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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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wunsch der beyden Kranzträgerinnen bemerkt
hatte, und bat sie beyderseits, sich der Her-
zen dieser guten Mädchens anzunehmen. Dies
geschah unverzüglich. -- Da kam es denn
bald zum Vorschein, daß der eine Vater seine
Tochter einem kleinen dicken Pächter, und
nicht dem raschen Martin, der die Tochter
liebte, bestimmt hatte; der andere wollte sie
seiner Schwestersohn, einem weit schönern
reichern Burschen, als Caspar war, zuwen-
den. Das Mädchen aber wollte Casparn
oder keinen. Dergleichen Wahleigensinn,
sollte man ihn wohl unter Leuten dieser Art
vermuthen? Kunst ist er. Von Anbeginn ist
es nicht so gewesen. Adam konnte nicht wäh-
len und doch hatt' er ein allerliebstes Weib. --
Caspar war indessen ein guter Junge, der
dem Mädchen mehr zur Hand gieng, als der
Schwestersohn, der seiner Sache sich gewis
glaubte. Nathanael und der Prediger brach-
ten es in kurzer Zeit zum Vergleich. Martin
und Caspar waren an dem Tage, da Gretchen
Hochzeit hielt, die glücklichen Bräutigams.
Wir werden schon nacheilen, sagten die ver-
gnügten Bursche, und Gretchen ward roth,
was weiß ich warum? Nathanael sah' in den
Spiegel. Ich glaube nicht, daß es eben so

ange-

wunſch der beyden Kranztraͤgerinnen bemerkt
hatte, und bat ſie beyderſeits, ſich der Her-
zen dieſer guten Maͤdchens anzunehmen. Dies
geſchah unverzuͤglich. — Da kam es denn
bald zum Vorſchein, daß der eine Vater ſeine
Tochter einem kleinen dicken Paͤchter, und
nicht dem raſchen Martin, der die Tochter
liebte, beſtimmt hatte; der andere wollte ſie
ſeiner Schweſterſohn, einem weit ſchoͤnern
reichern Burſchen, als Caſpar war, zuwen-
den. Das Maͤdchen aber wollte Caſparn
oder keinen. Dergleichen Wahleigenſinn,
ſollte man ihn wohl unter Leuten dieſer Art
vermuthen? Kunſt iſt er. Von Anbeginn iſt
es nicht ſo geweſen. Adam konnte nicht waͤh-
len und doch hatt’ er ein allerliebſtes Weib. —
Caſpar war indeſſen ein guter Junge, der
dem Maͤdchen mehr zur Hand gieng, als der
Schweſterſohn, der ſeiner Sache ſich gewis
glaubte. Nathanael und der Prediger brach-
ten es in kurzer Zeit zum Vergleich. Martin
und Caſpar waren an dem Tage, da Gretchen
Hochzeit hielt, die gluͤcklichen Braͤutigams.
Wir werden ſchon nacheilen, ſagten die ver-
gnuͤgten Burſche, und Gretchen ward roth,
was weiß ich warum? Nathanael ſah’ in den
Spiegel. Ich glaube nicht, daß es eben ſo

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[342/0348] wunſch der beyden Kranztraͤgerinnen bemerkt hatte, und bat ſie beyderſeits, ſich der Her- zen dieſer guten Maͤdchens anzunehmen. Dies geſchah unverzuͤglich. — Da kam es denn bald zum Vorſchein, daß der eine Vater ſeine Tochter einem kleinen dicken Paͤchter, und nicht dem raſchen Martin, der die Tochter liebte, beſtimmt hatte; der andere wollte ſie ſeiner Schweſterſohn, einem weit ſchoͤnern reichern Burſchen, als Caſpar war, zuwen- den. Das Maͤdchen aber wollte Caſparn oder keinen. Dergleichen Wahleigenſinn, ſollte man ihn wohl unter Leuten dieſer Art vermuthen? Kunſt iſt er. Von Anbeginn iſt es nicht ſo geweſen. Adam konnte nicht waͤh- len und doch hatt’ er ein allerliebſtes Weib. — Caſpar war indeſſen ein guter Junge, der dem Maͤdchen mehr zur Hand gieng, als der Schweſterſohn, der ſeiner Sache ſich gewis glaubte. Nathanael und der Prediger brach- ten es in kurzer Zeit zum Vergleich. Martin und Caſpar waren an dem Tage, da Gretchen Hochzeit hielt, die gluͤcklichen Braͤutigams. Wir werden ſchon nacheilen, ſagten die ver- gnuͤgten Burſche, und Gretchen ward roth, was weiß ich warum? Nathanael ſah’ in den Spiegel. Ich glaube nicht, daß es eben ſo ange-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/348>, abgerufen am 22.11.2024.