Prahle nicht, lieber Reuter! Herz haben, und im Kriege seyn, ist solch ein Unterschied, wie Grundsätze haben, und nach Neigungen verfahren -- handlen und sich mit einem Ge- webe von Empfindungen behelfen! -- Jeder- mann, der ein gutes Gewissen hat, und sich bewußt ist, eins haben zu können, kann von sich sagen, das that ich! --
Auch ich, Freunde! würde es sagen, wenn ich würklich gethan und nicht blos gelitten hätte. Glaubt nicht, ihr Kleingläubigen, jenen Schreyhälsen, jenen Zahnärzten, jenen Nachtwächtern, die nicht aufhören können Schlachten zu mahlen, als wären es Thaten! Der commandirende General allein hat ge- than; alles, was nicht er selbst oder sein Rath ist, leidet! -- Mit vielen kriegen, mit weni- gen zu Rath gehen! Wer kann mir sagen, daß ihn nicht Schauder ergriffen, wenn er zwey Heere auftreten gesehen? und sich mit unter? Ihr, die ihr bis jezt davor hieltet, daß es Todesfurcht sey, habt euch, wie mich dünkt, hintergangen, denn auch mich schau- derte! Es ist eher Menschenfurcht, Mangel der Lebensart, als Schrecken des Todes!
Seht
ſo wie Gott der Herr es pro Publico thut! —
Prahle nicht, lieber Reuter! Herz haben, und im Kriege ſeyn, iſt ſolch ein Unterſchied, wie Grundſaͤtze haben, und nach Neigungen verfahren — handlen und ſich mit einem Ge- webe von Empfindungen behelfen! — Jeder- mann, der ein gutes Gewiſſen hat, und ſich bewußt iſt, eins haben zu koͤnnen, kann von ſich ſagen, das that ich! —
Auch ich, Freunde! wuͤrde es ſagen, wenn ich wuͤrklich gethan und nicht blos gelitten haͤtte. Glaubt nicht, ihr Kleinglaͤubigen, jenen Schreyhaͤlſen, jenen Zahnaͤrzten, jenen Nachtwaͤchtern, die nicht aufhoͤren koͤnnen Schlachten zu mahlen, als waͤren es Thaten! Der commandirende General allein hat ge- than; alles, was nicht er ſelbſt oder ſein Rath iſt, leidet! — Mit vielen kriegen, mit weni- gen zu Rath gehen! Wer kann mir ſagen, daß ihn nicht Schauder ergriffen, wenn er zwey Heere auftreten geſehen? und ſich mit unter? Ihr, die ihr bis jezt davor hieltet, daß es Todesfurcht ſey, habt euch, wie mich duͤnkt, hintergangen, denn auch mich ſchau- derte! Es iſt eher Menſchenfurcht, Mangel der Lebensart, als Schrecken des Todes!
Seht
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ſo wie Gott der Herr es pro Publico
thut! —
Prahle nicht, lieber Reuter! Herz haben,
und im Kriege ſeyn, iſt ſolch ein Unterſchied,
wie Grundſaͤtze haben, und nach Neigungen
verfahren — handlen und ſich mit einem Ge-
webe von Empfindungen behelfen! — Jeder-
mann, der ein gutes Gewiſſen hat, und ſich
bewußt iſt, eins haben zu koͤnnen, kann von
ſich ſagen, das that ich! —
Auch ich, Freunde! wuͤrde es ſagen, wenn
ich wuͤrklich gethan und nicht blos gelitten
haͤtte. Glaubt nicht, ihr Kleinglaͤubigen,
jenen Schreyhaͤlſen, jenen Zahnaͤrzten, jenen
Nachtwaͤchtern, die nicht aufhoͤren koͤnnen
Schlachten zu mahlen, als waͤren es Thaten!
Der commandirende General allein hat ge-
than; alles, was nicht er ſelbſt oder ſein Rath
iſt, leidet! — Mit vielen kriegen, mit weni-
gen zu Rath gehen! Wer kann mir ſagen,
daß ihn nicht Schauder ergriffen, wenn er
zwey Heere auftreten geſehen? und ſich mit
unter? Ihr, die ihr bis jezt davor hieltet,
daß es Todesfurcht ſey, habt euch, wie mich
duͤnkt, hintergangen, denn auch mich ſchau-
derte! Es iſt eher Menſchenfurcht, Mangel
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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