chen Ebenbildes, und dies Bild solte Gott der Herr vernichten? -- --
Hiemit will ich diesen Aufsatz schließen, den man wohl schwerlich von einem curschen von Adel erwarten solte.
Daß Herr v. G -- in seinem Aufsatze mancherley von meinem rechtgläubigen Vater angebracht, ist nicht zu leugnen; allein mein Vater nahm sich dieser würklich ungerathenen Kinder nicht an, stellte alles Gott heim, der recht richtet und blieb bey seinem aut, aut -- Obgleich er, wie wir wissen, zugeben mußte, daß wenn jemand mit der Bibel allein einge- schlossen würde, er gewis nie unser Kirchen- system herausbringen würde; so war er doch, wie wir auch wissen, für die Zunftregeln, und wolte durchaus nicht weiter gehen, als sein Schild es besagte --
Dieser Aufsatz konnte also bey solchen Ge- sinnungen so wenig befriedigend für meinen Vater seyn, daß er ihn gewiß nicht ohne Be- klemmungen seines Herzens gelesen haben wird.
Herr v. G -- hatte ihm einstmahls in ei- ner großen Gesellschaft die Frage vorgelegt,
was
chen Ebenbildes, und dies Bild ſolte Gott der Herr vernichten? — —
Hiemit will ich dieſen Aufſatz ſchließen, den man wohl ſchwerlich von einem curſchen von Adel erwarten ſolte.
Daß Herr v. G — in ſeinem Aufſatze mancherley von meinem rechtglaͤubigen Vater angebracht, iſt nicht zu leugnen; allein mein Vater nahm ſich dieſer wuͤrklich ungerathenen Kinder nicht an, ſtellte alles Gott heim, der recht richtet und blieb bey ſeinem aut, aut — Obgleich er, wie wir wiſſen, zugeben mußte, daß wenn jemand mit der Bibel allein einge- ſchloſſen wuͤrde, er gewis nie unſer Kirchen- ſyſtem herausbringen wuͤrde; ſo war er doch, wie wir auch wiſſen, fuͤr die Zunftregeln, und wolte durchaus nicht weiter gehen, als ſein Schild es beſagte —
Dieſer Aufſatz konnte alſo bey ſolchen Ge- ſinnungen ſo wenig befriedigend fuͤr meinen Vater ſeyn, daß er ihn gewiß nicht ohne Be- klemmungen ſeines Herzens geleſen haben wird.
Herr v. G — hatte ihm einſtmahls in ei- ner großen Geſellſchaft die Frage vorgelegt,
was
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chen Ebenbildes, und dies Bild ſolte Gott der
Herr vernichten? — —
Hiemit will ich dieſen Aufſatz ſchließen,
den man wohl ſchwerlich von einem curſchen
von Adel erwarten ſolte.
Daß Herr v. G — in ſeinem Aufſatze
mancherley von meinem rechtglaͤubigen Vater
angebracht, iſt nicht zu leugnen; allein mein
Vater nahm ſich dieſer wuͤrklich ungerathenen
Kinder nicht an, ſtellte alles Gott heim, der
recht richtet und blieb bey ſeinem aut, aut —
Obgleich er, wie wir wiſſen, zugeben mußte,
daß wenn jemand mit der Bibel allein einge-
ſchloſſen wuͤrde, er gewis nie unſer Kirchen-
ſyſtem herausbringen wuͤrde; ſo war er doch,
wie wir auch wiſſen, fuͤr die Zunftregeln, und
wolte durchaus nicht weiter gehen, als ſein
Schild es beſagte —
Dieſer Aufſatz konnte alſo bey ſolchen Ge-
ſinnungen ſo wenig befriedigend fuͤr meinen
Vater ſeyn, daß er ihn gewiß nicht ohne Be-
klemmungen ſeines Herzens geleſen haben
wird.
Herr v. G — hatte ihm einſtmahls in ei-
ner großen Geſellſchaft die Frage vorgelegt,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/259>, abgerufen am 28.11.2024.
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