Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

springt aus dem Dickigt, und die Schüsse
knallen, und die Hunde stürzen hinterdrein,
ey Herr, da klopft einem das Herz und man
ist ein ganz andrer Mensch. Und jedesmal
ist solch' ein Ausziehen zur Jagd was neues,
denn immer komme was ganz besonderes vor,
was noch nicht da gewesen. Schon dadurch,
daß das Wild sich in die Zeiten theilt, so
daß nun dies, dann jenes sich zeigt, wird das
Ding so herrlich, daß kein Mensch auf Er¬
den es satt haben kann. Aber, Herr! auch
der Wald schon an und vor sich selbst, der
Wald ist ja so lustig und lebendig, daß ich
mich niemals einsam fühle. Da kenne ich
jedes Plätzchen und jeden Baum, und
es ist mir wahrhaftig so, als wenn je¬
der Baum, der unter meinen Augen aufge¬
wachsen und nun seine blanken regen Wipfel
in die Lüfte streckt, mich auch kennen und
lieb haben müßte, weil ich ihn gehegt und
gepflegt, ja ich glaube ordentlich, wenn es
manchmal so wunderbar rauscht und flüstert,

ſpringt aus dem Dickigt, und die Schuͤſſe
knallen, und die Hunde ſtuͤrzen hinterdrein,
ey Herr, da klopft einem das Herz und man
iſt ein ganz andrer Menſch. Und jedesmal
iſt ſolch' ein Ausziehen zur Jagd was neues,
denn immer komme was ganz beſonderes vor,
was noch nicht da geweſen. Schon dadurch,
daß das Wild ſich in die Zeiten theilt, ſo
daß nun dies, dann jenes ſich zeigt, wird das
Ding ſo herrlich, daß kein Menſch auf Er¬
den es ſatt haben kann. Aber, Herr! auch
der Wald ſchon an und vor ſich ſelbſt, der
Wald iſt ja ſo luſtig und lebendig, daß ich
mich niemals einſam fuͤhle. Da kenne ich
jedes Plaͤtzchen und jeden Baum, und
es iſt mir wahrhaftig ſo, als wenn je¬
der Baum, der unter meinen Augen aufge¬
wachſen und nun ſeine blanken regen Wipfel
in die Luͤfte ſtreckt, mich auch kennen und
lieb haben muͤßte, weil ich ihn gehegt und
gepflegt, ja ich glaube ordentlich, wenn es
manchmal ſo wunderbar rauſcht und fluͤſtert,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0269" n="253"/>
&#x017F;pringt aus dem Dickigt, und die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
knallen, und die Hunde &#x017F;tu&#x0364;rzen hinterdrein,<lb/>
ey Herr, da klopft einem das Herz und man<lb/>
i&#x017F;t ein ganz andrer Men&#x017F;ch. Und jedesmal<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;olch' ein Ausziehen zur Jagd was neues,<lb/>
denn immer komme was ganz be&#x017F;onderes vor,<lb/>
was noch nicht da gewe&#x017F;en. Schon dadurch,<lb/>
daß das Wild &#x017F;ich in die Zeiten theilt, &#x017F;o<lb/>
daß nun dies, dann jenes &#x017F;ich zeigt, wird das<lb/>
Ding &#x017F;o herrlich, daß kein Men&#x017F;ch auf Er¬<lb/>
den es &#x017F;att haben kann. Aber, Herr! auch<lb/>
der Wald &#x017F;chon an und vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, der<lb/>
Wald i&#x017F;t ja &#x017F;o lu&#x017F;tig und lebendig, daß ich<lb/>
mich niemals ein&#x017F;am fu&#x0364;hle. Da kenne ich<lb/>
jedes Pla&#x0364;tzchen und jeden Baum, und<lb/>
es i&#x017F;t mir wahrhaftig &#x017F;o, als wenn je¬<lb/>
der Baum, der unter meinen Augen aufge¬<lb/>
wach&#x017F;en und nun &#x017F;eine blanken regen Wipfel<lb/>
in die Lu&#x0364;fte &#x017F;treckt, mich auch kennen und<lb/>
lieb haben mu&#x0364;ßte, weil ich ihn gehegt und<lb/>
gepflegt, ja ich glaube ordentlich, wenn es<lb/>
manchmal &#x017F;o wunderbar rau&#x017F;cht und flu&#x0364;&#x017F;tert,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0269] ſpringt aus dem Dickigt, und die Schuͤſſe knallen, und die Hunde ſtuͤrzen hinterdrein, ey Herr, da klopft einem das Herz und man iſt ein ganz andrer Menſch. Und jedesmal iſt ſolch' ein Ausziehen zur Jagd was neues, denn immer komme was ganz beſonderes vor, was noch nicht da geweſen. Schon dadurch, daß das Wild ſich in die Zeiten theilt, ſo daß nun dies, dann jenes ſich zeigt, wird das Ding ſo herrlich, daß kein Menſch auf Er¬ den es ſatt haben kann. Aber, Herr! auch der Wald ſchon an und vor ſich ſelbſt, der Wald iſt ja ſo luſtig und lebendig, daß ich mich niemals einſam fuͤhle. Da kenne ich jedes Plaͤtzchen und jeden Baum, und es iſt mir wahrhaftig ſo, als wenn je¬ der Baum, der unter meinen Augen aufge¬ wachſen und nun ſeine blanken regen Wipfel in die Luͤfte ſtreckt, mich auch kennen und lieb haben muͤßte, weil ich ihn gehegt und gepflegt, ja ich glaube ordentlich, wenn es manchmal ſo wunderbar rauſcht und fluͤſtert,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/269
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/269>, abgerufen am 25.11.2024.