Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.zuwarten, reichlich den Werth des Weins bewiesen, und die Tafel mußte (Herr v. W -- mochte wollen oder nicht) aufge- hoben werden. -- Die letzte Gesundheit und Schluß der Ta- fel war Luthers Gesundheit: "Daß es uns wohlgeh' auf unsre alte "Tage!" Der Herr v. G -- wollte noch besonders des seelgen D. Luthers Gesundheit im Rheinwein trincken, es war aber schon alles auf den Beinen. -- Herr v. W --, dem Prosit die Mahlzeit viel zu unhöflich war, wollte ganz was beson- ders sagen; allein konnt' er vor den Wald- hörnern? Alles gieng seinen eigenen Weg. Ich, zu meinem Vortheil, quartierte mich in ein klein Zimmerchen ein, wo ich den heutigen Tag in Kürz' und Einfalt wie- derhohlen wollte. Dieser Umstand ließ mich hören, was meine Leser lesen sollen. Herr v. G. Warum laßt ihr einen so gu- ten Alten nicht gerade zu? (Bediente gehen ab.) Der Alte. (grif ein) Gnädiger Herr! Sie wollten -- ich aber wollte nicht. Herr v. G. Und warum? Der K k 3
zuwarten, reichlich den Werth des Weins bewieſen, und die Tafel mußte (Herr v. W — mochte wollen oder nicht) aufge- hoben werden. — Die letzte Geſundheit und Schluß der Ta- fel war Luthers Geſundheit: „Daß es uns wohlgeh’ auf unſre alte „Tage!„ Der Herr v. G — wollte noch beſonders des ſeelgen D. Luthers Geſundheit im Rheinwein trincken, es war aber ſchon alles auf den Beinen. — Herr v. W —, dem Proſit die Mahlzeit viel zu unhoͤflich war, wollte ganz was beſon- ders ſagen; allein konnt’ er vor den Wald- hoͤrnern? Alles gieng ſeinen eigenen Weg. Ich, zu meinem Vortheil, quartierte mich in ein klein Zimmerchen ein, wo ich den heutigen Tag in Kuͤrz’ und Einfalt wie- derhohlen wollte. Dieſer Umſtand ließ mich hoͤren, was meine Leſer leſen ſollen. Herr v. G. Warum laßt ihr einen ſo gu- ten Alten nicht gerade zu? (Bediente gehen ab.) Der Alte. (grif ein) Gnaͤdiger Herr! Sie wollten — ich aber wollte nicht. Herr v. G. Und warum? Der K k 3
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hoben werden. —
Die letzte Geſundheit und Schluß der Ta-
fel war Luthers Geſundheit:
„Daß es uns wohlgeh’ auf unſre alte
„Tage!„
Der Herr v. G — wollte noch beſonders
des ſeelgen D. Luthers Geſundheit im
Rheinwein trincken, es war aber ſchon
alles auf den Beinen. —
Herr v. W —, dem Proſit die Mahlzeit viel
zu unhoͤflich war, wollte ganz was beſon-
ders ſagen; allein konnt’ er vor den Wald-
hoͤrnern? Alles gieng ſeinen eigenen Weg.
Ich, zu meinem Vortheil, quartierte mich
in ein klein Zimmerchen ein, wo ich den
heutigen Tag in Kuͤrz’ und Einfalt wie-
derhohlen wollte. Dieſer Umſtand ließ
mich hoͤren, was meine Leſer leſen ſollen.
Herr v. G. Warum laßt ihr einen ſo gu-
ten Alten nicht gerade zu? (Bediente gehen ab.)
Der Alte. (grif ein) Gnaͤdiger Herr! Sie
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