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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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er ihn belehrte, daß Christus der Herr selbst
für wohlriechendes Wasser gewesen, indem er
sich von einer Dame mit eau de Lavande be-
sprengen laßen --

Die Verlobung fieng mit einer Red'
an, die Herr v. W -- übernahm; indessen
schoß er dabey, wie bey der Redeübung am
Fest der Deutschen zu kurz. Sein Aller-
seits nach Stand und Würden Hoch-
wohlgebohrne Versammlung
verlor keine
Sylbe, und eine Thräne, die ihm allemahl
zu Diensten stand, wenn ihm ein Wort ver-
sagte, bewegte mich so, als ob er zum ersten-
mal geweint hätte. Wir sagten, ohne daß
wir gefragt wurden, Ja, und küßten einan-
der so herzlich, daß Jedes glaubte, was uns
ansahe, es hätte nichts von der Rede verloh-
ren. Da Herr v. W -- selbst nicht aus und
ein gewußt, und darüber, wie mir vorkam,
verlegen schien, so lies ers geschehen, daß
alles über und über gieng, und eben dies
über und über, wie schön war es! -- Wie
der Lenz ist die Verlobung! Das Beylager
ist ein schöner Sommertag; dieses die Sonne
im Glanz, jene Aurora!

Tine warf sich ihrer Mutter in die Arme,
und bat um ihren Segen. Herr v. W --

lenkte

er ihn belehrte, daß Chriſtus der Herr ſelbſt
fuͤr wohlriechendes Waſſer geweſen, indem er
ſich von einer Dame mit eau de Lavande be-
ſprengen laßen —

Die Verlobung fieng mit einer Red’
an, die Herr v. W — uͤbernahm; indeſſen
ſchoß er dabey, wie bey der Redeuͤbung am
Feſt der Deutſchen zu kurz. Sein Aller-
ſeits nach Stand und Wuͤrden Hoch-
wohlgebohrne Verſammlung
verlor keine
Sylbe, und eine Thraͤne, die ihm allemahl
zu Dienſten ſtand, wenn ihm ein Wort ver-
ſagte, bewegte mich ſo, als ob er zum erſten-
mal geweint haͤtte. Wir ſagten, ohne daß
wir gefragt wurden, Ja, und kuͤßten einan-
der ſo herzlich, daß Jedes glaubte, was uns
anſahe, es haͤtte nichts von der Rede verloh-
ren. Da Herr v. W — ſelbſt nicht aus und
ein gewußt, und daruͤber, wie mir vorkam,
verlegen ſchien, ſo lies ers geſchehen, daß
alles uͤber und uͤber gieng, und eben dies
uͤber und uͤber, wie ſchoͤn war es! — Wie
der Lenz iſt die Verlobung! Das Beylager
iſt ein ſchoͤner Sommertag; dieſes die Sonne
im Glanz, jene Aurora!

Tine warf ſich ihrer Mutter in die Arme,
und bat um ihren Segen. Herr v. W —

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[506/0516] er ihn belehrte, daß Chriſtus der Herr ſelbſt fuͤr wohlriechendes Waſſer geweſen, indem er ſich von einer Dame mit eau de Lavande be- ſprengen laßen — Die Verlobung fieng mit einer Red’ an, die Herr v. W — uͤbernahm; indeſſen ſchoß er dabey, wie bey der Redeuͤbung am Feſt der Deutſchen zu kurz. Sein Aller- ſeits nach Stand und Wuͤrden Hoch- wohlgebohrne Verſammlung verlor keine Sylbe, und eine Thraͤne, die ihm allemahl zu Dienſten ſtand, wenn ihm ein Wort ver- ſagte, bewegte mich ſo, als ob er zum erſten- mal geweint haͤtte. Wir ſagten, ohne daß wir gefragt wurden, Ja, und kuͤßten einan- der ſo herzlich, daß Jedes glaubte, was uns anſahe, es haͤtte nichts von der Rede verloh- ren. Da Herr v. W — ſelbſt nicht aus und ein gewußt, und daruͤber, wie mir vorkam, verlegen ſchien, ſo lies ers geſchehen, daß alles uͤber und uͤber gieng, und eben dies uͤber und uͤber, wie ſchoͤn war es! — Wie der Lenz iſt die Verlobung! Das Beylager iſt ein ſchoͤner Sommertag; dieſes die Sonne im Glanz, jene Aurora! Tine warf ſich ihrer Mutter in die Arme, und bat um ihren Segen. Herr v. W — lenkte

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/516>, abgerufen am 22.11.2024.