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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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lenkte diesen zu natürlichen Armwurf so künst-
lich ein, daß die Frisur dabey nicht litte --
Bey solchen Vorfällen, bemerkte er, muß
man schon zuweilen fünfe gerade gehen las-
sen! --

Bey Tafel bemerkte Herr v. W --, daß
man durchaus etwas auf dem Teller liegen
laßen müße. Bin ich beym Vornehmern
wie ich, sagt er, laß ich das beste zurück, um
zu zeigen, daß auch das schlechteste für mich
das beste ist! -- Selbst in meinem Hause
mach ich meiner Frauen dies Compliment,
welches auch diesmal beobachtet ward! --

Mein lieber Gotthard blieb noch acht
Tage bey uns und reisete mit der Versiche-
rung ab, so lang er lebe unser Freund zu
seyn! -- Herr v. W --, der ihn bis dahin
als einen Commendanten angesehen, nahm
ihn beym Abschiede allein. Ohnfehlbar ga-
ben sie sich die Parole; wenigstens könnte
man dies aus den Worten schlüßen, womit
Junker Gotthard aufbrach. Es ist besser,
sein Roß an des Feindes Zaum binden, als
daß der Feind es an unsern Baum anstricket!
Gute Nachbarschaft, erwiederte Herr von
W --, ist die beste Mauer, und ich! Muth
der leichteste Harnisch! Peter und Gotthard

spra-

lenkte dieſen zu natuͤrlichen Armwurf ſo kuͤnſt-
lich ein, daß die Friſur dabey nicht litte —
Bey ſolchen Vorfaͤllen, bemerkte er, muß
man ſchon zuweilen fuͤnfe gerade gehen laſ-
ſen! —

Bey Tafel bemerkte Herr v. W —, daß
man durchaus etwas auf dem Teller liegen
laßen muͤße. Bin ich beym Vornehmern
wie ich, ſagt er, laß ich das beſte zuruͤck, um
zu zeigen, daß auch das ſchlechteſte fuͤr mich
das beſte iſt! — Selbſt in meinem Hauſe
mach ich meiner Frauen dies Compliment,
welches auch diesmal beobachtet ward! —

Mein lieber Gotthard blieb noch acht
Tage bey uns und reiſete mit der Verſiche-
rung ab, ſo lang er lebe unſer Freund zu
ſeyn! — Herr v. W —, der ihn bis dahin
als einen Commendanten angeſehen, nahm
ihn beym Abſchiede allein. Ohnfehlbar ga-
ben ſie ſich die Parole; wenigſtens koͤnnte
man dies aus den Worten ſchluͤßen, womit
Junker Gotthard aufbrach. Es iſt beſſer,
ſein Roß an des Feindes Zaum binden, als
daß der Feind es an unſern Baum anſtricket!
Gute Nachbarſchaft, erwiederte Herr von
W —, iſt die beſte Mauer, und ich! Muth
der leichteſte Harniſch! Peter und Gotthard

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[507/0517] lenkte dieſen zu natuͤrlichen Armwurf ſo kuͤnſt- lich ein, daß die Friſur dabey nicht litte — Bey ſolchen Vorfaͤllen, bemerkte er, muß man ſchon zuweilen fuͤnfe gerade gehen laſ- ſen! — Bey Tafel bemerkte Herr v. W —, daß man durchaus etwas auf dem Teller liegen laßen muͤße. Bin ich beym Vornehmern wie ich, ſagt er, laß ich das beſte zuruͤck, um zu zeigen, daß auch das ſchlechteſte fuͤr mich das beſte iſt! — Selbſt in meinem Hauſe mach ich meiner Frauen dies Compliment, welches auch diesmal beobachtet ward! — Mein lieber Gotthard blieb noch acht Tage bey uns und reiſete mit der Verſiche- rung ab, ſo lang er lebe unſer Freund zu ſeyn! — Herr v. W —, der ihn bis dahin als einen Commendanten angeſehen, nahm ihn beym Abſchiede allein. Ohnfehlbar ga- ben ſie ſich die Parole; wenigſtens koͤnnte man dies aus den Worten ſchluͤßen, womit Junker Gotthard aufbrach. Es iſt beſſer, ſein Roß an des Feindes Zaum binden, als daß der Feind es an unſern Baum anſtricket! Gute Nachbarſchaft, erwiederte Herr von W —, iſt die beſte Mauer, und ich! Muth der leichteſte Harniſch! Peter und Gotthard ſpra-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/517>, abgerufen am 21.11.2024.