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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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den Pastor loci und den Hofmeister, welche
altioris indaginis sind -- Sclaven! --

Solch ein König auch König Friedrich ist;
getrau' ich mir doch (und das ist wieder ein
Wunder in seinem Auge) zu ihm zu kommen,
und ihm den Antrag zu thun, zu seyn, wie
unser Einer; es versteht sich, wenn dies Stünd-
lein vorhanden ist. Das Menschengeschlecht
sucht alles auf dem unrechten Wege, und das
kommt, weil es nicht zusammenhält. Da es
nicht Gott treu ist, wie kann es Menschen
treu seyn? Gott hat alles dabey gethan, und
den Menschen den Trieb der Geselligkeit so
gar tief ins Herz gelegt; allein noch stossen
sie sich von einander. Wie sehr in weitent
Felde liegt nicht alles, und wie nahe könnt'
es liegen; wenn Gottes Wille geschähe!

Nimm, lieber Vater, mit diesem speci-
mine academico
vorn Willen, das ich dir loco
testimonii
schuldig bin. Ich habe die Kosten
dabey gespart, und bin bey einem Manne,
wie du, eben so weit, wo nicht weiter. -- --


Meine Leser werden freylich aus diesem
Briefstück des mehrern ersehen, daß eine ge-

wisse

den Paſtor loci und den Hofmeiſter, welche
altioris indaginis ſind — Sclaven! —

Solch ein Koͤnig auch Koͤnig Friedrich iſt;
getrau’ ich mir doch (und das iſt wieder ein
Wunder in ſeinem Auge) zu ihm zu kommen,
und ihm den Antrag zu thun, zu ſeyn, wie
unſer Einer; es verſteht ſich, wenn dies Stuͤnd-
lein vorhanden iſt. Das Menſchengeſchlecht
ſucht alles auf dem unrechten Wege, und das
kommt, weil es nicht zuſammenhaͤlt. Da es
nicht Gott treu iſt, wie kann es Menſchen
treu ſeyn? Gott hat alles dabey gethan, und
den Menſchen den Trieb der Geſelligkeit ſo
gar tief ins Herz gelegt; allein noch ſtoſſen
ſie ſich von einander. Wie ſehr in weitent
Felde liegt nicht alles, und wie nahe koͤnnt’
es liegen; wenn Gottes Wille geſchaͤhe!

Nimm, lieber Vater, mit dieſem ſpeci-
mine academico
vorn Willen, das ich dir loco
teſtimonii
ſchuldig bin. Ich habe die Koſten
dabey geſpart, und bin bey einem Manne,
wie du, eben ſo weit, wo nicht weiter. — —


Meine Leſer werden freylich aus dieſem
Briefſtuͤck des mehrern erſehen, daß eine ge-

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[432/0440] den Paſtor loci und den Hofmeiſter, welche altioris indaginis ſind — Sclaven! — Solch ein Koͤnig auch Koͤnig Friedrich iſt; getrau’ ich mir doch (und das iſt wieder ein Wunder in ſeinem Auge) zu ihm zu kommen, und ihm den Antrag zu thun, zu ſeyn, wie unſer Einer; es verſteht ſich, wenn dies Stuͤnd- lein vorhanden iſt. Das Menſchengeſchlecht ſucht alles auf dem unrechten Wege, und das kommt, weil es nicht zuſammenhaͤlt. Da es nicht Gott treu iſt, wie kann es Menſchen treu ſeyn? Gott hat alles dabey gethan, und den Menſchen den Trieb der Geſelligkeit ſo gar tief ins Herz gelegt; allein noch ſtoſſen ſie ſich von einander. Wie ſehr in weitent Felde liegt nicht alles, und wie nahe koͤnnt’ es liegen; wenn Gottes Wille geſchaͤhe! Nimm, lieber Vater, mit dieſem ſpeci- mine academico vorn Willen, das ich dir loco teſtimonii ſchuldig bin. Ich habe die Koſten dabey geſpart, und bin bey einem Manne, wie du, eben ſo weit, wo nicht weiter. — — Meine Leſer werden freylich aus dieſem Briefſtuͤck des mehrern erſehen, daß eine ge- wiſſe

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/440>, abgerufen am 02.09.2024.