meiner Ahnherrn Superintendent und zwey Präpositi gewesen, daß Ehren Paul Ein- horn mit uns von der Seitenlinie verwandt ist? Ists denn nichts, Menschen vom Ir- thum und Thorheit bringen zu der Wahr- heit? Ists denn nichts, Superintendent seyn? Der Herzog regiert über den Leib, der Superintendent über die Seele. Dein seli- ger Grosvater sagte, wer ein kluges Buch schreibt, hat ein Edict ausgeschrieben, das nicht ein spannlanges Ländchen, sondern die Welt beobachtet. Er ist mehr von Gottes Gnaden, was er ist, als diese Durchlauchtige Häupter. Wenn ich die Wahl hätte, so wolt' ich lieber Newton, als Czar Peter seyn, sagt' unser Hauptcandidat. Dein Vater schüttelte den Kopf, was ist aber da zu schüt- teln? Und wenn nicht ein Dichter, ein Hi- storicus, dazu kommt, fuhr der Candidat fort, (Es ist immer derselbe mit den langen Manschetten) was ist denn des Helden größte That? Ein Held, ein Monarch, braucht ei- nen Dichter, einen Redner; aber diese können sich ohn' ihn behelfen. -- Dein Vater nahm den Candidaten bey der Hand, damit aber war die Sache nicht ausgemacht. Es ist kein Kleines, Gottes Diener zu seyn. Was ist
der
meiner Ahnherrn Superintendent und zwey Praͤpoſiti geweſen, daß Ehren Paul Ein- horn mit uns von der Seitenlinie verwandt iſt? Iſts denn nichts, Menſchen vom Ir- thum und Thorheit bringen zu der Wahr- heit? Iſts denn nichts, Superintendent ſeyn? Der Herzog regiert uͤber den Leib, der Superintendent uͤber die Seele. Dein ſeli- ger Grosvater ſagte, wer ein kluges Buch ſchreibt, hat ein Edict ausgeſchrieben, das nicht ein ſpannlanges Laͤndchen, ſondern die Welt beobachtet. Er iſt mehr von Gottes Gnaden, was er iſt, als dieſe Durchlauchtige Haͤupter. Wenn ich die Wahl haͤtte, ſo wolt’ ich lieber Newton, als Czar Peter ſeyn, ſagt’ unſer Hauptcandidat. Dein Vater ſchuͤttelte den Kopf, was iſt aber da zu ſchuͤt- teln? Und wenn nicht ein Dichter, ein Hi- ſtoricus, dazu kommt, fuhr der Candidat fort, (Es iſt immer derſelbe mit den langen Manſchetten) was iſt denn des Helden groͤßte That? Ein Held, ein Monarch, braucht ei- nen Dichter, einen Redner; aber dieſe koͤnnen ſich ohn’ ihn behelfen. — Dein Vater nahm den Candidaten bey der Hand, damit aber war die Sache nicht ausgemacht. Es iſt kein Kleines, Gottes Diener zu ſeyn. Was iſt
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meiner Ahnherrn Superintendent und zwey
Praͤpoſiti geweſen, daß Ehren Paul Ein-
horn mit uns von der Seitenlinie verwandt
iſt? Iſts denn nichts, Menſchen vom Ir-
thum und Thorheit bringen zu der Wahr-
heit? Iſts denn nichts, Superintendent
ſeyn? Der Herzog regiert uͤber den Leib, der
Superintendent uͤber die Seele. Dein ſeli-
ger Grosvater ſagte, wer ein kluges Buch
ſchreibt, hat ein Edict ausgeſchrieben, das
nicht ein ſpannlanges Laͤndchen, ſondern die
Welt beobachtet. Er iſt mehr von Gottes
Gnaden, was er iſt, als dieſe Durchlauchtige
Haͤupter. Wenn ich die Wahl haͤtte, ſo wolt’
ich lieber Newton, als Czar Peter ſeyn,
ſagt’ unſer Hauptcandidat. Dein Vater
ſchuͤttelte den Kopf, was iſt aber da zu ſchuͤt-
teln? Und wenn nicht ein Dichter, ein Hi-
ſtoricus, dazu kommt, fuhr der Candidat
fort, (Es iſt immer derſelbe mit den langen
Manſchetten) was iſt denn des Helden groͤßte
That? Ein Held, ein Monarch, braucht ei-
nen Dichter, einen Redner; aber dieſe koͤnnen
ſich ohn’ ihn behelfen. — Dein Vater nahm
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/407>, abgerufen am 21.11.2024.
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