"in Todesnoth gewest. Von den Juden hab' "ich fünfmahl empfangen vierzig Streiche, "weniger eins. Ich bin dreymahl gestäupet, "einmahl gesteiniget, dreymal hab' ich Schif- "bruch erlitten, Tag und Nacht hab' ich zu- "gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha- "be oft gereiset, ich bin in Fährlichkeit gewe- "sen zu Wasser, in Fährlichkeit unter den Mördern, in Fährlichkeit unter den Jüden, "in Fährlichkeit unter den Heiden, in Fähr- "lichkeit in Städten, in Fährlichkeit in der "Wüsten, in Fährlichkeit auf dem Meer, in "Fährlichkeit unter den falschen Brüdern. "In Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in "Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost "und Blöße. Ohne was sich sonst zuträget, "nemlich daß ich täglich werde angelaufen, "und trage Sorge für alle Gemeinen."
O des vortreflichen Paulus! O des theu- ren auserwählten Rüstzeuges, des Superin- tendenten unter den Aposteln! Da bin ich eben, wo ich hin wollte. Kann sich, lieber Sohn, Sankt Paulus rühmen seiner Supe- rintendentur, warum sollten wir vergeßen, daß wir aus dem Stamme Levi sind, und daß ich fünf Pastorahnen von Vater- und vier von mütterlicher Seite zählen kann, daß einer
meiner
„in Todesnoth geweſt. Von den Juden hab’ „ich fuͤnfmahl empfangen vierzig Streiche, „weniger eins. Ich bin dreymahl geſtaͤupet, „einmahl geſteiniget, dreymal hab’ ich Schif- „bruch erlitten, Tag und Nacht hab’ ich zu- „gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha- „be oft gereiſet, ich bin in Faͤhrlichkeit gewe- „ſen zu Waſſer, in Faͤhrlichkeit unter den Moͤrdern, in Faͤhrlichkeit unter den Juͤden, „in Faͤhrlichkeit unter den Heiden, in Faͤhr- „lichkeit in Staͤdten, in Faͤhrlichkeit in der „Wuͤſten, in Faͤhrlichkeit auf dem Meer, in „Faͤhrlichkeit unter den falſchen Bruͤdern. „In Muͤhe und Arbeit, in viel Wachen, in „Hunger und Durſt, in viel Faſten, in Froſt „und Bloͤße. Ohne was ſich ſonſt zutraͤget, „nemlich daß ich taͤglich werde angelaufen, „und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen.“
O des vortreflichen Paulus! O des theu- ren auserwaͤhlten Ruͤſtzeuges, des Superin- tendenten unter den Apoſteln! Da bin ich eben, wo ich hin wollte. Kann ſich, lieber Sohn, Sankt Paulus ruͤhmen ſeiner Supe- rintendentur, warum ſollten wir vergeßen, daß wir aus dem Stamme Levi ſind, und daß ich fuͤnf Paſtorahnen von Vater- und vier von muͤtterlicher Seite zaͤhlen kann, daß einer
meiner
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0406"n="398"/>„in Todesnoth geweſt. Von den Juden hab’<lb/>„ich fuͤnfmahl empfangen vierzig Streiche,<lb/>„weniger eins. Ich bin dreymahl geſtaͤupet,<lb/>„einmahl geſteiniget, dreymal hab’ ich Schif-<lb/>„bruch erlitten, Tag und Nacht hab’ ich zu-<lb/>„gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha-<lb/>„be oft gereiſet, ich bin in Faͤhrlichkeit gewe-<lb/>„ſen zu Waſſer, in Faͤhrlichkeit unter den<lb/>
Moͤrdern, in Faͤhrlichkeit unter den Juͤden,<lb/>„in Faͤhrlichkeit unter den Heiden, in Faͤhr-<lb/>„lichkeit in Staͤdten, in Faͤhrlichkeit in der<lb/>„Wuͤſten, in Faͤhrlichkeit auf dem Meer, in<lb/>„Faͤhrlichkeit unter den falſchen Bruͤdern.<lb/>„In Muͤhe und Arbeit, in viel Wachen, in<lb/>„Hunger und Durſt, in viel Faſten, in Froſt<lb/>„und Bloͤße. Ohne was ſich ſonſt zutraͤget,<lb/>„nemlich daß ich taͤglich werde angelaufen,<lb/>„und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen.“</p><lb/><p>O des vortreflichen Paulus! O des theu-<lb/>
ren auserwaͤhlten Ruͤſtzeuges, des Superin-<lb/>
tendenten unter den Apoſteln! Da bin ich<lb/>
eben, wo ich hin wollte. Kann ſich, lieber<lb/>
Sohn, Sankt Paulus ruͤhmen ſeiner Supe-<lb/>
rintendentur, warum ſollten wir vergeßen,<lb/>
daß wir aus dem Stamme Levi ſind, und daß<lb/>
ich fuͤnf Paſtorahnen von Vater- und vier<lb/>
von muͤtterlicher Seite zaͤhlen kann, daß einer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">meiner</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[398/0406]
„in Todesnoth geweſt. Von den Juden hab’
„ich fuͤnfmahl empfangen vierzig Streiche,
„weniger eins. Ich bin dreymahl geſtaͤupet,
„einmahl geſteiniget, dreymal hab’ ich Schif-
„bruch erlitten, Tag und Nacht hab’ ich zu-
„gebracht in der Tiefe des Meeres. Ich ha-
„be oft gereiſet, ich bin in Faͤhrlichkeit gewe-
„ſen zu Waſſer, in Faͤhrlichkeit unter den
Moͤrdern, in Faͤhrlichkeit unter den Juͤden,
„in Faͤhrlichkeit unter den Heiden, in Faͤhr-
„lichkeit in Staͤdten, in Faͤhrlichkeit in der
„Wuͤſten, in Faͤhrlichkeit auf dem Meer, in
„Faͤhrlichkeit unter den falſchen Bruͤdern.
„In Muͤhe und Arbeit, in viel Wachen, in
„Hunger und Durſt, in viel Faſten, in Froſt
„und Bloͤße. Ohne was ſich ſonſt zutraͤget,
„nemlich daß ich taͤglich werde angelaufen,
„und trage Sorge fuͤr alle Gemeinen.“
O des vortreflichen Paulus! O des theu-
ren auserwaͤhlten Ruͤſtzeuges, des Superin-
tendenten unter den Apoſteln! Da bin ich
eben, wo ich hin wollte. Kann ſich, lieber
Sohn, Sankt Paulus ruͤhmen ſeiner Supe-
rintendentur, warum ſollten wir vergeßen,
daß wir aus dem Stamme Levi ſind, und daß
ich fuͤnf Paſtorahnen von Vater- und vier
von muͤtterlicher Seite zaͤhlen kann, daß einer
meiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/406>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.