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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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ward zum Vergleich ausgesetzt, und schloß
sich, wie sich die Comödien alle schließen, mit
der Heirath. Der Herr v -- heirathete,
o! Wunder über Wunder! die jüngste Toch-
ter des Pastors L -- So kann man auch
zum Ehemann, und nicht blos zum Ritter
geschlagen werden! In Curl -- konnte aber
dieser Gräuel von Seiten des -- v --
nicht von der Sonne beschienen werden. Der
Pastor gab Geld und die Tochter, -- der
Geschlagene nichts als Ja -- weil er nichts
weiter hatte, und ein Krippenritter war.
Das Paar reisete ab. Glückliche Reise!
Mein Gifttraum, sagte meine Mutter, war
wenigstens von Seiten der jüngsten Tochter
des Pastors L -- pünktlich erfüllet; ob-
gleich der Pastor L -- niemals Präpositus
geworden ist, und es auch schwerlich werden
wird. Sein Säftchen war der Melchisedech,
welches du ohne Auslegung verstehen wirst.
Meine Mutter nahm mich beym fünften
Westknopf, von oben gezählt, und hielt mir,
wegen des Namens Alexander, eine sehr lange
Rede, die mir zugleich aufklärte, warum sie
mich, wie es meine Leser selbst gehört, statt
Alexander Einhörnchen genandt. Diese
Aufklärung bin ich meinen Lesern zu ihrer

gleich-

ward zum Vergleich ausgeſetzt, und ſchloß
ſich, wie ſich die Comoͤdien alle ſchließen, mit
der Heirath. Der Herr v — heirathete,
o! Wunder uͤber Wunder! die juͤngſte Toch-
ter des Paſtors L — So kann man auch
zum Ehemann, und nicht blos zum Ritter
geſchlagen werden! In Curl — konnte aber
dieſer Graͤuel von Seiten des — v —
nicht von der Sonne beſchienen werden. Der
Paſtor gab Geld und die Tochter, — der
Geſchlagene nichts als Ja — weil er nichts
weiter hatte, und ein Krippenritter war.
Das Paar reiſete ab. Gluͤckliche Reiſe!
Mein Gifttraum, ſagte meine Mutter, war
wenigſtens von Seiten der juͤngſten Tochter
des Paſtors L — puͤnktlich erfuͤllet; ob-
gleich der Paſtor L — niemals Praͤpoſitus
geworden iſt, und es auch ſchwerlich werden
wird. Sein Saͤftchen war der Melchiſedech,
welches du ohne Auslegung verſtehen wirſt.
Meine Mutter nahm mich beym fuͤnften
Weſtknopf, von oben gezaͤhlt, und hielt mir,
wegen des Namens Alexander, eine ſehr lange
Rede, die mir zugleich aufklaͤrte, warum ſie
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[288/0300] ward zum Vergleich ausgeſetzt, und ſchloß ſich, wie ſich die Comoͤdien alle ſchließen, mit der Heirath. Der Herr v — heirathete, o! Wunder uͤber Wunder! die juͤngſte Toch- ter des Paſtors L — So kann man auch zum Ehemann, und nicht blos zum Ritter geſchlagen werden! In Curl — konnte aber dieſer Graͤuel von Seiten des — v — nicht von der Sonne beſchienen werden. Der Paſtor gab Geld und die Tochter, — der Geſchlagene nichts als Ja — weil er nichts weiter hatte, und ein Krippenritter war. Das Paar reiſete ab. Gluͤckliche Reiſe! Mein Gifttraum, ſagte meine Mutter, war wenigſtens von Seiten der juͤngſten Tochter des Paſtors L — puͤnktlich erfuͤllet; ob- gleich der Paſtor L — niemals Praͤpoſitus geworden iſt, und es auch ſchwerlich werden wird. Sein Saͤftchen war der Melchiſedech, welches du ohne Auslegung verſtehen wirſt. Meine Mutter nahm mich beym fuͤnften Weſtknopf, von oben gezaͤhlt, und hielt mir, wegen des Namens Alexander, eine ſehr lange Rede, die mir zugleich aufklaͤrte, warum ſie mich, wie es meine Leſer ſelbſt gehoͤrt, ſtatt Alexander Einhoͤrnchen genandt. Dieſe Aufklaͤrung bin ich meinen Leſern zu ihrer gleich-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/300>, abgerufen am 22.11.2024.