mir, aber Franz, der sich aufgerafft, fiel ihm in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein starker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬ senden so fest an die Mauer zu drücken, daß ihm schier der Athem ausgehen wollte. Die Bursche waren, ob dem Lärm, alle wach wor¬ den, und herbeigelaufen; wir banden den Mönch, und schmissen ihn in den Thurm, ich holte aber meine Hetzpeitsche herbei, und zählte ihm zur Abmahnung von künftigen Un¬ thaten ähnlicher Art, einige kräftige Hiebe auf, so daß er ganz erbärmlich ächzte und wimmerte; aber ich sprach: Du Bösewicht, das ist noch viel zu wenig für deine Schänd¬ lichkeit, daß Du meine Tochter verführen wollen, und mir nach dem Leben getrachtet, eigentlich solltest du sterben. -- Er heulte vor Angst und Entsetzen, denn die Furcht vor dem Tode, schien ihn ganz zu vernich¬ ten. Den andern Morgen war es nicht mög¬ lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬ ähnlich in gänzlicher Abspannung da, und
mir, aber Franz, der ſich aufgerafft, fiel ihm in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein ſtarker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬ ſenden ſo feſt an die Mauer zu druͤcken, daß ihm ſchier der Athem ausgehen wollte. Die Burſche waren, ob dem Laͤrm, alle wach wor¬ den, und herbeigelaufen; wir banden den Moͤnch, und ſchmiſſen ihn in den Thurm, ich holte aber meine Hetzpeitſche herbei, und zaͤhlte ihm zur Abmahnung von kuͤnftigen Un¬ thaten aͤhnlicher Art, einige kraͤftige Hiebe auf, ſo daß er ganz erbaͤrmlich aͤchzte und wimmerte; aber ich ſprach: Du Boͤſewicht, das iſt noch viel zu wenig fuͤr deine Schaͤnd¬ lichkeit, daß Du meine Tochter verfuͤhren wollen, und mir nach dem Leben getrachtet, eigentlich ſollteſt du ſterben. — Er heulte vor Angſt und Entſetzen, denn die Furcht vor dem Tode, ſchien ihn ganz zu vernich¬ ten. Den andern Morgen war es nicht moͤg¬ lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬ aͤhnlich in gaͤnzlicher Abſpannung da, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0290"n="274"/>
mir, aber Franz, der ſich aufgerafft, fiel ihm<lb/>
in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein<lb/>ſtarker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬<lb/>ſenden ſo feſt an die Mauer zu druͤcken, daß<lb/>
ihm ſchier der Athem ausgehen wollte. Die<lb/>
Burſche waren, ob dem Laͤrm, alle wach wor¬<lb/>
den, und herbeigelaufen; wir banden den<lb/>
Moͤnch, und ſchmiſſen ihn in den Thurm, ich<lb/>
holte aber meine Hetzpeitſche herbei, und<lb/>
zaͤhlte ihm zur Abmahnung von kuͤnftigen Un¬<lb/>
thaten aͤhnlicher Art, einige kraͤftige Hiebe<lb/>
auf, ſo daß er ganz erbaͤrmlich aͤchzte und<lb/>
wimmerte; aber ich ſprach: Du Boͤſewicht,<lb/>
das iſt noch viel zu wenig fuͤr deine Schaͤnd¬<lb/>
lichkeit, daß Du meine Tochter verfuͤhren<lb/>
wollen, und mir nach dem Leben getrachtet,<lb/>
eigentlich ſollteſt du ſterben. — Er heulte<lb/>
vor Angſt und Entſetzen, denn die Furcht<lb/>
vor dem Tode, ſchien ihn ganz zu vernich¬<lb/>
ten. Den andern Morgen war es nicht moͤg¬<lb/>
lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬<lb/>
aͤhnlich in gaͤnzlicher Abſpannung da, und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[274/0290]
mir, aber Franz, der ſich aufgerafft, fiel ihm
in den Arm, und mir, der ich nun wohl ein
ſtarker Mann bin, gelang es bald, den Ra¬
ſenden ſo feſt an die Mauer zu druͤcken, daß
ihm ſchier der Athem ausgehen wollte. Die
Burſche waren, ob dem Laͤrm, alle wach wor¬
den, und herbeigelaufen; wir banden den
Moͤnch, und ſchmiſſen ihn in den Thurm, ich
holte aber meine Hetzpeitſche herbei, und
zaͤhlte ihm zur Abmahnung von kuͤnftigen Un¬
thaten aͤhnlicher Art, einige kraͤftige Hiebe
auf, ſo daß er ganz erbaͤrmlich aͤchzte und
wimmerte; aber ich ſprach: Du Boͤſewicht,
das iſt noch viel zu wenig fuͤr deine Schaͤnd¬
lichkeit, daß Du meine Tochter verfuͤhren
wollen, und mir nach dem Leben getrachtet,
eigentlich ſollteſt du ſterben. — Er heulte
vor Angſt und Entſetzen, denn die Furcht
vor dem Tode, ſchien ihn ganz zu vernich¬
ten. Den andern Morgen war es nicht moͤg¬
lich, ihn fortzubringen, denn er lag todten¬
aͤhnlich in gaͤnzlicher Abſpannung da, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/290>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.