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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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angenehm sey, in Gesellschaft zu heyrathen,
als zu sterben, obgleich ich nicht vom Grafen
zu diesem Glauben aufgefordert bin. Ein
verliebtes Paar ist Adam und Eva in der gan-
zen weiten Welt; sie dünken sich die einzigsten
Menschen in der Welt zu seyn und sich selbst
genug. --

Eine Gesellschaft wie diese indessen, muß
auch bey den Verliebtesten ein Beytrag des
Vergnügens seyn. Das Dorf kam unserer
Hochzeitfreude eben dadurch näher. Es
war alles Paar und Paar. Die Dorfälte-
sten hatten sich schon längst vor der Hochzeit
vorgesetzet, dem Nathanael-Gretschen Myr-
tenfeste zu Ehren eine Beyfreude zu bezeigen.
Ein Reihentanz konnt' es nicht seyn; denn sie
war aus dem Stamme Levi, und des See-
lenhirten eheleibliche einzige Jungfer Tochter.
Nach vielem Hin- und Herdenken waren sie
endlich auf einen ländlichen Gesang gefallen,
den zwölf der schönsten Mädchen in weißen
Kleidern kurz vor Schlafengehen absingen
sollten. Ein junger Bursche hatte diesen Ge-
sang entworfen, der Herr Organist aber, wie
es hies, hatt' ihn stilisirt, oder die Natur
verkünstelt. Die beyden Kranzträgerinnen
hatten große Rollen bey dieser singenden

Mit-
Y 4

angenehm ſey, in Geſellſchaft zu heyrathen,
als zu ſterben, obgleich ich nicht vom Grafen
zu dieſem Glauben aufgefordert bin. Ein
verliebtes Paar iſt Adam und Eva in der gan-
zen weiten Welt; ſie duͤnken ſich die einzigſten
Menſchen in der Welt zu ſeyn und ſich ſelbſt
genug. —

Eine Geſellſchaft wie dieſe indeſſen, muß
auch bey den Verliebteſten ein Beytrag des
Vergnuͤgens ſeyn. Das Dorf kam unſerer
Hochzeitfreude eben dadurch naͤher. Es
war alles Paar und Paar. Die Dorfaͤlte-
ſten hatten ſich ſchon laͤngſt vor der Hochzeit
vorgeſetzet, dem Nathanael-Gretſchen Myr-
tenfeſte zu Ehren eine Beyfreude zu bezeigen.
Ein Reihentanz konnt’ es nicht ſeyn; denn ſie
war aus dem Stamme Levi, und des See-
lenhirten eheleibliche einzige Jungfer Tochter.
Nach vielem Hin- und Herdenken waren ſie
endlich auf einen laͤndlichen Geſang gefallen,
den zwoͤlf der ſchoͤnſten Maͤdchen in weißen
Kleidern kurz vor Schlafengehen abſingen
ſollten. Ein junger Burſche hatte dieſen Ge-
ſang entworfen, der Herr Organiſt aber, wie
es hies, hatt’ ihn ſtiliſirt, oder die Natur
verkuͤnſtelt. Die beyden Kranztraͤgerinnen
hatten große Rollen bey dieſer ſingenden

Mit-
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[343/0349] angenehm ſey, in Geſellſchaft zu heyrathen, als zu ſterben, obgleich ich nicht vom Grafen zu dieſem Glauben aufgefordert bin. Ein verliebtes Paar iſt Adam und Eva in der gan- zen weiten Welt; ſie duͤnken ſich die einzigſten Menſchen in der Welt zu ſeyn und ſich ſelbſt genug. — Eine Geſellſchaft wie dieſe indeſſen, muß auch bey den Verliebteſten ein Beytrag des Vergnuͤgens ſeyn. Das Dorf kam unſerer Hochzeitfreude eben dadurch naͤher. Es war alles Paar und Paar. Die Dorfaͤlte- ſten hatten ſich ſchon laͤngſt vor der Hochzeit vorgeſetzet, dem Nathanael-Gretſchen Myr- tenfeſte zu Ehren eine Beyfreude zu bezeigen. Ein Reihentanz konnt’ es nicht ſeyn; denn ſie war aus dem Stamme Levi, und des See- lenhirten eheleibliche einzige Jungfer Tochter. Nach vielem Hin- und Herdenken waren ſie endlich auf einen laͤndlichen Geſang gefallen, den zwoͤlf der ſchoͤnſten Maͤdchen in weißen Kleidern kurz vor Schlafengehen abſingen ſollten. Ein junger Burſche hatte dieſen Ge- ſang entworfen, der Herr Organiſt aber, wie es hies, hatt’ ihn ſtiliſirt, oder die Natur verkuͤnſtelt. Die beyden Kranztraͤgerinnen hatten große Rollen bey dieſer ſingenden Mit- Y 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/349>, abgerufen am 22.11.2024.