besgluth stärker entzündend, mich betäubend; kaum konnte ich athmen. -- Aus dem Kabi¬ nett quollen die tiefen angstvollen Seufzer der vielleicht von Verrath und Mord Träu¬ menden, ich hörte sie im Schlafe beten! -- "Zur That, zur That, was zauderst Du, der Augenblick entflieht," so trieb mich die unbe¬ kannte Macht in meinem Innern. -- Schon hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan, da schrie es hinter mir: "Verruchter, Mord¬ bruder! nun gehörst Du mein!" und ich fühlte mich mit Riesenkraft von hinten festgepackt. -- Es war Hermogen, ich wand mich, alle meine Stärke aufbietend, endlich von ihm los und wollte mich fortdrängen, aber von neu¬ em packte er mich hinterwärts und zerfleisch¬ te meinen Nacken mit wüthenden Bissen! -- Vergebens rang ich, unsinnig vor Schmerz und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn ein kräftiger Stoß, von mir abzulassen, und als er von neuem über mich herfiel, da zog ich mein Messer; zwei Stiche, und er sank
besgluth ſtaͤrker entzuͤndend, mich betaͤubend; kaum konnte ich athmen. — Aus dem Kabi¬ nett quollen die tiefen angſtvollen Seufzer der vielleicht von Verrath und Mord Traͤu¬ menden, ich hoͤrte ſie im Schlafe beten! — „Zur That, zur That, was zauderſt Du, der Augenblick entflieht,“ ſo trieb mich die unbe¬ kannte Macht in meinem Innern. — Schon hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan, da ſchrie es hinter mir: „Verruchter, Mord¬ bruder! nun gehoͤrſt Du mein!“ und ich fuͤhlte mich mit Rieſenkraft von hinten feſtgepackt. — Es war Hermogen, ich wand mich, alle meine Staͤrke aufbietend, endlich von ihm los und wollte mich fortdraͤngen, aber von neu¬ em packte er mich hinterwaͤrts und zerfleiſch¬ te meinen Nacken mit wuͤthenden Biſſen! — Vergebens rang ich, unſinnig vor Schmerz und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn ein kraͤftiger Stoß, von mir abzulaſſen, und als er von neuem uͤber mich herfiel, da zog ich mein Meſſer; zwei Stiche, und er ſank
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0197"n="181"/>
besgluth ſtaͤrker entzuͤndend, mich betaͤubend;<lb/>
kaum konnte ich athmen. — Aus dem Kabi¬<lb/>
nett quollen die tiefen angſtvollen Seufzer<lb/>
der vielleicht von Verrath und Mord Traͤu¬<lb/>
menden, ich hoͤrte ſie im Schlafe beten! —<lb/>„Zur That, zur That, was zauderſt Du, der<lb/>
Augenblick entflieht,“ſo trieb mich die unbe¬<lb/>
kannte Macht in meinem Innern. — Schon<lb/>
hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan,<lb/>
da ſchrie es hinter mir: „Verruchter, Mord¬<lb/>
bruder! nun gehoͤrſt Du mein!“ und ich fuͤhlte<lb/>
mich mit Rieſenkraft von hinten feſtgepackt.<lb/>— Es war Hermogen, ich wand mich, alle<lb/>
meine Staͤrke aufbietend, endlich von ihm los<lb/>
und wollte mich fortdraͤngen, aber von neu¬<lb/>
em packte er mich hinterwaͤrts und zerfleiſch¬<lb/>
te meinen Nacken mit wuͤthenden Biſſen! —<lb/>
Vergebens rang ich, unſinnig vor Schmerz<lb/>
und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn<lb/>
ein kraͤftiger Stoß, von mir abzulaſſen, und<lb/>
als er von neuem uͤber mich herfiel, da zog<lb/>
ich mein Meſſer; zwei Stiche, und er ſank<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[181/0197]
besgluth ſtaͤrker entzuͤndend, mich betaͤubend;
kaum konnte ich athmen. — Aus dem Kabi¬
nett quollen die tiefen angſtvollen Seufzer
der vielleicht von Verrath und Mord Traͤu¬
menden, ich hoͤrte ſie im Schlafe beten! —
„Zur That, zur That, was zauderſt Du, der
Augenblick entflieht,“ ſo trieb mich die unbe¬
kannte Macht in meinem Innern. — Schon
hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan,
da ſchrie es hinter mir: „Verruchter, Mord¬
bruder! nun gehoͤrſt Du mein!“ und ich fuͤhlte
mich mit Rieſenkraft von hinten feſtgepackt.
— Es war Hermogen, ich wand mich, alle
meine Staͤrke aufbietend, endlich von ihm los
und wollte mich fortdraͤngen, aber von neu¬
em packte er mich hinterwaͤrts und zerfleiſch¬
te meinen Nacken mit wuͤthenden Biſſen! —
Vergebens rang ich, unſinnig vor Schmerz
und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn
ein kraͤftiger Stoß, von mir abzulaſſen, und
als er von neuem uͤber mich herfiel, da zog
ich mein Meſſer; zwei Stiche, und er ſank
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/197>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.