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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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die Anschläge ein, jeder üblen Folge des
bösen Beginnens auszuweichen.

Sobald es thunlich war, eilte ich zu
Euphemien, und mit keckem Uebermuth er¬
zählte ich ihr die ganze Begebenheit mit
Aurelien. Euphemie schien die Sache nicht
so leicht zu nehmen, als ich es gewünscht
hatte, und es war mir begreiflich, daß, ihrer
gerühmten Geistesstärke, ihrer hohen Ansicht
der Dinge unerachtet, wohl kleinliche Eifer¬
sucht in ihr wohnen, sie aber überdem noch
befürchten könne, daß Aurelie über mich kla¬
gen, so der Nimbus meiner Heiligkeit ver¬
löschen, und unser Geheimniß in Gefahr ge¬
rathen werde: aus einer mir selbst uner¬
klärlichen Scheu, verschwieg ich Hermogens
Hinzutreten und seine entsetzlichen mich durch¬
bohrenden Worte.

Euphemie hatte einige Minuten geschwie¬
gen, und schien, mich seltsamlich anstarrend,
in tiefes Nachdenken versunken. --

"Solltest Du nicht, Viktorin! sprach sie

die Anſchlaͤge ein, jeder uͤblen Folge des
boͤſen Beginnens auszuweichen.

Sobald es thunlich war, eilte ich zu
Euphemien, und mit keckem Uebermuth er¬
zaͤhlte ich ihr die ganze Begebenheit mit
Aurelien. Euphemie ſchien die Sache nicht
ſo leicht zu nehmen, als ich es gewuͤnſcht
hatte, und es war mir begreiflich, daß, ihrer
geruͤhmten Geiſtesſtaͤrke, ihrer hohen Anſicht
der Dinge unerachtet, wohl kleinliche Eifer¬
ſucht in ihr wohnen, ſie aber uͤberdem noch
befuͤrchten koͤnne, daß Aurelie uͤber mich kla¬
gen, ſo der Nimbus meiner Heiligkeit ver¬
loͤſchen, und unſer Geheimniß in Gefahr ge¬
rathen werde: aus einer mir ſelbſt uner¬
klaͤrlichen Scheu, verſchwieg ich Hermogens
Hinzutreten und ſeine entſetzlichen mich durch¬
bohrenden Worte.

Euphemie hatte einige Minuten geſchwie¬
gen, und ſchien, mich ſeltſamlich anſtarrend,
in tiefes Nachdenken verſunken. —

„Sollteſt Du nicht, Viktorin! ſprach ſie

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[168/0184] die Anſchlaͤge ein, jeder uͤblen Folge des boͤſen Beginnens auszuweichen. Sobald es thunlich war, eilte ich zu Euphemien, und mit keckem Uebermuth er¬ zaͤhlte ich ihr die ganze Begebenheit mit Aurelien. Euphemie ſchien die Sache nicht ſo leicht zu nehmen, als ich es gewuͤnſcht hatte, und es war mir begreiflich, daß, ihrer geruͤhmten Geiſtesſtaͤrke, ihrer hohen Anſicht der Dinge unerachtet, wohl kleinliche Eifer¬ ſucht in ihr wohnen, ſie aber uͤberdem noch befuͤrchten koͤnne, daß Aurelie uͤber mich kla¬ gen, ſo der Nimbus meiner Heiligkeit ver¬ loͤſchen, und unſer Geheimniß in Gefahr ge¬ rathen werde: aus einer mir ſelbſt uner¬ klaͤrlichen Scheu, verſchwieg ich Hermogens Hinzutreten und ſeine entſetzlichen mich durch¬ bohrenden Worte. Euphemie hatte einige Minuten geſchwie¬ gen, und ſchien, mich ſeltſamlich anſtarrend, in tiefes Nachdenken verſunken. — „Sollteſt Du nicht, Viktorin! ſprach ſie

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/184>, abgerufen am 23.11.2024.