er gab mir dies nicht undeutlich zu verste¬ hen, und mittelst seiner hellen Lebendigkeit, die Alles um ihn her ergriff, gelang es ihm bald, mich aus der düstern Stimmung zu reißen, so daß unser Gespräch sich heiter wandte. Er beschrieb noch einmal, wie er Aurelien getroffen, die, dem Kinde gleich, das sich nicht von schweren Traum erho¬ len kann, mit halbgeschlossenen, in Thrä¬ nen lächelnden Augen auf dem Ruhbette, das Köpfchen in die Hand gestützt, gelegen, und ihm ihre krankhafte Visionen geklagt habe. Er wiederholte ihre Worte, die durch leise Seufzer unterbrochene Stimme des schüchter¬ nen Mädchens nachahmend, und wußte, in¬ dem er manche ihrer Klagen neckisch genug stellte, das anmuthige Bild durch einige kek¬ ke ironische Lichtblicke so zu heben, daß es gar heiter und lebendig vor mir aufging. Dazu kam, daß er im Contrast die gravi¬ tätische Fürstin hinstellte, welches mich nicht wenig ergötzte. "Haben Sie wohl gedacht,
er gab mir dies nicht undeutlich zu verſte¬ hen, und mittelſt ſeiner hellen Lebendigkeit, die Alles um ihn her ergriff, gelang es ihm bald, mich aus der duͤſtern Stimmung zu reißen, ſo daß unſer Geſpraͤch ſich heiter wandte. Er beſchrieb noch einmal, wie er Aurelien getroffen, die, dem Kinde gleich, das ſich nicht von ſchweren Traum erho¬ len kann, mit halbgeſchloſſenen, in Thraͤ¬ nen laͤchelnden Augen auf dem Ruhbette, das Koͤpfchen in die Hand geſtuͤtzt, gelegen, und ihm ihre krankhafte Viſionen geklagt habe. Er wiederholte ihre Worte, die durch leiſe Seufzer unterbrochene Stimme des ſchuͤchter¬ nen Maͤdchens nachahmend, und wußte, in¬ dem er manche ihrer Klagen neckiſch genug ſtellte, das anmuthige Bild durch einige kek¬ ke ironiſche Lichtblicke ſo zu heben, daß es gar heiter und lebendig vor mir aufging. Dazu kam, daß er im Contraſt die gravi¬ taͤtiſche Fuͤrſtin hinſtellte, welches mich nicht wenig ergoͤtzte. „Haben Sie wohl gedacht,
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[102/0110]
er gab mir dies nicht undeutlich zu verſte¬
hen, und mittelſt ſeiner hellen Lebendigkeit,
die Alles um ihn her ergriff, gelang es ihm
bald, mich aus der duͤſtern Stimmung zu
reißen, ſo daß unſer Geſpraͤch ſich heiter
wandte. Er beſchrieb noch einmal, wie er
Aurelien getroffen, die, dem Kinde gleich,
das ſich nicht von ſchweren Traum erho¬
len kann, mit halbgeſchloſſenen, in Thraͤ¬
nen laͤchelnden Augen auf dem Ruhbette, das
Koͤpfchen in die Hand geſtuͤtzt, gelegen, und
ihm ihre krankhafte Viſionen geklagt habe.
Er wiederholte ihre Worte, die durch leiſe
Seufzer unterbrochene Stimme des ſchuͤchter¬
nen Maͤdchens nachahmend, und wußte, in¬
dem er manche ihrer Klagen neckiſch genug
ſtellte, das anmuthige Bild durch einige kek¬
ke ironiſche Lichtblicke ſo zu heben, daß es
gar heiter und lebendig vor mir aufging.
Dazu kam, daß er im Contraſt die gravi¬
taͤtiſche Fuͤrſtin hinſtellte, welches mich nicht
wenig ergoͤtzte. „Haben Sie wohl gedacht,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/110>, abgerufen am 04.12.2024.
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