nicht auf Amalien, die einen Argos von dir zum Geschenke zurückbehielt, nicht auf die Brunette mit dem treflichen Busen, wo ein Ball gegeben wird, und wo zehn tausend Lie- besgötter schweben! -- von Trinen frag ich? -- -- Gotthard trat uns bey.
Der gute Junker Gotthard hatt' es von seinem Vater, und dieser von dem Meinigen, daß man das Volk in der Sprache suchen müste, und da er sich viel darauf zu gut that, ein halber Landsmann von Grosbrittanien zu seyn, so neckt' er sich mit dem Engländer, dem es sichtbarlich Vergnügen machte. Schade nur, daß Junker Gotthard nicht viel eng- lisch wuste. Englisch Mann, fieng er an, England! Curland, warum denn nicht: cursch Mann? -- und dann wieder: was solch ein Englich Mann vom Kopfe macht! Da haben wir doch, Gottlob! Stirne und Scheitel, und er Kopfkron und Vorkopf! -- Bruder! erwiedert' ich, das Volk kann ein Wort vom Kopf mitreden, und denn immer ich selbst, fuhr Gotthard fort, das Selbst doch ja nicht zu vergessen! Sieh! sagt ich ihm, Bruder! da ist doch jeder was selbst; im monarchischen Staat ist man alles par
Bri-
nicht auf Amalien, die einen Argos von dir zum Geſchenke zuruͤckbehielt, nicht auf die Brunette mit dem treflichen Buſen, wo ein Ball gegeben wird, und wo zehn tauſend Lie- besgoͤtter ſchweben! — von Trinen frag ich? — — Gotthard trat uns bey.
Der gute Junker Gotthard hatt’ es von ſeinem Vater, und dieſer von dem Meinigen, daß man das Volk in der Sprache ſuchen muͤſte, und da er ſich viel darauf zu gut that, ein halber Landsmann von Grosbrittanien zu ſeyn, ſo neckt’ er ſich mit dem Englaͤnder, dem es ſichtbarlich Vergnuͤgen machte. Schade nur, daß Junker Gotthard nicht viel eng- liſch wuſte. Engliſch Mann, fieng er an, England! Curland, warum denn nicht: curſch Mann? — und dann wieder: was ſolch ein Englich Mann vom Kopfe macht! Da haben wir doch, Gottlob! Stirne und Scheitel, und er Kopfkron und Vorkopf! — Bruder! erwiedert’ ich, das Volk kann ein Wort vom Kopf mitreden, und denn immer ich ſelbſt, fuhr Gotthard fort, das Selbſt doch ja nicht zu vergeſſen! Sieh! ſagt ich ihm, Bruder! da iſt doch jeder was ſelbſt; im monarchiſchen Staat iſt man alles par
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nicht auf Amalien, die einen Argos von dir
zum Geſchenke zuruͤckbehielt, nicht auf die
Brunette mit dem treflichen Buſen, wo ein
Ball gegeben wird, und wo zehn tauſend Lie-
besgoͤtter ſchweben! — von Trinen frag
ich? — — Gotthard trat uns bey.
Der gute Junker Gotthard hatt’ es von
ſeinem Vater, und dieſer von dem Meinigen,
daß man das Volk in der Sprache ſuchen
muͤſte, und da er ſich viel darauf zu gut that,
ein halber Landsmann von Grosbrittanien zu
ſeyn, ſo neckt’ er ſich mit dem Englaͤnder, dem
es ſichtbarlich Vergnuͤgen machte. Schade
nur, daß Junker Gotthard nicht viel eng-
liſch wuſte. Engliſch Mann, fieng er an,
England! Curland, warum denn nicht:
curſch Mann? — und dann wieder: was
ſolch ein Englich Mann vom Kopfe macht!
Da haben wir doch, Gottlob! Stirne und
Scheitel, und er Kopfkron und Vorkopf! —
Bruder! erwiedert’ ich, das Volk kann ein
Wort vom Kopf mitreden, und denn immer
ich ſelbſt, fuhr Gotthard fort, das Selbſt
doch ja nicht zu vergeſſen! Sieh! ſagt ich
ihm, Bruder! da iſt doch jeder was ſelbſt;
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/450>, abgerufen am 22.11.2024.
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