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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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mir langweilig worden, wegwerfen, und Du,
Viktorin, wirst Dich um so williger meinem
Begehren fügen, als Du auf einmal selbst
der Gefahr entgehst, endlich ertappt zu wer¬
den, und so das geniale Verhältniß, daß un¬
ser Geist ausbrütete, in eine gemeine ver¬
brauchte Mummerei, in eine abgeschmackte
Ehestandsgeschichte herabsinken zu sehen! Der
lästige Alte muß fort, und wie das am be¬
sten ins Werk zu richten ist, darüber laß uns
zu Rathe gehen, höre aber erst meine Mei¬
nung. Du weißt, daß der Baron jeden Mor¬
gen, wenn Reinhold beschäftigt, allein hin¬
ausgeht in das Gebürge, um sich an den Ge¬
genden nach seiner Art zu erlaben. -- Schlei¬
che Dich früher hinaus, und suche ihm am
Ausgange des Parks zu begegnen. Nicht
weit von hier, giebt es eine wilde schauer¬
liche Felsengruppe; wenn man sie erstiegen,
gähnt dem Wandrer auf der einen Seite ein
schwarzer bodenloser Abgrund entgegen, dort
ist, oben über den Abgrund herüberragend,

mir langweilig worden, wegwerfen, und Du,
Viktorin, wirſt Dich um ſo williger meinem
Begehren fuͤgen, als Du auf einmal ſelbſt
der Gefahr entgehſt, endlich ertappt zu wer¬
den, und ſo das geniale Verhaͤltniß, daß un¬
ſer Geiſt ausbruͤtete, in eine gemeine ver¬
brauchte Mummerei, in eine abgeſchmackte
Eheſtandsgeſchichte herabſinken zu ſehen! Der
laͤſtige Alte muß fort, und wie das am be¬
ſten ins Werk zu richten iſt, daruͤber laß uns
zu Rathe gehen, hoͤre aber erſt meine Mei¬
nung. Du weißt, daß der Baron jeden Mor¬
gen, wenn Reinhold beſchaͤftigt, allein hin¬
ausgeht in das Gebuͤrge, um ſich an den Ge¬
genden nach ſeiner Art zu erlaben. — Schlei¬
che Dich fruͤher hinaus, und ſuche ihm am
Ausgange des Parks zu begegnen. Nicht
weit von hier, giebt es eine wilde ſchauer¬
liche Felſengruppe; wenn man ſie erſtiegen,
gaͤhnt dem Wandrer auf der einen Seite ein
ſchwarzer bodenloſer Abgrund entgegen, dort
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[174/0190] mir langweilig worden, wegwerfen, und Du, Viktorin, wirſt Dich um ſo williger meinem Begehren fuͤgen, als Du auf einmal ſelbſt der Gefahr entgehſt, endlich ertappt zu wer¬ den, und ſo das geniale Verhaͤltniß, daß un¬ ſer Geiſt ausbruͤtete, in eine gemeine ver¬ brauchte Mummerei, in eine abgeſchmackte Eheſtandsgeſchichte herabſinken zu ſehen! Der laͤſtige Alte muß fort, und wie das am be¬ ſten ins Werk zu richten iſt, daruͤber laß uns zu Rathe gehen, hoͤre aber erſt meine Mei¬ nung. Du weißt, daß der Baron jeden Mor¬ gen, wenn Reinhold beſchaͤftigt, allein hin¬ ausgeht in das Gebuͤrge, um ſich an den Ge¬ genden nach ſeiner Art zu erlaben. — Schlei¬ che Dich fruͤher hinaus, und ſuche ihm am Ausgange des Parks zu begegnen. Nicht weit von hier, giebt es eine wilde ſchauer¬ liche Felſengruppe; wenn man ſie erſtiegen, gaͤhnt dem Wandrer auf der einen Seite ein ſchwarzer bodenloſer Abgrund entgegen, dort iſt, oben uͤber den Abgrund heruͤberragend,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/190>, abgerufen am 23.11.2024.