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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Dreyer hebräisch besitzet. Hierinn hatte sie
recht. Ein Pastor ohne die Sprache Gottes
zu wißen! Da mein Vater wol aus dem
Tone hörte, daß es Zeit wäre, entweder sei-
nes Leidens ein Ende zu machen, oder sich zu-
rück zu ziehen; ging er gelaßen aus dem Zim-
mer in sein Studirstübchen, wo er auch drey
Stunden eingeschloßen blieb. Während die-
ser Zeit fing meine Mutter Bürgerkriege mit
mir an. Bald war mein Kopf ein Wetter-
hahn, bald hatte ich läppische Angewohnhei-
ten und andre sieben Sachen mehr -- Der
Zorn wider deinen Vater hatte sich gelegt,
und sie schien es mir sehr deutlich zu verstehen
zu geben, daß wenn ich nur den Kopf gerade
gehalten, mein Bräutigam wahl gesagt ha-
ben würde, wer sein Vater wäre? Endlich
sprang ihr Zorn, so wie das Fieber, wenn's
nicht mehr so heftig ist, das von deinem Va-
ter auf deinen Grosvater, und von deinem
Grosvater auf mich gekommen war, von
mir auf die Kathrine. So fuhr der Satan,
meiner Mutter nicht zu nahe geredet, in die
Säue. Kathrine hatt' ihr, statt des Salz-
faßes, Pfeffer gereicht, woran sie freilich
nicht gut reichte, denn meine Mutter schüt-
tete so viel Pfeffer in die Fische, als sie Salz

gebraucht

Dreyer hebraͤiſch beſitzet. Hierinn hatte ſie
recht. Ein Paſtor ohne die Sprache Gottes
zu wißen! Da mein Vater wol aus dem
Tone hoͤrte, daß es Zeit waͤre, entweder ſei-
nes Leidens ein Ende zu machen, oder ſich zu-
ruͤck zu ziehen; ging er gelaßen aus dem Zim-
mer in ſein Studirſtuͤbchen, wo er auch drey
Stunden eingeſchloßen blieb. Waͤhrend die-
ſer Zeit fing meine Mutter Buͤrgerkriege mit
mir an. Bald war mein Kopf ein Wetter-
hahn, bald hatte ich laͤppiſche Angewohnhei-
ten und andre ſieben Sachen mehr — Der
Zorn wider deinen Vater hatte ſich gelegt,
und ſie ſchien es mir ſehr deutlich zu verſtehen
zu geben, daß wenn ich nur den Kopf gerade
gehalten, mein Braͤutigam wahl geſagt ha-
ben wuͤrde, wer ſein Vater waͤre? Endlich
ſprang ihr Zorn, ſo wie das Fieber, wenn’s
nicht mehr ſo heftig iſt, das von deinem Va-
ter auf deinen Grosvater, und von deinem
Grosvater auf mich gekommen war, von
mir auf die Kathrine. So fuhr der Satan,
meiner Mutter nicht zu nahe geredet, in die
Saͤue. Kathrine hatt’ ihr, ſtatt des Salz-
faßes, Pfeffer gereicht, woran ſie freilich
nicht gut reichte, denn meine Mutter ſchuͤt-
tete ſo viel Pfeffer in die Fiſche, als ſie Salz

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[269/0281] Dreyer hebraͤiſch beſitzet. Hierinn hatte ſie recht. Ein Paſtor ohne die Sprache Gottes zu wißen! Da mein Vater wol aus dem Tone hoͤrte, daß es Zeit waͤre, entweder ſei- nes Leidens ein Ende zu machen, oder ſich zu- ruͤck zu ziehen; ging er gelaßen aus dem Zim- mer in ſein Studirſtuͤbchen, wo er auch drey Stunden eingeſchloßen blieb. Waͤhrend die- ſer Zeit fing meine Mutter Buͤrgerkriege mit mir an. Bald war mein Kopf ein Wetter- hahn, bald hatte ich laͤppiſche Angewohnhei- ten und andre ſieben Sachen mehr — Der Zorn wider deinen Vater hatte ſich gelegt, und ſie ſchien es mir ſehr deutlich zu verſtehen zu geben, daß wenn ich nur den Kopf gerade gehalten, mein Braͤutigam wahl geſagt ha- ben wuͤrde, wer ſein Vater waͤre? Endlich ſprang ihr Zorn, ſo wie das Fieber, wenn’s nicht mehr ſo heftig iſt, das von deinem Va- ter auf deinen Grosvater, und von deinem Grosvater auf mich gekommen war, von mir auf die Kathrine. So fuhr der Satan, meiner Mutter nicht zu nahe geredet, in die Saͤue. Kathrine hatt’ ihr, ſtatt des Salz- faßes, Pfeffer gereicht, woran ſie freilich nicht gut reichte, denn meine Mutter ſchuͤt- tete ſo viel Pfeffer in die Fiſche, als ſie Salz gebraucht

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/281>, abgerufen am 24.11.2024.