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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Vier Hauptwinde, der Engländer Ost, der
Franzose Süd, der Deutsche Westwind, und
das Volck in Norden der Wind seines Na-
mens. --
Herr v. G. Curland würde dieses Volck
wol schwerlich heißen -- aber Pastor, der
Tischstyl ist allgemein -- leicht, nicht wahr?
Man könnte den französischen zum Muster
vorschlagen.
Pastor. Warum das? je nachdem der
Mann, der spricht, je nachdem das Gastmal,
je nachdem der Styl. Der hört die Austern
wie einen rußischen Fuhrmann pfeifen, der
läßt sie erst verstummen vor ihrem Scheerer,
der ißt sie mit Haut und Haar, der balbirt
sie erst! Fremde Gewürze verderben das Eßen
und das Gespräch; die liebe Natur muß bey
Tafel präsidiren --
Herr v. G. Ich bete nicht eher, als bis
Salz auf den Tisch ist. -- Es ist ein Sinn-
bild vom Verstande, und ich dencke, gewiße
Art Leute müßen bey Tisch nie anders reden,
als daß es zur Noth aufgeschrieben werden
könnte. Der Tischstyl und der Briefstyl solt
freylich Natur aus der ersten Hand seyn;
wer kann Natur genug predigen? Wir sind
wie Affenleiter, wie Bärenleiter, die ihre
Thie-
G g 5
Vier Hauptwinde, der Englaͤnder Oſt, der
Franzoſe Suͤd, der Deutſche Weſtwind, und
das Volck in Norden der Wind ſeines Na-
mens. —
Herr v. G. Curland wuͤrde dieſes Volck
wol ſchwerlich heißen — aber Paſtor, der
Tiſchſtyl iſt allgemein — leicht, nicht wahr?
Man koͤnnte den franzoͤſiſchen zum Muſter
vorſchlagen.
Paſtor. Warum das? je nachdem der
Mann, der ſpricht, je nachdem das Gaſtmal,
je nachdem der Styl. Der hoͤrt die Auſtern
wie einen rußiſchen Fuhrmann pfeifen, der
laͤßt ſie erſt verſtummen vor ihrem Scheerer,
der ißt ſie mit Haut und Haar, der balbirt
ſie erſt! Fremde Gewuͤrze verderben das Eßen
und das Geſpraͤch; die liebe Natur muß bey
Tafel praͤſidiren —
Herr v. G. Ich bete nicht eher, als bis
Salz auf den Tiſch iſt. — Es iſt ein Sinn-
bild vom Verſtande, und ich dencke, gewiße
Art Leute muͤßen bey Tiſch nie anders reden,
als daß es zur Noth aufgeſchrieben werden
koͤnnte. Der Tiſchſtyl und der Briefſtyl ſolt
freylich Natur aus der erſten Hand ſeyn;
wer kann Natur genug predigen? Wir ſind
wie Affenleiter, wie Baͤrenleiter, die ihre
Thie-
G g 5
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[471/0485] Vier Hauptwinde, der Englaͤnder Oſt, der Franzoſe Suͤd, der Deutſche Weſtwind, und das Volck in Norden der Wind ſeines Na- mens. — Herr v. G. Curland wuͤrde dieſes Volck wol ſchwerlich heißen — aber Paſtor, der Tiſchſtyl iſt allgemein — leicht, nicht wahr? Man koͤnnte den franzoͤſiſchen zum Muſter vorſchlagen. Paſtor. Warum das? je nachdem der Mann, der ſpricht, je nachdem das Gaſtmal, je nachdem der Styl. Der hoͤrt die Auſtern wie einen rußiſchen Fuhrmann pfeifen, der laͤßt ſie erſt verſtummen vor ihrem Scheerer, der ißt ſie mit Haut und Haar, der balbirt ſie erſt! Fremde Gewuͤrze verderben das Eßen und das Geſpraͤch; die liebe Natur muß bey Tafel praͤſidiren — Herr v. G. Ich bete nicht eher, als bis Salz auf den Tiſch iſt. — Es iſt ein Sinn- bild vom Verſtande, und ich dencke, gewiße Art Leute muͤßen bey Tiſch nie anders reden, als daß es zur Noth aufgeſchrieben werden koͤnnte. Der Tiſchſtyl und der Briefſtyl ſolt freylich Natur aus der erſten Hand ſeyn; wer kann Natur genug predigen? Wir ſind wie Affenleiter, wie Baͤrenleiter, die ihre Thie- G g 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/485>, abgerufen am 22.11.2024.