Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.von Lustschlössern. reinste Liebe seiner Völker erregte. Ihm, der tausend nützliche Anstalten aufleben,und alle Künste seines Vaterlandes blühen hieß, Ihm verdankt der Garten seine Er- weiterungen und Verschönerungen. Noch scheint Sein Geist, wenn Seine Köni- ginn hier wandelt, in heiliger Stille über diese ehrwürdige Eichen zu schweben, die Er liebte, die Seine Juliana liebt. Sie wohnt hier gerne, und gerne wohnt der Friede und die Glückseligkeit bey Ihr. An jedem Tage erfreut Sie diese reizenden Spaziergänge mit Blicken, die alles um Sie her erheitern, und mit einem Geschmack, welcher der Güte Ihres Herzens gleicht, fährt Sie fort, die Natur mit neuen Ver- schönerungen zu beleben, die noch in den weitläuftigen Revieren dieses Parks Raum haben. Das Lustschloß hat die vortheilhafte Lage, daß es gleich an einem sehr ansehnli- Der ganze Wald ist ringsumher mit einer großen Einhegungsallee, deren schen Y 3
von Luſtſchloͤſſern. reinſte Liebe ſeiner Voͤlker erregte. Ihm, der tauſend nuͤtzliche Anſtalten aufleben,und alle Kuͤnſte ſeines Vaterlandes bluͤhen hieß, Ihm verdankt der Garten ſeine Er- weiterungen und Verſchoͤnerungen. Noch ſcheint Sein Geiſt, wenn Seine Koͤni- ginn hier wandelt, in heiliger Stille uͤber dieſe ehrwuͤrdige Eichen zu ſchweben, die Er liebte, die Seine Juliana liebt. Sie wohnt hier gerne, und gerne wohnt der Friede und die Gluͤckſeligkeit bey Ihr. An jedem Tage erfreut Sie dieſe reizenden Spaziergaͤnge mit Blicken, die alles um Sie her erheitern, und mit einem Geſchmack, welcher der Guͤte Ihres Herzens gleicht, faͤhrt Sie fort, die Natur mit neuen Ver- ſchoͤnerungen zu beleben, die noch in den weitlaͤuftigen Revieren dieſes Parks Raum haben. Das Luſtſchloß hat die vortheilhafte Lage, daß es gleich an einem ſehr anſehnli- Der ganze Wald iſt ringsumher mit einer großen Einhegungsallee, deren ſchen Y 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="173"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Luſtſchloͤſſern.</hi></fw><lb/> reinſte Liebe ſeiner Voͤlker erregte. Ihm, der tauſend nuͤtzliche Anſtalten aufleben,<lb/> und alle Kuͤnſte ſeines Vaterlandes bluͤhen hieß, Ihm verdankt der Garten ſeine Er-<lb/> weiterungen und Verſchoͤnerungen. Noch ſcheint Sein Geiſt, wenn Seine <hi rendition="#fr">Koͤni-<lb/> ginn</hi> hier wandelt, in heiliger Stille uͤber dieſe ehrwuͤrdige Eichen zu ſchweben, die<lb/> Er liebte, die Seine <hi rendition="#fr">Juliana</hi> liebt. Sie wohnt hier gerne, und gerne wohnt der<lb/> Friede und die Gluͤckſeligkeit bey Ihr. An jedem Tage erfreut Sie dieſe reizenden<lb/> Spaziergaͤnge mit Blicken, die alles um Sie her erheitern, und mit einem Geſchmack,<lb/> welcher der Guͤte Ihres Herzens gleicht, faͤhrt Sie fort, die Natur mit neuen Ver-<lb/> ſchoͤnerungen zu beleben, die noch in den weitlaͤuftigen Revieren dieſes Parks Raum<lb/> haben.</p><lb/> <p>Das Luſtſchloß hat die vortheilhafte Lage, daß es gleich an einem ſehr anſehnli-<lb/> chen Wald liegt, der aus allen Arten von den ſchoͤnſten Baͤumen beſteht, welche die<lb/> Natur unter dieſem Himmelsſtrich wild wachſen laͤßt, beſonders aus ehrwuͤrdigen Ei-<lb/> chen und Buchen. Der Wald iſt ſo ausgedehnt, daß man ihn mit mehrerem Rechte<lb/> eine Sammlung von Waͤldern, die an einander haͤngen, nennen koͤnnte. Durch<lb/> dieſen Wald, der ſchon von der Hand der Natur mit allen Mannigfaltigkeiten von<lb/> waldigten Scenen bereichert, der mit freyen und heitern Raſenplaͤtzen geziert iſt, der<lb/> hin und wieder ſanfte Erhoͤhungen und Senkungen des Bodens, an der Seite nach<lb/> dem <hi rendition="#fr">Eſſomerſee</hi> aber tiefe Abhaͤnge hat, ſind die Verſchoͤnerungen ausgebreitet.<lb/> Und durch dieſe Vorzuͤge der urſpruͤnglichen Bildung hat nicht nur das Ganze ein un-<lb/> gezwungenes und laͤndliches Anſehen, ſondern auch eine gewiſſe Pracht der Natur und<lb/> eine Wuͤrde erhalten, die den Parks der Koͤnige gehoͤrt, und die keine Kunſt hervor-<lb/> zwingt. Auch ſind hier keine Verſuche gewagt, denen das Clima widerſpricht, noch<lb/> taͤndelnde Anlagen, welche die Wirkung der natuͤrlichen Groͤße, die hier herrſchen ſoll,<lb/> nur ſtoͤren wuͤrden. Das Ganze iſt frey und edel, wie die Natur, oder wie eine Koͤ-<lb/> niginn, die ihre Wuͤrde kennt.</p><lb/> <p>Der ganze Wald iſt ringsumher mit einer großen <hi rendition="#fr">Einhegungsallee,</hi> deren<lb/> frey wachſende Baͤume aus Roßkaſtanien und Linden abwechſelnd beſtehen, umgeben.<lb/> Aus der Einhegungsallee auf der weſtlichen Seite erhebt ſich eine <hi rendition="#fr">Kaſtanienallee,</hi> die<lb/> mitten durch den Park nach Oſten gehet; ſie hebt ſich und ſenkt ſich, hat frey wach-<lb/> ſende Baͤume mit ſchoͤnen Laubdecken, bildet anmuthige Proſpecte, die auf dunkle<lb/> Hintergruͤnde fallen, vereinigt Licht und Schatten in wechſelnden Spielen, die Nacht<lb/> und den Tag in ſanfter Harmonie. Von der Gartenſeite des Schloſſes laufen ſechs<lb/> große gerade <hi rendition="#fr">Hauptalleen</hi> mit weiten Proſpecten den Wald hinab, und verlieren ſich<lb/> unten in die Einhegungsallee. Und zwiſchen dieſen Hauptalleen ſtreckt ſich gerade vom<lb/> Schloß ab eine breite <hi rendition="#fr">Schloßallee.</hi> Dieß ſind die Abtheilungen des Ganzen, zwi-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſchen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0184]
von Luſtſchloͤſſern.
