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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Kraut und Pflaster sie heilen könne, es die
Einsamkeit, die Selbstgelaßenheit sey, wenn
diese Einsiedeley nur gleich beym Anfange
gebraucht wird. Die Einsamkeit ist dem Un-
gewohnten wie ein kaltes Bad, das anfangs
widerlich ist; allein es stärkt die Nerven! --
Gesellschaft ängstigt schwermüthige Personen,
das heißt, sie macht sie kränker. O ihr güti-
gen Thränen! was für ein sichres Recept seyd
ihr in dieser Krankheit, und in Gesellschaft
weinen, welch ein Mann kann das? Der
Graf wünschte mir Glück zu meiner Gene-
sung. Jetzt sah er selbst ein, was für ein Zu-
fall es gewesen. Das Phänomenon bey die-
ser Sache war, daß ich, so froh ich war zu
sterben, ich es auch zufrieden war wieder zu
leben. Nicht wahr! ein wahres Phänomen.
Ich, der ich meine Hände nach dem Tode
ausstreckte, nach dem Freyswerber, den Mi-
ne zu mir gesandt, ich, der ich mit diesem
Manne ziehen wollte, der ich nach der Zeit
tausend und abermahl tausendmahl bey ihr zu
seyn mich herzlich sehnte. Der Graf versi-
cherte mich, daß er kein Sterbenszeichen um
und an mir entdeckt. Saft hat also unzeitig
sein Haupt geschüttelt: Dem Grafen zum
Munde
würde ich in Rücksicht des Gesprächs

mit

Kraut und Pflaſter ſie heilen koͤnne, es die
Einſamkeit, die Selbſtgelaßenheit ſey, wenn
dieſe Einſiedeley nur gleich beym Anfange
gebraucht wird. Die Einſamkeit iſt dem Un-
gewohnten wie ein kaltes Bad, das anfangs
widerlich iſt; allein es ſtaͤrkt die Nerven! —
Geſellſchaft aͤngſtigt ſchwermuͤthige Perſonen,
das heißt, ſie macht ſie kraͤnker. O ihr guͤti-
gen Thraͤnen! was fuͤr ein ſichres Recept ſeyd
ihr in dieſer Krankheit, und in Geſellſchaft
weinen, welch ein Mann kann das? Der
Graf wuͤnſchte mir Gluͤck zu meiner Gene-
ſung. Jetzt ſah er ſelbſt ein, was fuͤr ein Zu-
fall es geweſen. Das Phaͤnomenon bey die-
ſer Sache war, daß ich, ſo froh ich war zu
ſterben, ich es auch zufrieden war wieder zu
leben. Nicht wahr! ein wahres Phaͤnomen.
Ich, der ich meine Haͤnde nach dem Tode
ausſtreckte, nach dem Freyswerber, den Mi-
ne zu mir geſandt, ich, der ich mit dieſem
Manne ziehen wollte, der ich nach der Zeit
tauſend und abermahl tauſendmahl bey ihr zu
ſeyn mich herzlich ſehnte. Der Graf verſi-
cherte mich, daß er kein Sterbenszeichen um
und an mir entdeckt. Saft hat alſo unzeitig
ſein Haupt geſchuͤttelt: Dem Grafen zum
Munde
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[154/0160] Kraut und Pflaſter ſie heilen koͤnne, es die Einſamkeit, die Selbſtgelaßenheit ſey, wenn dieſe Einſiedeley nur gleich beym Anfange gebraucht wird. Die Einſamkeit iſt dem Un- gewohnten wie ein kaltes Bad, das anfangs widerlich iſt; allein es ſtaͤrkt die Nerven! — Geſellſchaft aͤngſtigt ſchwermuͤthige Perſonen, das heißt, ſie macht ſie kraͤnker. O ihr guͤti- gen Thraͤnen! was fuͤr ein ſichres Recept ſeyd ihr in dieſer Krankheit, und in Geſellſchaft weinen, welch ein Mann kann das? Der Graf wuͤnſchte mir Gluͤck zu meiner Gene- ſung. Jetzt ſah er ſelbſt ein, was fuͤr ein Zu- fall es geweſen. Das Phaͤnomenon bey die- ſer Sache war, daß ich, ſo froh ich war zu ſterben, ich es auch zufrieden war wieder zu leben. Nicht wahr! ein wahres Phaͤnomen. Ich, der ich meine Haͤnde nach dem Tode ausſtreckte, nach dem Freyswerber, den Mi- ne zu mir geſandt, ich, der ich mit dieſem Manne ziehen wollte, der ich nach der Zeit tauſend und abermahl tauſendmahl bey ihr zu ſeyn mich herzlich ſehnte. Der Graf verſi- cherte mich, daß er kein Sterbenszeichen um und an mir entdeckt. Saft hat alſo unzeitig ſein Haupt geſchuͤttelt: Dem Grafen zum Munde wuͤrde ich in Ruͤckſicht des Geſpraͤchs mit

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/160>, abgerufen am 26.11.2024.