Junker Peter hatte sich gegen mich ziem- lich fremd genommen, und ich bezahlte ihn mit gleicher Münze; indessen muß ihm der Abschied, den Tine und ich nahmen aufge- fallen seyn, ohne daß eben der Ton der frey- lich ein zu gutherziges Kapitel für ihn war, dazu etwas beygetragen haben kann. Wenn? fragte Tine; o! wie anders als Nathanael, da er sein Gretchen sehen wolte -- Auch die liebe Mutter dieses edlen Geschöpfs, fragte: wenn? Herr v. W -- konnte sich nicht aus dem Strudel herausarbeiten. Oft kam er in die Complimente, die er seinem Schwiegersohne zugedacht hatte, und die er für nichts und wieder nichts gelernt -- und nun verlernen mußte! -- Wie er denn ab- brach, wenn er auf einmal merkte, es sey ein Wort des Schwiegervaters zum Sohne! -- Wer sieht nicht gern schwimmen, wenn ein Kunstverständiger im Waßer ist?
Die Frau Amtmännin konnte nicht um- hin, mich weit dringender, als das ganze Haus, zu bitten, wiederzukommen. Aber, liebe Frau Amtmannin, mein Arm ist nicht mehr in den Umständen, Lorchen aus dem Waßer zu ziehen! Kommen Sie doch, Herr Major! --
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Junker Peter hatte ſich gegen mich ziem- lich fremd genommen, und ich bezahlte ihn mit gleicher Muͤnze; indeſſen muß ihm der Abſchied, den Tine und ich nahmen aufge- fallen ſeyn, ohne daß eben der Ton der frey- lich ein zu gutherziges Kapitel fuͤr ihn war, dazu etwas beygetragen haben kann. Wenn? fragte Tine; o! wie anders als Nathanael, da er ſein Gretchen ſehen wolte — Auch die liebe Mutter dieſes edlen Geſchoͤpfs, fragte: wenn? Herr v. W — konnte ſich nicht aus dem Strudel herausarbeiten. Oft kam er in die Complimente, die er ſeinem Schwiegerſohne zugedacht hatte, und die er fuͤr nichts und wieder nichts gelernt — und nun verlernen mußte! — Wie er denn ab- brach, wenn er auf einmal merkte, es ſey ein Wort des Schwiegervaters zum Sohne! — Wer ſieht nicht gern ſchwimmen, wenn ein Kunſtverſtaͤndiger im Waßer iſt?
Die Frau Amtmaͤnnin konnte nicht um- hin, mich weit dringender, als das ganze Haus, zu bitten, wiederzukommen. Aber, liebe Frau Amtmannin, mein Arm iſt nicht mehr in den Umſtaͤnden, Lorchen aus dem Waßer zu ziehen! Kommen Sie doch, Herr Major! —
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Junker Peter hatte ſich gegen mich ziem-
lich fremd genommen, und ich bezahlte ihn
mit gleicher Muͤnze; indeſſen muß ihm der
Abſchied, den Tine und ich nahmen aufge-
fallen ſeyn, ohne daß eben der Ton der frey-
lich ein zu gutherziges Kapitel fuͤr ihn war,
dazu etwas beygetragen haben kann. Wenn?
fragte Tine; o! wie anders als Nathanael,
da er ſein Gretchen ſehen wolte — Auch
die liebe Mutter dieſes edlen Geſchoͤpfs,
fragte: wenn? Herr v. W — konnte ſich
nicht aus dem Strudel herausarbeiten. Oft
kam er in die Complimente, die er ſeinem
Schwiegerſohne zugedacht hatte, und die er
fuͤr nichts und wieder nichts gelernt — und
nun verlernen mußte! — Wie er denn ab-
brach, wenn er auf einmal merkte, es ſey ein
Wort des Schwiegervaters zum Sohne! —
Wer ſieht nicht gern ſchwimmen, wenn ein
Kunſtverſtaͤndiger im Waßer iſt?
Die Frau Amtmaͤnnin konnte nicht um-
hin, mich weit dringender, als das ganze
Haus, zu bitten, wiederzukommen. Aber,
liebe Frau Amtmannin, mein Arm iſt nicht
mehr in den Umſtaͤnden, Lorchen aus dem
Waßer zu ziehen! Kommen Sie doch, Herr
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/489>, abgerufen am 30.11.2024.
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