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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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len Vorstellungen, die wir von der Sache
haben können, gilt, ist das wahre darin.

In so weit sich eine Sache nicht wider-
spricht, in so weit ist eine Seitenwand zum
Wahrheitsgebäude fertig, in so weit ist eine Be-
dingung da, unter der etwas wahr ist. Wer
kann und will aber sagen: alles was sich nicht
widerspricht, ist wahr? Es kann wahr werden.
Es ist in Gott wahr, jeder Gedanke bey ihm
steht da. Das Principium des Widerspruchs ist
immer ein negatives Wahrheits kennzeichen. Es
ist nur eine Laterne in der Hand; allein es ge-
hört mehr dazu, als meiner Mutter Hand-
laternchen, wenn man hier sicher und ohn-
angefallen an Stell' und Ort kommen soll.

Die Sinne lehren das Formale eines
Dinges, der Verstand das Materiale. Das,
wodurch das Mannigfaltige auf gleiche Art
gedacht werden kann, heißt Regel. Der
Verstand ist das Vermögen der Vorstellungen
nach Regeln. Wir haben viele Vorstellun-
gen, die wir nicht wahrnehmen, deren wir
uns nicht bewußt sind. Man kann mit ei-
nem Menschen sprechen, ohne daß man weiß,
was er für ein Kleid hat, und man kann
denken, ohne daß man es wahrnimmt. Ein
abstrakter Kopf ist, der so denkt, daß er

nur

len Vorſtellungen, die wir von der Sache
haben koͤnnen, gilt, iſt das wahre darin.

In ſo weit ſich eine Sache nicht wider-
ſpricht, in ſo weit iſt eine Seitenwand zum
Wahrheitsgebaͤude fertig, in ſo weit iſt eine Be-
dingung da, unter der etwas wahr iſt. Wer
kann und will aber ſagen: alles was ſich nicht
widerſpricht, iſt wahr? Es kann wahr werden.
Es iſt in Gott wahr, jeder Gedanke bey ihm
ſteht da. Das Principium des Widerſpruchs iſt
immer ein negatives Wahrheits kennzeichen. Es
iſt nur eine Laterne in der Hand; allein es ge-
hoͤrt mehr dazu, als meiner Mutter Hand-
laternchen, wenn man hier ſicher und ohn-
angefallen an Stell’ und Ort kommen ſoll.

Die Sinne lehren das Formale eines
Dinges, der Verſtand das Materiale. Das,
wodurch das Mannigfaltige auf gleiche Art
gedacht werden kann, heißt Regel. Der
Verſtand iſt das Vermoͤgen der Vorſtellungen
nach Regeln. Wir haben viele Vorſtellun-
gen, die wir nicht wahrnehmen, deren wir
uns nicht bewußt ſind. Man kann mit ei-
nem Menſchen ſprechen, ohne daß man weiß,
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[237/0245] len Vorſtellungen, die wir von der Sache haben koͤnnen, gilt, iſt das wahre darin. In ſo weit ſich eine Sache nicht wider- ſpricht, in ſo weit iſt eine Seitenwand zum Wahrheitsgebaͤude fertig, in ſo weit iſt eine Be- dingung da, unter der etwas wahr iſt. Wer kann und will aber ſagen: alles was ſich nicht widerſpricht, iſt wahr? Es kann wahr werden. Es iſt in Gott wahr, jeder Gedanke bey ihm ſteht da. Das Principium des Widerſpruchs iſt immer ein negatives Wahrheits kennzeichen. Es iſt nur eine Laterne in der Hand; allein es ge- hoͤrt mehr dazu, als meiner Mutter Hand- laternchen, wenn man hier ſicher und ohn- angefallen an Stell’ und Ort kommen ſoll. Die Sinne lehren das Formale eines Dinges, der Verſtand das Materiale. Das, wodurch das Mannigfaltige auf gleiche Art gedacht werden kann, heißt Regel. Der Verſtand iſt das Vermoͤgen der Vorſtellungen nach Regeln. Wir haben viele Vorſtellun- gen, die wir nicht wahrnehmen, deren wir uns nicht bewußt ſind. Man kann mit ei- nem Menſchen ſprechen, ohne daß man weiß, was er fuͤr ein Kleid hat, und man kann denken, ohne daß man es wahrnimmt. Ein abſtrakter Kopf iſt, der ſo denkt, daß er nur

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/245>, abgerufen am 23.11.2024.