Schlosse ruhig geworden. -- Mit Entzücken vernahm ich das, denn der Augenblick der Erfüllung ihres bösen Verhängnisses war gekommen. -- Ein kleines spitzes Messer, das ich schon von Jugend auf bei mir trug, und mit dem ich geschickt in Holz zu schneiden wußte, verbarg ich in meiner Kutte, und so zum Morde entschlossen, ging ich zu ihr. "Ich glaube, fing sie an: wir haben beide gestern schwere ängstliche Träume gehabt, es kam viel von Abgründen darinn vor, doch das ist nun vorbei!" -- Sie gab sich darauf, wie gewöhnlich meinen frevelnden Liebkosun¬ gen hin, ich war erfüllt von entsetzlichem teuflischen Hohn, indem ich nur die Lust empfand, die mir der Mißbrauch ihrer eig¬ nen Schändlichkeit erregte. Als sie in mei¬ nen Armen lag, entfiel mir das Messer, sie schauerte zusammen, wie von Todesangst er¬ griffen, ich hob das Messer rasch auf, den Mord noch verschiebend, der mir selbst an¬ dere Waffen in die Hände gab. -- Euphemie
Schloſſe ruhig geworden. — Mit Entzuͤcken vernahm ich das, denn der Augenblick der Erfuͤllung ihres boͤſen Verhaͤngniſſes war gekommen. — Ein kleines ſpitzes Meſſer, das ich ſchon von Jugend auf bei mir trug, und mit dem ich geſchickt in Holz zu ſchneiden wußte, verbarg ich in meiner Kutte, und ſo zum Morde entſchloſſen, ging ich zu ihr. „Ich glaube, fing ſie an: wir haben beide geſtern ſchwere aͤngſtliche Traͤume gehabt, es kam viel von Abgruͤnden darinn vor, doch das iſt nun vorbei!“ — Sie gab ſich darauf, wie gewoͤhnlich meinen frevelnden Liebkoſun¬ gen hin, ich war erfuͤllt von entſetzlichem teufliſchen Hohn, indem ich nur die Luſt empfand, die mir der Mißbrauch ihrer eig¬ nen Schaͤndlichkeit erregte. Als ſie in mei¬ nen Armen lag, entfiel mir das Meſſer, ſie ſchauerte zuſammen, wie von Todesangſt er¬ griffen, ich hob das Meſſer raſch auf, den Mord noch verſchiebend, der mir ſelbſt an¬ dere Waffen in die Haͤnde gab. — Euphemie
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Schloſſe ruhig geworden. — Mit Entzuͤcken
vernahm ich das, denn der Augenblick der
Erfuͤllung ihres boͤſen Verhaͤngniſſes war
gekommen. — Ein kleines ſpitzes Meſſer, das
ich ſchon von Jugend auf bei mir trug, und
mit dem ich geſchickt in Holz zu ſchneiden
wußte, verbarg ich in meiner Kutte, und ſo
zum Morde entſchloſſen, ging ich zu ihr.
„Ich glaube, fing ſie an: wir haben beide
geſtern ſchwere aͤngſtliche Traͤume gehabt, es
kam viel von Abgruͤnden darinn vor, doch
das iſt nun vorbei!“ — Sie gab ſich darauf,
wie gewoͤhnlich meinen frevelnden Liebkoſun¬
gen hin, ich war erfuͤllt von entſetzlichem
teufliſchen Hohn, indem ich nur die Luſt
empfand, die mir der Mißbrauch ihrer eig¬
nen Schaͤndlichkeit erregte. Als ſie in mei¬
nen Armen lag, entfiel mir das Meſſer, ſie
ſchauerte zuſammen, wie von Todesangſt er¬
griffen, ich hob das Meſſer raſch auf, den
Mord noch verſchiebend, der mir ſelbſt an¬
dere Waffen in die Haͤnde gab. — Euphemie
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/195>, abgerufen am 27.11.2024.
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