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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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lesbar wurde, als Du, mein lieber Bruder
Medardus! mir gebeichtet hattest. -- Nicht
näher darf ich mich darüber auslassen, was
ich Rücksichts des Mahlers ahne und glaube.
Du selbst wirst es errathen, oder vielmehr
das Geheimniß wird sich Dir von selbst
aufthun. Gehe, erkräftige Dich, und fühlst
Du Dich, wie ich glaube, daß es in weni¬
gen Tagen geschehen wird, im Geiste auf¬
gerichtet, so erhältst Du von mir des frem¬
den Mahlers wunderbares Buch." --

Ich that nach dem Willen des Priors,
ich aß mit den Brüdern, ich unterließ die
Kasteiungen und beschränkte mich auf inbrün¬
stiges Gebet an den Altären der Heiligen.
Blutete auch meine Herzenswunde fort, wur¬
de auch nicht milder der Schmerz, der aus
dem Innern heraus mich durchbohrte, so ver¬
ließen mich doch die entsetzlichen Traumbil¬
der, und oft, wenn ich, zum Tode matt,
auf dem harten Lager schlaflos lag, umwehte
es mich, wie mit Engelsfittigen, und ich sah

lesbar wurde, als Du, mein lieber Bruder
Medardus! mir gebeichtet hatteſt. — Nicht
naͤher darf ich mich daruͤber auslaſſen, was
ich Ruͤckſichts des Mahlers ahne und glaube.
Du ſelbſt wirſt es errathen, oder vielmehr
das Geheimniß wird ſich Dir von ſelbſt
aufthun. Gehe, erkraͤftige Dich, und fuͤhlſt
Du Dich, wie ich glaube, daß es in weni¬
gen Tagen geſchehen wird, im Geiſte auf¬
gerichtet, ſo erhaͤltſt Du von mir des frem¬
den Mahlers wunderbares Buch.“ —

Ich that nach dem Willen des Priors,
ich aß mit den Bruͤdern, ich unterließ die
Kaſteiungen und beſchraͤnkte mich auf inbruͤn¬
ſtiges Gebet an den Altaͤren der Heiligen.
Blutete auch meine Herzenswunde fort, wur¬
de auch nicht milder der Schmerz, der aus
dem Innern heraus mich durchbohrte, ſo ver¬
ließen mich doch die entſetzlichen Traumbil¬
der, und oft, wenn ich, zum Tode matt,
auf dem harten Lager ſchlaflos lag, umwehte
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[200/0208] lesbar wurde, als Du, mein lieber Bruder Medardus! mir gebeichtet hatteſt. — Nicht naͤher darf ich mich daruͤber auslaſſen, was ich Ruͤckſichts des Mahlers ahne und glaube. Du ſelbſt wirſt es errathen, oder vielmehr das Geheimniß wird ſich Dir von ſelbſt aufthun. Gehe, erkraͤftige Dich, und fuͤhlſt Du Dich, wie ich glaube, daß es in weni¬ gen Tagen geſchehen wird, im Geiſte auf¬ gerichtet, ſo erhaͤltſt Du von mir des frem¬ den Mahlers wunderbares Buch.“ — Ich that nach dem Willen des Priors, ich aß mit den Bruͤdern, ich unterließ die Kaſteiungen und beſchraͤnkte mich auf inbruͤn¬ ſtiges Gebet an den Altaͤren der Heiligen. Blutete auch meine Herzenswunde fort, wur¬ de auch nicht milder der Schmerz, der aus dem Innern heraus mich durchbohrte, ſo ver¬ ließen mich doch die entſetzlichen Traumbil¬ der, und oft, wenn ich, zum Tode matt, auf dem harten Lager ſchlaflos lag, umwehte es mich, wie mit Engelsfittigen, und ich ſah

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/208>, abgerufen am 27.11.2024.