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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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achtzig Jahr, wenns köstlich gewesen, ists Mü-
he und Arbeit gewesen; denn es fähret schnell
dahin, als flögen wir davon. Wir bringen
unsre Jahre zu, wie ein Geschwätz. Hüte
dich Hiobsposten zu bringen, man haßt den
Verräther, und liebt die Verätherey. Wer
heut ein Spiel gewinnet, verlieret morgen
siebenfältig, und mancher giebt mit einem
Auge, und mit sieben sieht er, was er wie-
der erhalte. Wenn das Glück wohl will,
den machts zum Narren. Die Narren ha-
ben ihr Herz im Munde; aber die Weisen ha-
ben ihren Mund im Herzen. Wer mit einem
Narren redet redet mit einem Mondsichti-
gen. Hüte dich vor dem, der sich selbst ge-
zeichnet hat.
Ueber einen Todten trauret
man, denn er hat das Licht nicht mehr:
aber über einen Narren solte man trauren,
weil ihm das Lämpchen im Verstande, wie
den fünf thörichten Jungfrauen, ausgegan-
gen. Der Schweiß eines Außätzigen ist bes-
ser, als der Ambra eines Narren. Ein Ge-
lehrter Mann ist in Gesellschaft, wie der
Mond, bald voll, bald halb, bald ein Vier-
theil; in seinem Hause ist er immer eine
Sonne. Lerne selbst, ehe du lehrest, und
ahme nicht die Aerzte nach, die wie Schnei-

der

achtzig Jahr, wenns koͤſtlich geweſen, iſts Muͤ-
he und Arbeit geweſen; denn es faͤhret ſchnell
dahin, als floͤgen wir davon. Wir bringen
unſre Jahre zu, wie ein Geſchwaͤtz. Huͤte
dich Hiobspoſten zu bringen, man haßt den
Verraͤther, und liebt die Veraͤtherey. Wer
heut ein Spiel gewinnet, verlieret morgen
ſiebenfaͤltig, und mancher giebt mit einem
Auge, und mit ſieben ſieht er, was er wie-
der erhalte. Wenn das Gluͤck wohl will,
den machts zum Narren. Die Narren ha-
ben ihr Herz im Munde; aber die Weiſen ha-
ben ihren Mund im Herzen. Wer mit einem
Narren redet redet mit einem Mondſichti-
gen. Huͤte dich vor dem, der ſich ſelbſt ge-
zeichnet hat.
Ueber einen Todten trauret
man, denn er hat das Licht nicht mehr:
aber uͤber einen Narren ſolte man trauren,
weil ihm das Laͤmpchen im Verſtande, wie
den fuͤnf thoͤrichten Jungfrauen, ausgegan-
gen. Der Schweiß eines Außaͤtzigen iſt beſ-
ſer, als der Ambra eines Narren. Ein Ge-
lehrter Mann iſt in Geſellſchaft, wie der
Mond, bald voll, bald halb, bald ein Vier-
theil; in ſeinem Hauſe iſt er immer eine
Sonne. Lerne ſelbſt, ehe du lehreſt, und
ahme nicht die Aerzte nach, die wie Schnei-

der
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[316/0328] achtzig Jahr, wenns koͤſtlich geweſen, iſts Muͤ- he und Arbeit geweſen; denn es faͤhret ſchnell dahin, als floͤgen wir davon. Wir bringen unſre Jahre zu, wie ein Geſchwaͤtz. Huͤte dich Hiobspoſten zu bringen, man haßt den Verraͤther, und liebt die Veraͤtherey. Wer heut ein Spiel gewinnet, verlieret morgen ſiebenfaͤltig, und mancher giebt mit einem Auge, und mit ſieben ſieht er, was er wie- der erhalte. Wenn das Gluͤck wohl will, den machts zum Narren. Die Narren ha- ben ihr Herz im Munde; aber die Weiſen ha- ben ihren Mund im Herzen. Wer mit einem Narren redet redet mit einem Mondſichti- gen. Huͤte dich vor dem, der ſich ſelbſt ge- zeichnet hat. Ueber einen Todten trauret man, denn er hat das Licht nicht mehr: aber uͤber einen Narren ſolte man trauren, weil ihm das Laͤmpchen im Verſtande, wie den fuͤnf thoͤrichten Jungfrauen, ausgegan- gen. Der Schweiß eines Außaͤtzigen iſt beſ- ſer, als der Ambra eines Narren. Ein Ge- lehrter Mann iſt in Geſellſchaft, wie der Mond, bald voll, bald halb, bald ein Vier- theil; in ſeinem Hauſe iſt er immer eine Sonne. Lerne ſelbſt, ehe du lehreſt, und ahme nicht die Aerzte nach, die wie Schnei- der

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/328>, abgerufen am 22.11.2024.