-- Aurelie umfaßte mich mit beiden Armen, sie riß mich mit Gewalt vom Fenster, ru¬ fend: "Um Gott und der heiligen Jungfrau willen ... Sie führen den Medardus ... den Mörder meines Bruders, zum Tode ... Leonard ... Leonard!" -- Da wurden die Gei¬ ster der Hölle in mir wach, und bäumten sich auf mit der Gewalt die ihnen verlie¬ hen über den frevelnden verruchten Sünder. -- Ich erfaßte Aurelien mit grimmer Wuth, daß sie zusammen zuckte: "Ha ha ha ... Wahn¬ sinniges, thöriges Weib ... ich ... ich, dein Buhle, Dein Bräutigam, bin der Medardus ... bin Deines Bruders Mörder ... Du, Braut des Mönchs, willst Verderben herab¬ winseln über Deinen Bräutigam? Ho ho ho! ... ich bin König ... ich trinke dein Blut!" -- Das Mordmesser riß ich heraus -- ich stieß nach Aurelien, die ich zu Boden fal¬ len lassen -- ein Blutstrom sprang hervor über meine Hand. -- Ich stürzte die Trep¬ pen hinab, durch das Volk hin zum Wagen,
— Aurelie umfaßte mich mit beiden Armen, ſie riß mich mit Gewalt vom Fenſter, ru¬ fend: „Um Gott und der heiligen Jungfrau willen ... Sie fuͤhren den Medardus ... den Moͤrder meines Bruders, zum Tode ... Leonard ... Leonard!“ — Da wurden die Gei¬ ſter der Hoͤlle in mir wach, und baͤumten ſich auf mit der Gewalt die ihnen verlie¬ hen uͤber den frevelnden verruchten Suͤnder. — Ich erfaßte Aurelien mit grimmer Wuth, daß ſie zuſammen zuckte: „Ha ha ha ... Wahn¬ ſinniges, thoͤriges Weib ... ich ... ich, dein Buhle, Dein Braͤutigam, bin der Medardus ... bin Deines Bruders Moͤrder ... Du, Braut des Moͤnchs, willſt Verderben herab¬ winſeln uͤber Deinen Braͤutigam? Ho ho ho! ... ich bin Koͤnig ... ich trinke dein Blut!“ — Das Mordmeſſer riß ich heraus — ich ſtieß nach Aurelien, die ich zu Boden fal¬ len laſſen — ein Blutſtrom ſprang hervor uͤber meine Hand. — Ich ſtuͤrzte die Trep¬ pen hinab, durch das Volk hin zum Wagen,
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— Aurelie umfaßte mich mit beiden Armen,
ſie riß mich mit Gewalt vom Fenſter, ru¬
fend: „Um Gott und der heiligen Jungfrau
willen ... Sie fuͤhren den Medardus ...
den Moͤrder meines Bruders, zum Tode ...
Leonard ... Leonard!“ — Da wurden die Gei¬
ſter der Hoͤlle in mir wach, und baͤumten
ſich auf mit der Gewalt die ihnen verlie¬
hen uͤber den frevelnden verruchten Suͤnder.
— Ich erfaßte Aurelien mit grimmer Wuth,
daß ſie zuſammen zuckte: „Ha ha ha ... Wahn¬
ſinniges, thoͤriges Weib ... ich ... ich, dein
Buhle, Dein Braͤutigam, bin der Medardus
... bin Deines Bruders Moͤrder ... Du,
Braut des Moͤnchs, willſt Verderben herab¬
winſeln uͤber Deinen Braͤutigam? Ho ho
ho! ... ich bin Koͤnig ... ich trinke dein
Blut!“ — Das Mordmeſſer riß ich heraus —
ich ſtieß nach Aurelien, die ich zu Boden fal¬
len laſſen — ein Blutſtrom ſprang hervor
uͤber meine Hand. — Ich ſtuͤrzte die Trep¬
pen hinab, durch das Volk hin zum Wagen,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/156>, abgerufen am 04.12.2024.
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