Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Unter den Alpen gesungen.

Heilige Unschuld, Du der Menschen und der
Götter liebste Vertrauteste! Du magst im
Hause oder draußen ihnen zu Füßen
Sitzen, den Alten,
Immerzufriedener Weisheit voll; denn manches
Gute kennet der Mann, doch staunet er dem
Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein ist,
Reine, Dir alles!
Siehe! das rauhe Thier des Feldes, gerne
Dient und trauet es Dir, der stumme Wald spricht
Wie vor Alters, seine Sprüche zu Dir, es
Lehren die Berge
Heil'ge Gesetze Dich, und was noch jetzt uns
Vielerfahrenen, offenbar der große
Vater werden heißt, Du darfst es allein uns
Helle verkünden.
Unter den Alpen geſungen.

Heilige Unſchuld, Du der Menſchen und der
Goͤtter liebſte Vertrauteſte! Du magſt im
Hauſe oder draußen ihnen zu Fuͤßen
Sitzen, den Alten,
Immerzufriedener Weisheit voll; denn manches
Gute kennet der Mann, doch ſtaunet er dem
Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein iſt,
Reine, Dir alles!
Siehe! das rauhe Thier des Feldes, gerne
Dient und trauet es Dir, der ſtumme Wald ſpricht
Wie vor Alters, ſeine Spruͤche zu Dir, es
Lehren die Berge
Heil'ge Geſetze Dich, und was noch jetzt uns
Vielerfahrenen, offenbar der große
Vater werden heißt, Du darfſt es allein uns
Helle verkuͤnden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0091" n="83"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Unter den Alpen ge&#x017F;ungen</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Heilige Un&#x017F;chuld, Du der Men&#x017F;chen und der</l><lb/>
            <l>Go&#x0364;tter lieb&#x017F;te Vertraute&#x017F;te! Du mag&#x017F;t im</l><lb/>
            <l>Hau&#x017F;e oder draußen ihnen zu Fu&#x0364;ßen</l><lb/>
            <l>Sitzen, den Alten,</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Immerzufriedener Weisheit voll; denn manches</l><lb/>
            <l>Gute kennet der Mann, doch &#x017F;taunet er dem</l><lb/>
            <l>Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein i&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Reine, Dir alles!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Siehe! das rauhe Thier des Feldes, gerne</l><lb/>
            <l>Dient und trauet es Dir, der &#x017F;tumme Wald &#x017F;pricht</l><lb/>
            <l>Wie vor Alters, &#x017F;eine Spru&#x0364;che zu Dir, es</l><lb/>
            <l>Lehren die Berge</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Heil'ge Ge&#x017F;etze Dich, und was noch jetzt uns</l><lb/>
            <l>Vielerfahrenen, offenbar der große</l><lb/>
            <l>Vater werden heißt, Du darf&#x017F;t es allein uns</l><lb/>
            <l>Helle verku&#x0364;nden.</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0091] Unter den Alpen geſungen. Heilige Unſchuld, Du der Menſchen und der Goͤtter liebſte Vertrauteſte! Du magſt im Hauſe oder draußen ihnen zu Fuͤßen Sitzen, den Alten, Immerzufriedener Weisheit voll; denn manches Gute kennet der Mann, doch ſtaunet er dem Wild gleich, oft zum Himmel, aber wie rein iſt, Reine, Dir alles! Siehe! das rauhe Thier des Feldes, gerne Dient und trauet es Dir, der ſtumme Wald ſpricht Wie vor Alters, ſeine Spruͤche zu Dir, es Lehren die Berge Heil'ge Geſetze Dich, und was noch jetzt uns Vielerfahrenen, offenbar der große Vater werden heißt, Du darfſt es allein uns Helle verkuͤnden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/91
Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/91>, abgerufen am 24.11.2024.