Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

me an: Ich habe Ihnen das Leben zum
zweitenmal gerettet, ich war es ja, der
Ihrer Flucht aus der Handelsstadt behülflich
war, ich war es wiederum, der Sie her¬
brachte." -- Aber um Gott, um der Heiligen
willen, wo fanden Sie mich? -- So rief ich
laut aus, indem ich ihn losließ, doch in dem
Augenblick sprang er auf, und schrie mit fun¬
kelnden Augen: "Ey, Bruder Medardus, hätt'
ich Dich nicht, klein und schwach, wie ich
bin, auf meinen Schultern fortgeschleppt,
Du lägst mit zerschmetterten Gliedern auf
dem Rade." -- Ich erbebte -- wie vernichtet
sank ich in den Stuhl, die Thüre öffnete
sich, und hastig trat der mich pflegende Geist¬
liche herein. "Wie kommt Ihr hieher? wer
hat Euch erlaubt, dies Zimmer zu betreten?"
So fuhr er auf Belcampo los, dem stürzten
aber die Thränen aus den Augen und er
sprach mit flehender Stimme: "Ach, mein ehr¬
würdiger Herr! nicht länger konnte ich dem
Drange widerstehen meinen Freund zu spre¬

me an: Ich habe Ihnen das Leben zum
zweitenmal gerettet, ich war es ja, der
Ihrer Flucht aus der Handelsſtadt behuͤlflich
war, ich war es wiederum, der Sie her¬
brachte.“ — Aber um Gott, um der Heiligen
willen, wo fanden Sie mich? — So rief ich
laut aus, indem ich ihn losließ, doch in dem
Augenblick ſprang er auf, und ſchrie mit fun¬
kelnden Augen: „Ey, Bruder Medardus, haͤtt'
ich Dich nicht, klein und ſchwach, wie ich
bin, auf meinen Schultern fortgeſchleppt,
Du laͤgſt mit zerſchmetterten Gliedern auf
dem Rade.“ — Ich erbebte — wie vernichtet
ſank ich in den Stuhl, die Thuͤre oͤffnete
ſich, und haſtig trat der mich pflegende Geiſt¬
liche herein. „Wie kommt Ihr hieher? wer
hat Euch erlaubt, dies Zimmer zu betreten?“
So fuhr er auf Belcampo los, dem ſtuͤrzten
aber die Thraͤnen aus den Augen und er
ſprach mit flehender Stimme: „Ach, mein ehr¬
wuͤrdiger Herr! nicht laͤnger konnte ich dem
Drange widerſtehen meinen Freund zu ſpre¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0176" n="168"/>
me an: Ich habe Ihnen das Leben zum<lb/>
zweitenmal gerettet, ich war es ja, der<lb/>
Ihrer Flucht aus der Handels&#x017F;tadt behu&#x0364;lflich<lb/>
war, ich war es wiederum, der Sie her¬<lb/>
brachte.&#x201C; &#x2014; Aber um Gott, um der Heiligen<lb/>
willen, wo fanden Sie mich? &#x2014; So rief ich<lb/>
laut aus, indem ich ihn losließ, doch in dem<lb/>
Augenblick &#x017F;prang er auf, und &#x017F;chrie mit fun¬<lb/>
kelnden Augen: &#x201E;Ey, Bruder Medardus, ha&#x0364;tt'<lb/>
ich Dich nicht, klein und &#x017F;chwach, wie ich<lb/>
bin, auf meinen Schultern fortge&#x017F;chleppt,<lb/>
Du la&#x0364;g&#x017F;t mit zer&#x017F;chmetterten Gliedern auf<lb/>
dem Rade.&#x201C; &#x2014; Ich erbebte &#x2014; wie vernichtet<lb/>
&#x017F;ank ich in den Stuhl, die Thu&#x0364;re o&#x0364;ffnete<lb/>
&#x017F;ich, und ha&#x017F;tig trat der mich pflegende Gei&#x017F;<lb/>
liche herein. &#x201E;Wie kommt Ihr hieher? wer<lb/>
hat Euch erlaubt, dies Zimmer zu betreten?&#x201C;<lb/>
So fuhr er auf Belcampo los, dem &#x017F;tu&#x0364;rzten<lb/>
aber die Thra&#x0364;nen aus den Augen und er<lb/>
&#x017F;prach mit flehender Stimme: &#x201E;Ach, mein ehr¬<lb/>
wu&#x0364;rdiger Herr! nicht la&#x0364;nger konnte ich dem<lb/>
Drange wider&#x017F;tehen meinen Freund zu &#x017F;pre¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0176] me an: Ich habe Ihnen das Leben zum zweitenmal gerettet, ich war es ja, der Ihrer Flucht aus der Handelsſtadt behuͤlflich war, ich war es wiederum, der Sie her¬ brachte.“ — Aber um Gott, um der Heiligen willen, wo fanden Sie mich? — So rief ich laut aus, indem ich ihn losließ, doch in dem Augenblick ſprang er auf, und ſchrie mit fun¬ kelnden Augen: „Ey, Bruder Medardus, haͤtt' ich Dich nicht, klein und ſchwach, wie ich bin, auf meinen Schultern fortgeſchleppt, Du laͤgſt mit zerſchmetterten Gliedern auf dem Rade.“ — Ich erbebte — wie vernichtet ſank ich in den Stuhl, die Thuͤre oͤffnete ſich, und haſtig trat der mich pflegende Geiſt¬ liche herein. „Wie kommt Ihr hieher? wer hat Euch erlaubt, dies Zimmer zu betreten?“ So fuhr er auf Belcampo los, dem ſtuͤrzten aber die Thraͤnen aus den Augen und er ſprach mit flehender Stimme: „Ach, mein ehr¬ wuͤrdiger Herr! nicht laͤnger konnte ich dem Drange widerſtehen meinen Freund zu ſpre¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/176
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/176>, abgerufen am 04.12.2024.