Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.bösartige Blattern entstellten. Schon frühe zeigte er eine In eben der Woche, da seine Mutter an der Nachts
bösartige Blattern entſtellten. Schon frühe zeigte er eine In eben der Woche, da ſeine Mutter an der Nachts
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="IV"/> bösartige Blattern entſtellten. Schon frühe zeigte er eine<lb/> auſſerordentliche Munterkeit und Wiſsbegierde. Sobald<lb/> er ſchreiben konnte, ſchrieb er auf, was ihm aus Erzäh¬<lb/> lungen und Geſprächen merkwürdig ſchien. Er betrug<lb/> ſich liebreich und gefällig gegen jedweden; und die er<lb/> für rechtſchaffen hielt, vertheidigte er bei aller Gelegen¬<lb/> heit, wenn etwas zu ihrem Nachtheile geſagt wurde.<lb/> Auch war er allgemein beliebt, ſowohl wegen ſeiner<lb/> ſchönen Geſtalt, als wegen ſeiner drollichten Einfälle<lb/> und Anmerkungen.</p><lb/> <p>In eben der Woche, da ſeine Mutter an der<lb/> Schwindſucht ſtarb, bekam er die bösartigſten Blattern.<lb/> Der Gram und die Krankheit brachten ihn auf lange<lb/> Zeit in Gefahr das Geſicht zu verlieren, und raubten<lb/> ihm ſeine natürliche Munterkeit. Als er nach zwei<lb/> Jahren den Gebrauch ſeiner Augen wieder erlangte, ver¬<lb/> doppelte er ſeinen Eifer und Fleiſs im Lernen. Sein<lb/> Vater, der in Sprachen und Wiſſenſchaften ſehr geübt,<lb/> auch der Dichtkunſt nicht abgeneigt, und ein Mitglied<lb/> der deutſchen Geſellſchaft in Göttingen war, unterwies<lb/> ihn, auſſer der deutſchen, in der lateiniſchen, franzöſi¬<lb/> ſchen, griechiſchen und hebräiſchen Sprache, in der<lb/> Geografie, Geſchichte, und was ſonſt auf Schulen ge¬<lb/> lehrt wird. Sein Fleiſs ging ſo weit, daſs er nicht<lb/> einmal ſein Frühſtück in Ruhe genoſs, daſs er ſich jedes¬<lb/> mal zum Mittags- und Abendeſſen rufen lieſs, und des<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nachts<lb/></fw> </p> </div> </front> </text> </TEI> [IV/0012]
bösartige Blattern entſtellten. Schon frühe zeigte er eine
auſſerordentliche Munterkeit und Wiſsbegierde. Sobald
er ſchreiben konnte, ſchrieb er auf, was ihm aus Erzäh¬
lungen und Geſprächen merkwürdig ſchien. Er betrug
ſich liebreich und gefällig gegen jedweden; und die er
für rechtſchaffen hielt, vertheidigte er bei aller Gelegen¬
heit, wenn etwas zu ihrem Nachtheile geſagt wurde.
Auch war er allgemein beliebt, ſowohl wegen ſeiner
ſchönen Geſtalt, als wegen ſeiner drollichten Einfälle
und Anmerkungen.
In eben der Woche, da ſeine Mutter an der
Schwindſucht ſtarb, bekam er die bösartigſten Blattern.
Der Gram und die Krankheit brachten ihn auf lange
Zeit in Gefahr das Geſicht zu verlieren, und raubten
ihm ſeine natürliche Munterkeit. Als er nach zwei
Jahren den Gebrauch ſeiner Augen wieder erlangte, ver¬
doppelte er ſeinen Eifer und Fleiſs im Lernen. Sein
Vater, der in Sprachen und Wiſſenſchaften ſehr geübt,
auch der Dichtkunſt nicht abgeneigt, und ein Mitglied
der deutſchen Geſellſchaft in Göttingen war, unterwies
ihn, auſſer der deutſchen, in der lateiniſchen, franzöſi¬
ſchen, griechiſchen und hebräiſchen Sprache, in der
Geografie, Geſchichte, und was ſonſt auf Schulen ge¬
lehrt wird. Sein Fleiſs ging ſo weit, daſs er nicht
einmal ſein Frühſtück in Ruhe genoſs, daſs er ſich jedes¬
mal zum Mittags- und Abendeſſen rufen lieſs, und des
Nachts
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |