Mitwirkung verächtlich. Ich wies daher zu ihrem nicht geringen Erstaunen ihren An¬ schlag von der Hand, indem ich im Innern fest entschlossen war, das durch eigne Macht zu vollführen, wozu Euphemie mir ihre Bei¬ hülfe aufdringen wollte.
So wie die Baronesse es vermuthet, blieb Aurelie in ihrem Zimmer, sich mit ei¬ ner Unpäßlichkeit entschuldigend, und so sich meinem Unterricht für, die nächsten Tage ent¬ ziehend. Hermogen war wider seine Ge¬ wohnheit jetzt viel in der Gesellschaft Rein¬ holds und des Barons, er schien weniger in sich gekehrt, aber wilder, zorniger. Man hörte ihn oft laut und nachdrücklich sprechen, und ich bemerkte, daß er mich mit Blicken des verhaltenen Grimms ansah, so oft der Zufall mich ihm in den Weg führte: das Betragen des Barons und Reinholds ver¬ änderte sich in einigen Tagen auf ganz selt¬ same Weise. Ohne im Aeußerlichen, im min¬ desten von der Aufmerksamkeit und Hochach¬
Mitwirkung veraͤchtlich. Ich wies daher zu ihrem nicht geringen Erſtaunen ihren An¬ ſchlag von der Hand, indem ich im Innern feſt entſchloſſen war, das durch eigne Macht zu vollfuͤhren, wozu Euphemie mir ihre Bei¬ huͤlfe aufdringen wollte.
So wie die Baroneſſe es vermuthet, blieb Aurelie in ihrem Zimmer, ſich mit ei¬ ner Unpaͤßlichkeit entſchuldigend, und ſo ſich meinem Unterricht fuͤr, die naͤchſten Tage ent¬ ziehend. Hermogen war wider ſeine Ge¬ wohnheit jetzt viel in der Geſellſchaft Rein¬ holds und des Barons, er ſchien weniger in ſich gekehrt, aber wilder, zorniger. Man hoͤrte ihn oft laut und nachdruͤcklich ſprechen, und ich bemerkte, daß er mich mit Blicken des verhaltenen Grimms anſah, ſo oft der Zufall mich ihm in den Weg fuͤhrte: das Betragen des Barons und Reinholds ver¬ aͤnderte ſich in einigen Tagen auf ganz ſelt¬ ſame Weiſe. Ohne im Aeußerlichen, im min¬ deſten von der Aufmerkſamkeit und Hochach¬
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Mitwirkung veraͤchtlich. Ich wies daher zu
ihrem nicht geringen Erſtaunen ihren An¬
ſchlag von der Hand, indem ich im Innern
feſt entſchloſſen war, das durch eigne Macht
zu vollfuͤhren, wozu Euphemie mir ihre Bei¬
huͤlfe aufdringen wollte.
So wie die Baroneſſe es vermuthet,
blieb Aurelie in ihrem Zimmer, ſich mit ei¬
ner Unpaͤßlichkeit entſchuldigend, und ſo ſich
meinem Unterricht fuͤr, die naͤchſten Tage ent¬
ziehend. Hermogen war wider ſeine Ge¬
wohnheit jetzt viel in der Geſellſchaft Rein¬
holds und des Barons, er ſchien weniger in
ſich gekehrt, aber wilder, zorniger. Man
hoͤrte ihn oft laut und nachdruͤcklich ſprechen,
und ich bemerkte, daß er mich mit Blicken
des verhaltenen Grimms anſah, ſo oft der
Zufall mich ihm in den Weg fuͤhrte: das
Betragen des Barons und Reinholds ver¬
aͤnderte ſich in einigen Tagen auf ganz ſelt¬
ſame Weiſe. Ohne im Aeußerlichen, im min¬
deſten von der Aufmerkſamkeit und Hochach¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/187>, abgerufen am 27.11.2024.
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