von meinem künftigen Schwiegersohn unter- halten habe! "Er ist mein Freund! --
Desto besser! sagte Frau v. W -- Sie bleiben doch morgen? fügte sie hinzu
Ich bleibe --
Herr v. W -- kleidete sein Gesuch, daß ich morgen noch bleiben möchte, in ein so fei- nes Compliment, daß es zugleich für seine Gemahlin und mich Weisung enthielt, weil wir die Sache so kurz und gut berichtiget! -- Man hats, sagt' er, wiewohl bey einer an- dern Gelegenheit, für ein Geld! -- War- um solte man nicht ein wenig Gewürz dran legen!
Es hebt,
Macht aber Hitze!
nachdem das Gewürz ist! --
Wir giengen zu Tische und Tinchen war sehr heiter. Vater und Mutter schienen aus- nehmend mit ihr zufrieden! Was mir vor- züglich auffiel, war die gütige Art, mit der sie sich gegen mich nahm! -- Sie erinnerte sich an die geringste Kleinigkeit, die zu der Zeit, da ich nach Königsberg gieng, vorge- fallen war. Herr v. W -- hatte Mühe, uns von einander zu bringen, und wenn wir anstanden mündlich zu sprechen, waren unsere
Deſto beſſer! ſagte Frau v. W — Sie bleiben doch morgen? fuͤgte ſie hinzu
Ich bleibe —
Herr v. W — kleidete ſein Geſuch, daß ich morgen noch bleiben moͤchte, in ein ſo fei- nes Compliment, daß es zugleich fuͤr ſeine Gemahlin und mich Weiſung enthielt, weil wir die Sache ſo kurz und gut berichtiget! — Man hats, ſagt’ er, wiewohl bey einer an- dern Gelegenheit, fuͤr ein Geld! — War- um ſolte man nicht ein wenig Gewuͤrz dran legen!
Es hebt,
Macht aber Hitze!
nachdem das Gewuͤrz iſt! —
Wir giengen zu Tiſche und Tinchen war ſehr heiter. Vater und Mutter ſchienen aus- nehmend mit ihr zufrieden! Was mir vor- zuͤglich auffiel, war die guͤtige Art, mit der ſie ſich gegen mich nahm! — Sie erinnerte ſich an die geringſte Kleinigkeit, die zu der Zeit, da ich nach Koͤnigsberg gieng, vorge- fallen war. Herr v. W — hatte Muͤhe, uns von einander zu bringen, und wenn wir anſtanden muͤndlich zu ſprechen, waren unſere
Augen
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von meinem kuͤnftigen Schwiegerſohn unter-
halten habe! „Er iſt mein Freund! —
Deſto beſſer! ſagte Frau v. W — Sie
bleiben doch morgen? fuͤgte ſie hinzu
Ich bleibe —
Herr v. W — kleidete ſein Geſuch, daß
ich morgen noch bleiben moͤchte, in ein ſo fei-
nes Compliment, daß es zugleich fuͤr ſeine
Gemahlin und mich Weiſung enthielt, weil
wir die Sache ſo kurz und gut berichtiget! —
Man hats, ſagt’ er, wiewohl bey einer an-
dern Gelegenheit, fuͤr ein Geld! — War-
um ſolte man nicht ein wenig Gewuͤrz dran
legen!
Es hebt,
Macht aber Hitze!
nachdem das Gewuͤrz iſt! —
Wir giengen zu Tiſche und Tinchen war
ſehr heiter. Vater und Mutter ſchienen aus-
nehmend mit ihr zufrieden! Was mir vor-
zuͤglich auffiel, war die guͤtige Art, mit der
ſie ſich gegen mich nahm! — Sie erinnerte
ſich an die geringſte Kleinigkeit, die zu der
Zeit, da ich nach Koͤnigsberg gieng, vorge-
fallen war. Herr v. W — hatte Muͤhe,
uns von einander zu bringen, und wenn wir
anſtanden muͤndlich zu ſprechen, waren unſere
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/456>, abgerufen am 27.11.2024.
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