nen vor Schreck." Ich bat ihn, mir näher zu sagen, was es mit dem wahnsinnigen Mönch für eine Bewandniß habe. "Ach, er¬ wiederte der Alte: das ist eine lange aben¬ theuerliche Geschichte, so was taugt nicht beim Essen. Schlimm genug schon, daß uns der garstige Mensch, eben als wir, was uns Gott bescheert, froh und freudig genießen wollten, mit seinem frevelichen Beginnen so gestört hat; aber nun wollen wir auch gleich an den Tisch." Damit zog er sein Mützchen ab, sprach andächtig und fromm das Gratias, und unter lustigen frohen Gesprächen ver¬ zehrten wir das ländliche, kräftig und schmack¬ haft zubereitete Mahl. Dem Gast zu Ehren ließ der Alte guten Wein heraufbringen, den er mir nach patriarchalischer Sitte aus ei¬ nem schönen Pokal zutrank. Der Tisch war indessen abgeräumt, die Jägerbursche nahmen ein paar Hörner von der Wand, und blie¬ sen ein Jägerlied. -- Bei der zweiten Wie¬ derholung fielen die Mädchen singend ein,
nen vor Schreck.“ Ich bat ihn, mir naͤher zu ſagen, was es mit dem wahnſinnigen Moͤnch fuͤr eine Bewandniß habe. „Ach, er¬ wiederte der Alte: das iſt eine lange aben¬ theuerliche Geſchichte, ſo was taugt nicht beim Eſſen. Schlimm genug ſchon, daß uns der garſtige Menſch, eben als wir, was uns Gott beſcheert, froh und freudig genießen wollten, mit ſeinem frevelichen Beginnen ſo geſtoͤrt hat; aber nun wollen wir auch gleich an den Tiſch.“ Damit zog er ſein Muͤtzchen ab, ſprach andaͤchtig und fromm das Gratias, und unter luſtigen frohen Geſpraͤchen ver¬ zehrten wir das laͤndliche, kraͤftig und ſchmack¬ haft zubereitete Mahl. Dem Gaſt zu Ehren ließ der Alte guten Wein heraufbringen, den er mir nach patriarchaliſcher Sitte aus ei¬ nem ſchoͤnen Pokal zutrank. Der Tiſch war indeſſen abgeraͤumt, die Jaͤgerburſche nahmen ein paar Hoͤrner von der Wand, und blie¬ ſen ein Jaͤgerlied. — Bei der zweiten Wie¬ derholung fielen die Maͤdchen ſingend ein,
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nen vor Schreck.“ Ich bat ihn, mir naͤher
zu ſagen, was es mit dem wahnſinnigen
Moͤnch fuͤr eine Bewandniß habe. „Ach, er¬
wiederte der Alte: das iſt eine lange aben¬
theuerliche Geſchichte, ſo was taugt nicht
beim Eſſen. Schlimm genug ſchon, daß uns
der garſtige Menſch, eben als wir, was uns
Gott beſcheert, froh und freudig genießen
wollten, mit ſeinem frevelichen Beginnen ſo
geſtoͤrt hat; aber nun wollen wir auch gleich
an den Tiſch.“ Damit zog er ſein Muͤtzchen
ab, ſprach andaͤchtig und fromm das Gratias,
und unter luſtigen frohen Geſpraͤchen ver¬
zehrten wir das laͤndliche, kraͤftig und ſchmack¬
haft zubereitete Mahl. Dem Gaſt zu Ehren
ließ der Alte guten Wein heraufbringen, den
er mir nach patriarchaliſcher Sitte aus ei¬
nem ſchoͤnen Pokal zutrank. Der Tiſch war
indeſſen abgeraͤumt, die Jaͤgerburſche nahmen
ein paar Hoͤrner von der Wand, und blie¬
ſen ein Jaͤgerlied. — Bei der zweiten Wie¬
derholung fielen die Maͤdchen ſingend ein,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/280>, abgerufen am 27.11.2024.
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