Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.Dritter Abschnitt. Von Tempeln, Grotten, scheiden und von bewundernswürdiger Symmetrie sind. Schon Pomponius Melaerwähnt dieses merkwürdigen Naturwunders. [Spaltenumbruch] *) 4. Diese vorgelegten Beschreibungen zeigen nicht allein den ursprünglichen Ge- Wir sehen, daß Grotten ihre natürliche Heimath in bergichten und felsichten Obgleich der Gartenkünstler sonst von Felsen ***) wenig Gebrauch machen kann, gesetzte *) B. 2. K. 6. **) Die bekannteste unter den größern Höhlen ist die Baumannshöhle, die eine große Aehnlichkeit mit der Grotte von An- tiparos hat, in Ansehung sowohl ihrer Bil- dung, als auch der Tropfsteinzapfen. Sie [Spaltenumbruch] besteht aus verschiedenen Gewölbern, die zum Theil ein großes Ansehen haben, und mit weißem Tropfstein und Zapfen beklei- det sind. Diese Grotte verdiente einen Dichter. ***) S. 1sten B. S. 192. 193.
Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten, ſcheiden und von bewundernswuͤrdiger Symmetrie ſind. Schon Pomponius Melaerwaͤhnt dieſes merkwuͤrdigen Naturwunders. [Spaltenumbruch] *) 4. Dieſe vorgelegten Beſchreibungen zeigen nicht allein den urſpruͤnglichen Ge- Wir ſehen, daß Grotten ihre natuͤrliche Heimath in bergichten und felſichten Obgleich der Gartenkuͤnſtler ſonſt von Felſen ***) wenig Gebrauch machen kann, geſetzte *) B. 2. K. 6. **) Die bekannteſte unter den groͤßern Hoͤhlen iſt die Baumannshoͤhle, die eine große Aehnlichkeit mit der Grotte von An- tiparos hat, in Anſehung ſowohl ihrer Bil- dung, als auch der Tropfſteinzapfen. Sie [Spaltenumbruch] beſteht aus verſchiedenen Gewoͤlbern, die zum Theil ein großes Anſehen haben, und mit weißem Tropfſtein und Zapfen beklei- det ſind. Dieſe Grotte verdiente einen Dichter. ***) S. 1ſten B. S. 192. 193.
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Dritter Abſchnitt. Von Tempeln, Grotten,
ſcheiden und von bewundernswuͤrdiger Symmetrie ſind. Schon Pomponius Mela
erwaͤhnt dieſes merkwuͤrdigen Naturwunders.
*)
4.
Dieſe vorgelegten Beſchreibungen zeigen nicht allein den urſpruͤnglichen Ge-
brauch der Grotten, ſondern auch vornehmlich die Art, wie die Natur ſie zu bilden
pflegt. Bey Werken, die in der Nachahmung ſich ſo weit von ihrem wahren Cha-
rakter verloren haben, iſt nichts noͤthiger, als ſie auf die erſte Einrichtung der Natur
zuruͤckzuweiſen.
Wir ſehen, daß Grotten ihre natuͤrliche Heimath in bergichten und felſichten
Landſchaften haben; man findet ſie am meiſten bey uns, in den Wildniſſen des Har-
zes, **) auswaͤrts in den Gebirgen der Schweiz, in den Hoͤhen von Norwegen,
und in den Felſen von Schottland. Sie koͤnnen demnach nur in einem Revier na-
tuͤrlich ſeyn, das aus Bergen oder Felſen beſteht, die Aushoͤhlungen und Kluͤfte durch
zufaͤllige Wirkungen, oder der Hand des Menſchen, ſie zu bilden, verſtatten.
Obgleich der Gartenkuͤnſtler ſonſt von Felſen ***) wenig Gebrauch machen kann,
ſo werden ſie doch in Ruͤckſicht auf Grotten ſchon nutzbarer. Sie entfernen ſich ſchon
um einige Grade von der Wildniß, indem ſie das Gepraͤge von irgend einer Bewoh-
nung annehmen; in ihrer Vorſtellung verſchwindet das Oede, das ihr ſonſt anhaͤngt.
Die Gegenwart des Menſchen rechtfertigt einige Cultur, die wenigſtens in der Min-
derung ihrer Rauhigkeit ſichtbar wird, ohne eitle Beſtrebung, ihren Charakter um-
ſchaffen zu wollen. Sie koͤnnen mit Graͤſern und rankenden Pflanzen bekleidet wer-
den; an einigen Stellen mag ein kleines Buſchwerk von angenehmem Gruͤn aufſchieſ-
ſen; nahe umher moͤgen ſich einige Baͤume mit geſundem Wachsthum erheben.
Alle dieſe Umſtaͤnde zerſtoͤren nicht den Charakter der Felſen, ſie mildern ihn nur, ſie
helfen der Einfoͤrmigkeit ab, erfriſchen die Trockenheit der Geſtalt, und ſtimmen uͤbri-
gens noch immer mit dem natuͤrlichen Anſehen einer Grotte zuſammen. Durch Aus-
rottung der lebhaft gruͤnenden Gebuͤſche und durch Umherpflanzung ſolcher Baͤume,
die ein dunkles und trauriges Laubwerk haben, kann der Kuͤnſtler auf eine entgegen-
geſetzte
*) B. 2. K. 6.
**) Die bekannteſte unter den groͤßern
Hoͤhlen iſt die Baumannshoͤhle, die eine
große Aehnlichkeit mit der Grotte von An-
tiparos hat, in Anſehung ſowohl ihrer Bil-
dung, als auch der Tropfſteinzapfen. Sie
beſteht aus verſchiedenen Gewoͤlbern, die
zum Theil ein großes Anſehen haben, und
mit weißem Tropfſtein und Zapfen beklei-
det ſind. Dieſe Grotte verdiente einen
Dichter.
***) S. 1ſten B. S. 192. 193.
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