reinſte Liebe ſeiner Voͤlker erregte. Ihm, der tauſend nuͤtzliche Anſtalten aufleben,
und alle Kuͤnſte ſeines Vaterlandes bluͤhen hieß, Ihm verdankt der Garten ſeine Er-
weiterungen und Verſchoͤnerungen. Noch ſcheint Sein Geiſt, wenn Seine Koͤni-
ginn hier wandelt, in heiliger Stille uͤber dieſe ehrwuͤrdige Eichen zu ſchweben, die
Er liebte, die Seine Juliana liebt. Sie wohnt hier gerne, und gerne wohnt der
Friede und die Gluͤckſeligkeit bey Ihr. An jedem Tage erfreut Sie dieſe reizenden
Spaziergaͤnge mit Blicken, die alles um Sie her erheitern, und mit einem Geſchmack,
welcher der Guͤte Ihres Herzens gleicht, faͤhrt Sie fort, die Natur mit neuen Ver-
ſchoͤnerungen zu beleben, die noch in den weitlaͤuftigen Revieren dieſes Parks Raum
haben.
Das Luſtſchloß hat die vortheilhafte Lage, daß es gleich an einem ſehr anſehnli-
chen Wald liegt, der aus allen Arten von den ſchoͤnſten Baͤumen beſteht, welche die
Natur unter dieſem Himmelsſtrich wild wachſen laͤßt, beſonders aus ehrwuͤrdigen Ei-
chen und Buchen. Der Wald iſt ſo ausgedehnt, daß man ihn mit mehrerem Rechte
eine Sammlung von Waͤldern, die an einander haͤngen, nennen koͤnnte. Durch
dieſen Wald, der ſchon von der Hand der Natur mit allen Mannigfaltigkeiten von
waldigten Scenen bereichert, der mit freyen und heitern Raſenplaͤtzen geziert iſt, der
hin und wieder ſanfte Erhoͤhungen und Senkungen des Bodens, an der Seite nach
dem Eſſomerſee aber tiefe Abhaͤnge hat, ſind die Verſchoͤnerungen ausgebreitet.
Und durch dieſe Vorzuͤge der urſpruͤnglichen Bildung hat nicht nur das Ganze ein un-
gezwungenes und laͤndliches Anſehen, ſondern auch eine gewiſſe Pracht der Natur und
eine Wuͤrde erhalten, die den Parks der Koͤnige gehoͤrt, und die keine Kunſt hervor-
zwingt. Auch ſind hier keine Verſuche gewagt, denen das Clima widerſpricht, noch
taͤndelnde Anlagen, welche die Wirkung der natuͤrlichen Groͤße, die hier herrſchen ſoll,
nur ſtoͤren wuͤrden. Das Ganze iſt frey und edel, wie die Natur, oder wie eine Koͤ-
niginn, die ihre Wuͤrde kennt.
Der ganze Wald iſt ringsumher mit einer großen Einhegungsallee, deren
frey wachſende Baͤume aus Roßkaſtanien und Linden abwechſelnd beſtehen, umgeben.
Aus der Einhegungsallee auf der weſtlichen Seite erhebt ſich eine Kaſtanienallee, die
mitten durch den Park nach Oſten gehet; ſie hebt ſich und ſenkt ſich, hat frey wach-
ſende Baͤume mit ſchoͤnen Laubdecken, bildet anmuthige Proſpecte, die auf dunkle
Hintergruͤnde fallen, vereinigt Licht und Schatten in wechſelnden Spielen, die Nacht
und den Tag in ſanfter Harmonie. Von der Gartenſeite des Schloſſes laufen ſechs
große gerade Hauptalleen mit weiten Proſpecten den Wald hinab, und verlieren ſich
unten in die Einhegungsallee. Und zwiſchen dieſen Hauptalleen ſtreckt ſich gerade vom
Schloß ab eine breite Schloßallee. Dieß ſind die Abtheilungen des Ganzen, zwi-
ſchen
Y 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |