zum ruhigen Leben, zum ungestörten Genuß desselben bringen, ob sie aber das Leben ver- längern, ist noch die Frage. Der Mensch hat seine bestimmte Zeit. Wenn es Ausnah- men giebt; so ist die Lebens-Oekonomie -- wenigstens nicht immer schuld daran. Wär' es durchaus nöthig gewesen, daß wir nicht mehr, nicht weniger, essen und trinken solten; hätte die Natur eine Thür angebracht, die von selbst zugefallen wäre. Erreichten denn nur gute Lebens-Oekonomen, oder erreichten nicht gemeinhin auch Verschwender dieses ausgerückte Ziel? Sie scheinen zu Ausschwei- fern bestimmt zu seyn, im Tod und Leben. Sie leben, wenn man so sagen soll: auf Tod und Leben. Sie empfangen ihr Gutes in die- sem Leben! Laßt sie doch, laßt sie doch leben! Ich wette drauf, es sind wenige, die solch ein Leben nehmen vor halb Geld. Die meisten Menschen haben nur Jahre, nicht Leben, zu- rückgelegt. Sie reden vom Leben, als von einer Sache, die man von Hörensagen kennt. Wie viel gehört zum Leben! Man nehme den Zufällen des Lebens ihre Wichtigkeit, wer kann das? Man bedenke, daß nur das Wohl- verhalten den Werth des Menschen und seines Seyns ausmache. Wer verstehet diese Kunst?
Und
zum ruhigen Leben, zum ungeſtoͤrten Genuß deſſelben bringen, ob ſie aber das Leben ver- laͤngern, iſt noch die Frage. Der Menſch hat ſeine beſtimmte Zeit. Wenn es Ausnah- men giebt; ſo iſt die Lebens-Oekonomie — wenigſtens nicht immer ſchuld daran. Waͤr’ es durchaus noͤthig geweſen, daß wir nicht mehr, nicht weniger, eſſen und trinken ſolten; haͤtte die Natur eine Thuͤr angebracht, die von ſelbſt zugefallen waͤre. Erreichten denn nur gute Lebens-Oekonomen, oder erreichten nicht gemeinhin auch Verſchwender dieſes ausgeruͤckte Ziel? Sie ſcheinen zu Ausſchwei- fern beſtimmt zu ſeyn, im Tod und Leben. Sie leben, wenn man ſo ſagen ſoll: auf Tod und Leben. Sie empfangen ihr Gutes in die- ſem Leben! Laßt ſie doch, laßt ſie doch leben! Ich wette drauf, es ſind wenige, die ſolch ein Leben nehmen vor halb Geld. Die meiſten Menſchen haben nur Jahre, nicht Leben, zu- ruͤckgelegt. Sie reden vom Leben, als von einer Sache, die man von Hoͤrenſagen kennt. Wie viel gehoͤrt zum Leben! Man nehme den Zufaͤllen des Lebens ihre Wichtigkeit, wer kann das? Man bedenke, daß nur das Wohl- verhalten den Werth des Menſchen und ſeines Seyns ausmache. Wer verſtehet dieſe Kunſt?
Und
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zum ruhigen Leben, zum ungeſtoͤrten Genuß
deſſelben bringen, ob ſie aber das Leben ver-
laͤngern, iſt noch die Frage. Der Menſch
hat ſeine beſtimmte Zeit. Wenn es Ausnah-
men giebt; ſo iſt die Lebens-Oekonomie —
wenigſtens nicht immer ſchuld daran. Waͤr’
es durchaus noͤthig geweſen, daß wir nicht
mehr, nicht weniger, eſſen und trinken ſolten;
haͤtte die Natur eine Thuͤr angebracht, die
von ſelbſt zugefallen waͤre. Erreichten denn
nur gute Lebens-Oekonomen, oder erreichten
nicht gemeinhin auch Verſchwender dieſes
ausgeruͤckte Ziel? Sie ſcheinen zu Ausſchwei-
fern beſtimmt zu ſeyn, im Tod und Leben.
Sie leben, wenn man ſo ſagen ſoll: auf Tod
und Leben. Sie empfangen ihr Gutes in die-
ſem Leben! Laßt ſie doch, laßt ſie doch leben!
Ich wette drauf, es ſind wenige, die ſolch ein
Leben nehmen vor halb Geld. Die meiſten
Menſchen haben nur Jahre, nicht Leben, zu-
ruͤckgelegt. Sie reden vom Leben, als von
einer Sache, die man von Hoͤrenſagen kennt.
Wie viel gehoͤrt zum Leben! Man nehme den
Zufaͤllen des Lebens ihre Wichtigkeit, wer
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verhalten den Werth des Menſchen und ſeines
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/170>, abgerufen am 26.11.2024.
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