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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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selbst als den bösen Geist der Rache verkün¬
dend, mußte ich das Ungeheuere vollbringen.
-- Euphemiens Untergang war beschlossen,
und der glühendste Haß sollte, mit der höch¬
sten Inbrunst der Liebe sich vermählend, mir
den Genuß gewähren, der nun noch dem
übermenschlichen mir innwohnenden Geiste
würdig. -- In dem Augenblick, daß Euphe¬
mie untergegangen, sollte Aurelie mein werden.

Ich erstaunte über Euphemiens innere
Kraft, die es ihr möglich machte, den andern
Tag unbefangen und heiter zu scheinen. Sie
sprach selbst darüber, daß sie vorige Nacht
in eine Art Somnambulismus gerathen, und
dann heftig an Krämpfen gelitten, der Ba¬
ron schien sehr theilnehmend, Reinholds Bli¬
cke waren zweifelhaft und mißtrauisch. Au¬
relie blieb auf ihrem Zimmer, und je weni¬
ger es mir gelang, sie zu sehen, desto rasen¬
der tobte die Wuth in meinem Innern. Eu¬
phemie lud mich ein, auf bekanntem Wege in
ihr Zimmer zu schleichen, wenn Alles im

ſelbſt als den boͤſen Geiſt der Rache verkuͤn¬
dend, mußte ich das Ungeheuere vollbringen.
— Euphemiens Untergang war beſchloſſen,
und der gluͤhendſte Haß ſollte, mit der hoͤch¬
ſten Inbrunſt der Liebe ſich vermaͤhlend, mir
den Genuß gewaͤhren, der nun noch dem
uͤbermenſchlichen mir innwohnenden Geiſte
wuͤrdig. — In dem Augenblick, daß Euphe¬
mie untergegangen, ſollte Aurelie mein werden.

Ich erſtaunte uͤber Euphemiens innere
Kraft, die es ihr moͤglich machte, den andern
Tag unbefangen und heiter zu ſcheinen. Sie
ſprach ſelbſt daruͤber, daß ſie vorige Nacht
in eine Art Somnambulismus gerathen, und
dann heftig an Kraͤmpfen gelitten, der Ba¬
ron ſchien ſehr theilnehmend, Reinholds Bli¬
cke waren zweifelhaft und mißtrauiſch. Au¬
relie blieb auf ihrem Zimmer, und je weni¬
ger es mir gelang, ſie zu ſehen, deſto raſen¬
der tobte die Wuth in meinem Innern. Eu¬
phemie lud mich ein, auf bekanntem Wege in
ihr Zimmer zu ſchleichen, wenn Alles im

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[178/0194] ſelbſt als den boͤſen Geiſt der Rache verkuͤn¬ dend, mußte ich das Ungeheuere vollbringen. — Euphemiens Untergang war beſchloſſen, und der gluͤhendſte Haß ſollte, mit der hoͤch¬ ſten Inbrunſt der Liebe ſich vermaͤhlend, mir den Genuß gewaͤhren, der nun noch dem uͤbermenſchlichen mir innwohnenden Geiſte wuͤrdig. — In dem Augenblick, daß Euphe¬ mie untergegangen, ſollte Aurelie mein werden. Ich erſtaunte uͤber Euphemiens innere Kraft, die es ihr moͤglich machte, den andern Tag unbefangen und heiter zu ſcheinen. Sie ſprach ſelbſt daruͤber, daß ſie vorige Nacht in eine Art Somnambulismus gerathen, und dann heftig an Kraͤmpfen gelitten, der Ba¬ ron ſchien ſehr theilnehmend, Reinholds Bli¬ cke waren zweifelhaft und mißtrauiſch. Au¬ relie blieb auf ihrem Zimmer, und je weni¬ ger es mir gelang, ſie zu ſehen, deſto raſen¬ der tobte die Wuth in meinem Innern. Eu¬ phemie lud mich ein, auf bekanntem Wege in ihr Zimmer zu ſchleichen, wenn Alles im

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/194>, abgerufen am 27.11.2024.