Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

stützten etwas aus meinem anekhou kai ape-
khou zu geben, wenn ich es bey mir gehabt. --
Diesem alten Mann gehörte, das merkte
man, noch ein Haufen Kinder an, der um
Brod schrie! Es war recht, als wenn alle
diese Kleinen mitleierten. --

Zwinge dich nicht, schreibt meine Mut-
ter, ohne Geld auszugehen, das heißt: aus
einem guten ein schlechter Mensch werden
wollen
. -- diesmal freut' ich mich aber,
ohne dieses versiegelte Schatzpäckchen gewe-
sen zu seyn, da ich zu Hause kam; denn ich
hätte mich in Wahrheit nicht gehalten, und
meines Vaters Auflage gerade zu entgegen
gehandelt! "In der größten Noth!" Dies
brachte mich zum Gelübde bey mir selbst,
dies Schatzpäckchen nie bey mir zu tragen.
Ohne Geld aber, liebe Mutter! werd' ich
nicht ausgehen.

Bey der lezten Strophe, die ich meinen
Lesern auch nicht entziehen will, war der Ton
ganz anders:

Herrscher über Tod und Leben,
man einmal mein Ende gut!
lehre mich den Geist aufgeben
mit recht wohlgefaßtem Muth!
hilf, daß ich ein ehrllch Grab
neben
N 4

ſtuͤtzten etwas aus meinem ανεχου και απε-
χου zu geben, wenn ich es bey mir gehabt. —
Dieſem alten Mann gehoͤrte, das merkte
man, noch ein Haufen Kinder an, der um
Brod ſchrie! Es war recht, als wenn alle
dieſe Kleinen mitleierten. —

Zwinge dich nicht, ſchreibt meine Mut-
ter, ohne Geld auszugehen, das heißt: aus
einem guten ein ſchlechter Menſch werden
wollen
. — diesmal freut’ ich mich aber,
ohne dieſes verſiegelte Schatzpaͤckchen gewe-
ſen zu ſeyn, da ich zu Hauſe kam; denn ich
haͤtte mich in Wahrheit nicht gehalten, und
meines Vaters Auflage gerade zu entgegen
gehandelt! „In der groͤßten Noth!„ Dies
brachte mich zum Geluͤbde bey mir ſelbſt,
dies Schatzpaͤckchen nie bey mir zu tragen.
Ohne Geld aber, liebe Mutter! werd’ ich
nicht ausgehen.

Bey der lezten Strophe, die ich meinen
Leſern auch nicht entziehen will, war der Ton
ganz anders:

Herrſcher uͤber Tod und Leben,
man einmal mein Ende gut!
lehre mich den Geiſt aufgeben
mit recht wohlgefaßtem Muth!
hilf, daß ich ein ehrllch Grab
neben
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0207" n="199"/>
&#x017F;tu&#x0364;tzten etwas aus meinem &#x03B1;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C7;&#x03BF;&#x03C5; &#x03BA;&#x03B1;&#x03B9; &#x03B1;&#x03C0;&#x03B5;-<lb/>
&#x03C7;&#x03BF;&#x03C5; zu geben, wenn ich es bey mir gehabt. &#x2014;<lb/>
Die&#x017F;em alten Mann geho&#x0364;rte, das merkte<lb/>
man, noch ein Haufen Kinder an, der um<lb/>
Brod &#x017F;chrie! Es war recht, als wenn alle<lb/>
die&#x017F;e Kleinen mitleierten. &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Zwinge dich nicht,</hi> &#x017F;chreibt meine Mut-<lb/>
ter, <hi rendition="#fr">ohne Geld auszugehen, das heißt: aus<lb/>
einem guten ein &#x017F;chlechter Men&#x017F;ch werden<lb/>
wollen</hi>. &#x2014; diesmal freut&#x2019; ich mich aber,<lb/>
ohne die&#x017F;es ver&#x017F;iegelte Schatzpa&#x0364;ckchen gewe-<lb/>
&#x017F;en zu &#x017F;eyn, da ich zu Hau&#x017F;e kam; denn ich<lb/>
ha&#x0364;tte mich in Wahrheit nicht gehalten, und<lb/>
meines Vaters Auflage gerade zu entgegen<lb/>
gehandelt! &#x201E;<hi rendition="#fr">In der gro&#x0364;ßten Noth!</hi>&#x201E; Dies<lb/>
brachte mich zum Gelu&#x0364;bde bey mir &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
dies Schatzpa&#x0364;ckchen nie bey mir zu tragen.<lb/>
Ohne Geld aber, liebe Mutter! werd&#x2019; ich<lb/>
nicht ausgehen.</p><lb/>
          <p>Bey der lezten Strophe, die ich meinen<lb/>
Le&#x017F;ern auch nicht entziehen will, war der Ton<lb/>
ganz anders:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Herr&#x017F;cher u&#x0364;ber Tod und Leben,</l><lb/>
            <l>man einmal mein Ende gut!</l><lb/>
            <l>lehre mich den Gei&#x017F;t aufgeben</l><lb/>
            <l>mit recht wohlgefaßtem Muth!</l><lb/>
            <l>hilf, daß ich ein ehrllch Grab</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">N 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">neben</fw><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0207] ſtuͤtzten etwas aus meinem ανεχου και απε- χου zu geben, wenn ich es bey mir gehabt. — Dieſem alten Mann gehoͤrte, das merkte man, noch ein Haufen Kinder an, der um Brod ſchrie! Es war recht, als wenn alle dieſe Kleinen mitleierten. — Zwinge dich nicht, ſchreibt meine Mut- ter, ohne Geld auszugehen, das heißt: aus einem guten ein ſchlechter Menſch werden wollen. — diesmal freut’ ich mich aber, ohne dieſes verſiegelte Schatzpaͤckchen gewe- ſen zu ſeyn, da ich zu Hauſe kam; denn ich haͤtte mich in Wahrheit nicht gehalten, und meines Vaters Auflage gerade zu entgegen gehandelt! „In der groͤßten Noth!„ Dies brachte mich zum Geluͤbde bey mir ſelbſt, dies Schatzpaͤckchen nie bey mir zu tragen. Ohne Geld aber, liebe Mutter! werd’ ich nicht ausgehen. Bey der lezten Strophe, die ich meinen Leſern auch nicht entziehen will, war der Ton ganz anders: Herrſcher uͤber Tod und Leben, man einmal mein Ende gut! lehre mich den Geiſt aufgeben mit recht wohlgefaßtem Muth! hilf, daß ich ein ehrllch Grab neben N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/207
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/207>, abgerufen am 15.05.2024.