dirbt die ganze Pastete. Wenn es mit dei- ner Predigt nicht fort will, und von drey bis in die Dämmerung gefischet und nichts gefangen ist; laß Licht anzünden, und es wird dir auch ein Licht aufgehen. Wenn du übern Tod predigst, mache deine Predigt nie am Tage, sondern des Abends. Predigst du vom Lobe Gottes; steh Morgens um vier auf. Wenn gleich das Andencken deiner Trüb- saale verwächst, suche eine Narbe zu behalten, damit du an Gottes Hülfe dencken, und ihn in deinem Kämmerlein, und in der Gemeine des Herrn, preisen könnest. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Va- ter, ist der, die Wäysen und Wittwen in ihrem Trübsal besuchen, und sich von der Welt unbefleckt behalten. In deinen Pre- digten lehre Himmel und Hölle! sey nicht blos Brenn sondern auch Bauholz. Halte dir selbst Wort mein Lieber! so wirst du auch andern es halten. Narren ins Fegfeuer, Gottlose in die Hölle. Weide die Heerde und siehe wohl zu, nicht gezwungen, sondern williglich, nicht um schändlichen Gewinstes willen, sondern von Herzensgrund. Nicht, als die über das Volck herrschen, sondern werd ein Vorbild der Heerde. So wirst
du,
dirbt die ganze Paſtete. Wenn es mit dei- ner Predigt nicht fort will, und von drey bis in die Daͤmmerung gefiſchet und nichts gefangen iſt; laß Licht anzuͤnden, und es wird dir auch ein Licht aufgehen. Wenn du uͤbern Tod predigſt, mache deine Predigt nie am Tage, ſondern des Abends. Predigſt du vom Lobe Gottes; ſteh Morgens um vier auf. Wenn gleich das Andencken deiner Truͤb- ſaale verwaͤchſt, ſuche eine Narbe zu behalten, damit du an Gottes Huͤlfe dencken, und ihn in deinem Kaͤmmerlein, und in der Gemeine des Herrn, preiſen koͤnneſt. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienſt vor Gott dem Va- ter, iſt der, die Waͤyſen und Wittwen in ihrem Truͤbſal beſuchen, und ſich von der Welt unbefleckt behalten. In deinen Pre- digten lehre Himmel und Hoͤlle! ſey nicht blos Brenn ſondern auch Bauholz. Halte dir ſelbſt Wort mein Lieber! ſo wirſt du auch andern es halten. Narren ins Fegfeuer, Gottloſe in die Hoͤlle. Weide die Heerde und ſiehe wohl zu, nicht gezwungen, ſondern williglich, nicht um ſchaͤndlichen Gewinſtes willen, ſondern von Herzensgrund. Nicht, als die uͤber das Volck herrſchen, ſondern werd ein Vorbild der Heerde. So wirſt
du,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0341"n="329"/>
dirbt die ganze Paſtete. Wenn es mit dei-<lb/>
ner Predigt nicht fort will, und von drey<lb/>
bis in die Daͤmmerung gefiſchet und nichts<lb/>
gefangen iſt; laß Licht anzuͤnden, und es wird<lb/>
dir auch ein Licht aufgehen. Wenn du uͤbern<lb/>
Tod predigſt, mache deine Predigt nie am<lb/>
Tage, ſondern des Abends. Predigſt du<lb/>
vom Lobe Gottes; ſteh Morgens um vier<lb/>
auf. Wenn gleich das Andencken deiner Truͤb-<lb/>ſaale verwaͤchſt, ſuche eine Narbe zu behalten,<lb/>
damit du an Gottes Huͤlfe dencken, und ihn<lb/>
in deinem Kaͤmmerlein, und in der Gemeine<lb/>
des Herrn, preiſen koͤnneſt. Ein reiner und<lb/>
unbefleckter Gottesdienſt vor Gott dem Va-<lb/>
ter, iſt der, die Waͤyſen und Wittwen in<lb/>
ihrem Truͤbſal beſuchen, und ſich von der<lb/>
Welt unbefleckt behalten. In deinen Pre-<lb/>
digten lehre Himmel und Hoͤlle! ſey nicht<lb/>
blos Brenn ſondern auch Bauholz. Halte<lb/>
dir ſelbſt Wort mein Lieber! ſo wirſt du auch<lb/>
andern es halten. Narren ins Fegfeuer,<lb/>
Gottloſe in die Hoͤlle. Weide die Heerde<lb/>
und ſiehe wohl zu, nicht gezwungen, ſondern<lb/>
williglich, nicht um ſchaͤndlichen Gewinſtes<lb/>
willen, ſondern von Herzensgrund. Nicht,<lb/>
als die uͤber das Volck herrſchen, ſondern<lb/>
werd ein Vorbild der Heerde. So wirſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">du,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[329/0341]
dirbt die ganze Paſtete. Wenn es mit dei-
ner Predigt nicht fort will, und von drey
bis in die Daͤmmerung gefiſchet und nichts
gefangen iſt; laß Licht anzuͤnden, und es wird
dir auch ein Licht aufgehen. Wenn du uͤbern
Tod predigſt, mache deine Predigt nie am
Tage, ſondern des Abends. Predigſt du
vom Lobe Gottes; ſteh Morgens um vier
auf. Wenn gleich das Andencken deiner Truͤb-
ſaale verwaͤchſt, ſuche eine Narbe zu behalten,
damit du an Gottes Huͤlfe dencken, und ihn
in deinem Kaͤmmerlein, und in der Gemeine
des Herrn, preiſen koͤnneſt. Ein reiner und
unbefleckter Gottesdienſt vor Gott dem Va-
ter, iſt der, die Waͤyſen und Wittwen in
ihrem Truͤbſal beſuchen, und ſich von der
Welt unbefleckt behalten. In deinen Pre-
digten lehre Himmel und Hoͤlle! ſey nicht
blos Brenn ſondern auch Bauholz. Halte
dir ſelbſt Wort mein Lieber! ſo wirſt du auch
andern es halten. Narren ins Fegfeuer,
Gottloſe in die Hoͤlle. Weide die Heerde
und ſiehe wohl zu, nicht gezwungen, ſondern
williglich, nicht um ſchaͤndlichen Gewinſtes
willen, ſondern von Herzensgrund. Nicht,
als die uͤber das Volck herrſchen, ſondern
werd ein Vorbild der Heerde. So wirſt
du,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/341>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.