Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

besgluth stärker entzündend, mich betäubend;
kaum konnte ich athmen. -- Aus dem Kabi¬
nett quollen die tiefen angstvollen Seufzer
der vielleicht von Verrath und Mord Träu¬
menden, ich hörte sie im Schlafe beten! --
"Zur That, zur That, was zauderst Du, der
Augenblick entflieht," so trieb mich die unbe¬
kannte Macht in meinem Innern. -- Schon
hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan,
da schrie es hinter mir: "Verruchter, Mord¬
bruder! nun gehörst Du mein!" und ich fühlte
mich mit Riesenkraft von hinten festgepackt.
-- Es war Hermogen, ich wand mich, alle
meine Stärke aufbietend, endlich von ihm los
und wollte mich fortdrängen, aber von neu¬
em packte er mich hinterwärts und zerfleisch¬
te meinen Nacken mit wüthenden Bissen! --
Vergebens rang ich, unsinnig vor Schmerz
und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn
ein kräftiger Stoß, von mir abzulassen, und
als er von neuem über mich herfiel, da zog
ich mein Messer; zwei Stiche, und er sank

besgluth ſtaͤrker entzuͤndend, mich betaͤubend;
kaum konnte ich athmen. — Aus dem Kabi¬
nett quollen die tiefen angſtvollen Seufzer
der vielleicht von Verrath und Mord Traͤu¬
menden, ich hoͤrte ſie im Schlafe beten! —
„Zur That, zur That, was zauderſt Du, der
Augenblick entflieht,“ ſo trieb mich die unbe¬
kannte Macht in meinem Innern. — Schon
hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan,
da ſchrie es hinter mir: „Verruchter, Mord¬
bruder! nun gehoͤrſt Du mein!“ und ich fuͤhlte
mich mit Rieſenkraft von hinten feſtgepackt.
— Es war Hermogen, ich wand mich, alle
meine Staͤrke aufbietend, endlich von ihm los
und wollte mich fortdraͤngen, aber von neu¬
em packte er mich hinterwaͤrts und zerfleiſch¬
te meinen Nacken mit wuͤthenden Biſſen! —
Vergebens rang ich, unſinnig vor Schmerz
und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn
ein kraͤftiger Stoß, von mir abzulaſſen, und
als er von neuem uͤber mich herfiel, da zog
ich mein Meſſer; zwei Stiche, und er ſank

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0197" n="181"/>
besgluth &#x017F;ta&#x0364;rker entzu&#x0364;ndend, mich beta&#x0364;ubend;<lb/>
kaum konnte ich athmen. &#x2014; Aus dem Kabi¬<lb/>
nett quollen die tiefen ang&#x017F;tvollen Seufzer<lb/>
der vielleicht von Verrath und Mord Tra&#x0364;<lb/>
menden, ich ho&#x0364;rte &#x017F;ie im Schlafe beten! &#x2014;<lb/>
&#x201E;Zur That, zur That, was zauder&#x017F;t Du, der<lb/>
Augenblick entflieht,&#x201C; &#x017F;o trieb mich die unbe¬<lb/>
kannte Macht in meinem Innern. &#x2014; Schon<lb/>
hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan,<lb/>
da &#x017F;chrie es hinter mir: &#x201E;Verruchter, Mord¬<lb/>
bruder! nun geho&#x0364;r&#x017F;t Du mein!&#x201C; und ich fu&#x0364;hlte<lb/>
mich mit Rie&#x017F;enkraft von hinten fe&#x017F;tgepackt.<lb/>
&#x2014; Es war Hermogen, ich wand mich, alle<lb/>
meine Sta&#x0364;rke aufbietend, endlich von ihm los<lb/>
und wollte mich fortdra&#x0364;ngen, aber von neu¬<lb/>
em packte er mich hinterwa&#x0364;rts und zerflei&#x017F;ch¬<lb/>
te meinen Nacken mit wu&#x0364;thenden Bi&#x017F;&#x017F;en! &#x2014;<lb/>
Vergebens rang ich, un&#x017F;innig vor Schmerz<lb/>
und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn<lb/>
ein kra&#x0364;ftiger Stoß, von mir abzula&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
als er von neuem u&#x0364;ber mich herfiel, da zog<lb/>
ich mein Me&#x017F;&#x017F;er; zwei Stiche, und er &#x017F;ank<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0197] besgluth ſtaͤrker entzuͤndend, mich betaͤubend; kaum konnte ich athmen. — Aus dem Kabi¬ nett quollen die tiefen angſtvollen Seufzer der vielleicht von Verrath und Mord Traͤu¬ menden, ich hoͤrte ſie im Schlafe beten! — „Zur That, zur That, was zauderſt Du, der Augenblick entflieht,“ ſo trieb mich die unbe¬ kannte Macht in meinem Innern. — Schon hatte ich einen Schritt ins Kabinett gethan, da ſchrie es hinter mir: „Verruchter, Mord¬ bruder! nun gehoͤrſt Du mein!“ und ich fuͤhlte mich mit Rieſenkraft von hinten feſtgepackt. — Es war Hermogen, ich wand mich, alle meine Staͤrke aufbietend, endlich von ihm los und wollte mich fortdraͤngen, aber von neu¬ em packte er mich hinterwaͤrts und zerfleiſch¬ te meinen Nacken mit wuͤthenden Biſſen! — Vergebens rang ich, unſinnig vor Schmerz und Wuth, lange mit ihm, endlich zwang ihn ein kraͤftiger Stoß, von mir abzulaſſen, und als er von neuem uͤber mich herfiel, da zog ich mein Meſſer; zwei Stiche, und er ſank

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/197
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/197>, abgerufen am 27.11.2024.