ſolſt zur Erde werden.

Cleopatra die eine Perle auftrank ſagt’
er nach einer Weile, hat nicht mehr verzeh-
ret, als ich heute, und kein Lucius Plaucius
hat die andere Perle gerettet.

Die Naͤgel fingen wieder an zu blinken
ich ſahe meinen Tod vor Augen, und em-
pfand wie es einem jungen Menſchen von
vierzehn Jahren zu Muth’ iſt wenn er ſter-
ben ſoll.

Freilich haͤtte mir einfallen koͤnnen, daß
ein Brief vom Docktor Saft und ſo viel
Poſtgeld nicht im Verhaͤltnis waͤren, doch
fiel es meiner Mutter ſo wenig wie mir ein.

Mein Vater zog mit dem Docktor Saft
uͤber mein Leben ſchriftlich Schach! Mein
Vater ſchrieb ihm ſeinen Zug der Docktor den
ſeinen: und die Verwirrung die mein Vater
durch das Wort aus welches ein ſchreckliches
Wort iſt, und durch die zwei Lichte am hel-
len Tage welche zum Wort aus eben ſo
ſchrecklich abſtechen, erregt hatte; brachten
meine Mutter und mich auf den Gedanken,

Docktor
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0141" n="133"/>
eine Papier nicht zeitig genug fallen laßen.<lb/>
Heilige A&#x017F;che die&#x017F;e Thra&#x0364;ne &#x017F;ey Weihwa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fu&#x0364;r dich. Mit dir geweiheter Staub! will<lb/>
ich den Sarg meines Sohnes begru&#x0364;ßen. Du<lb/>
bi&#x017F;t Erde und &#x017F;ol&#x017F;t zur Erde werden.</p><lb/>
        <p>Cleopatra die eine Perle auftrank &#x017F;agt&#x2019;<lb/>
er nach einer Weile, hat nicht mehr verzeh-<lb/>
ret, als ich heute, und kein <hi rendition="#aq">Lucius Plaucius</hi><lb/>
hat die andere Perle gerettet.</p><lb/>
        <p>Die Na&#x0364;gel fingen wieder an zu blinken<lb/>
ich &#x017F;ahe meinen Tod vor Augen, und em-<lb/>
pfand wie es einem jungen Men&#x017F;chen von<lb/>
vierzehn Jahren zu Muth&#x2019; i&#x017F;t wenn er &#x017F;ter-<lb/>
ben &#x017F;oll.</p><lb/>
        <p>Freilich ha&#x0364;tte mir einfallen ko&#x0364;nnen, daß<lb/>
ein Brief vom Docktor Saft und &#x017F;o viel<lb/>
Po&#x017F;tgeld nicht im Verha&#x0364;ltnis wa&#x0364;ren, doch<lb/>
fiel es meiner Mutter &#x017F;o wenig wie mir ein.</p><lb/>
        <p>Mein Vater zog mit dem Docktor Saft<lb/>
u&#x0364;ber mein Leben &#x017F;chriftlich Schach! Mein<lb/>
Vater &#x017F;chrieb ihm &#x017F;einen Zug der Docktor den<lb/>
&#x017F;einen: und die Verwirrung die mein Vater<lb/>
durch das Wort aus welches ein &#x017F;chreckliches<lb/>
Wort i&#x017F;t, und durch die zwei Lichte am hel-<lb/>
len Tage welche zum Wort aus eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chrecklich ab&#x017F;techen, erregt hatte; brachten<lb/>
meine Mutter und mich auf den Gedanken,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Docktor</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0141] eine Papier nicht zeitig genug fallen laßen. Heilige Aſche dieſe Thraͤne ſey Weihwaſſer fuͤr dich. Mit dir geweiheter Staub! will ich den Sarg meines Sohnes begruͤßen. Du biſt Erde und ſolſt zur Erde werden. Cleopatra die eine Perle auftrank ſagt’ er nach einer Weile, hat nicht mehr verzeh- ret, als ich heute, und kein Lucius Plaucius hat die andere Perle gerettet. Die Naͤgel fingen wieder an zu blinken ich ſahe meinen Tod vor Augen, und em- pfand wie es einem jungen Menſchen von vierzehn Jahren zu Muth’ iſt wenn er ſter- ben ſoll. Freilich haͤtte mir einfallen koͤnnen, daß ein Brief vom Docktor Saft und ſo viel Poſtgeld nicht im Verhaͤltnis waͤren, doch fiel es meiner Mutter ſo wenig wie mir ein. Mein Vater zog mit dem Docktor Saft uͤber mein Leben ſchriftlich Schach! Mein Vater ſchrieb ihm ſeinen Zug der Docktor den ſeinen: und die Verwirrung die mein Vater durch das Wort aus welches ein ſchreckliches Wort iſt, und durch die zwei Lichte am hel- len Tage welche zum Wort aus eben ſo ſchrecklich abſtechen, erregt hatte; brachten meine Mutter und mich auf den Gedanken, Docktor J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/141
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/141>, abgerufen am 21.05.2024.