mogen zeigte sich in derselben, er blieb ste¬ hen, mich mit dem furchtbaren entsetzlichen Blick des wilden Wahnsinns anstarrend. Da raffte ich alle meine Kraft zusammen, ich trat keck auf ihn zu, und rief mit trotziger gebietender Stimme: "was willst Du hier? Hebe Dich weg Wahnsinniger!" Aber Her¬ mogen streckte mir die rechte Hand entgegen, und sprach dumpf und schaurig: "ich wollte mit Dir kämpfen, aber ich habe kein Schwert, und Du bist der Mord, denn Blutstropfen quillen aus Deinen Augen und kleben in dei¬ nem Barte!" --
Er verschwand, die Thüre heftig zuschla¬ gend, und ließ mich allein, knirschend vor Wuth über mich selbst, der ich mich hatte hinreissen lassen von der Gewalt des Mo¬ ments, so daß nun der Verrath mir Verder¬ ben drohte. Niemand ließ sich sehen, ich hatte Zeit genug, mich ganz zu ermannen, und der mir innwohnende Geist gab mir bald
mogen zeigte ſich in derſelben, er blieb ſte¬ hen, mich mit dem furchtbaren entſetzlichen Blick des wilden Wahnſinns anſtarrend. Da raffte ich alle meine Kraft zuſammen, ich trat keck auf ihn zu, und rief mit trotziger gebietender Stimme: „was willſt Du hier? Hebe Dich weg Wahnſinniger!“ Aber Her¬ mogen ſtreckte mir die rechte Hand entgegen, und ſprach dumpf und ſchaurig: „ich wollte mit Dir kaͤmpfen, aber ich habe kein Schwert, und Du biſt der Mord, denn Blutstropfen quillen aus Deinen Augen und kleben in dei¬ nem Barte!“ —
Er verſchwand, die Thuͤre heftig zuſchla¬ gend, und ließ mich allein, knirſchend vor Wuth uͤber mich ſelbſt, der ich mich hatte hinreiſſen laſſen von der Gewalt des Mo¬ ments, ſo daß nun der Verrath mir Verder¬ ben drohte. Niemand ließ ſich ſehen, ich hatte Zeit genug, mich ganz zu ermannen, und der mir innwohnende Geiſt gab mir bald
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mogen zeigte ſich in derſelben, er blieb ſte¬
hen, mich mit dem furchtbaren entſetzlichen
Blick des wilden Wahnſinns anſtarrend.
Da raffte ich alle meine Kraft zuſammen,
ich trat keck auf ihn zu, und rief mit trotziger
gebietender Stimme: „was willſt Du hier?
Hebe Dich weg Wahnſinniger!“ Aber Her¬
mogen ſtreckte mir die rechte Hand entgegen,
und ſprach dumpf und ſchaurig: „ich wollte
mit Dir kaͤmpfen, aber ich habe kein Schwert,
und Du biſt der Mord, denn Blutstropfen
quillen aus Deinen Augen und kleben in dei¬
nem Barte!“ —
Er verſchwand, die Thuͤre heftig zuſchla¬
gend, und ließ mich allein, knirſchend vor
Wuth uͤber mich ſelbſt, der ich mich hatte
hinreiſſen laſſen von der Gewalt des Mo¬
ments, ſo daß nun der Verrath mir Verder¬
ben drohte. Niemand ließ ſich ſehen, ich
hatte Zeit genug, mich ganz zu ermannen,
und der mir innwohnende Geiſt gab mir bald
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/183>, abgerufen am 23.11.2024.
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