Laßt uns dem Aeskulap und der freundlichen Hygeia ein Weinopfer bringen, damit jener Schwache dort genese!" Es wurde Syraku¬ ser Wein gebracht, womit die Jünglinge die Trinkschaalen füllten, und, vor dem unvollen¬ deten Bilde den heidnischen Göttern Libatio¬ nen darbringend, ausgossen. Aber als sie dann wacker zu zechen begannen, und dem Francesko Wein darboten, da wollte dieser nicht trinken, und nicht Theil nehmen, an dem Gelage der wilden Brüder, unerachtet sie Frau Venus hoch leben ließen! Da sprach einer unter ihnen: "Der thörigte Maler da ist wohl wirklich in seinen Gedanken und Gliedmaßen krank, und ich muß nur einen Doktor herbeiholen." Er warf seinen Man¬ tel um, steckte seinen Stoßdegen an und schritt zur Thüre hinaus. Es hatte aber nur wenige Augenblicke gedauert, als er wieder hereintrat und sagte: "Ey seht doch nur, ich bin ja selbst schon der Arzt, der jenen Siechling dort heilen will." Der Jüngling,
Laßt uns dem Aeskulap und der freundlichen Hygeia ein Weinopfer bringen, damit jener Schwache dort geneſe!“ Es wurde Syraku¬ ſer Wein gebracht, womit die Juͤnglinge die Trinkſchaalen fuͤllten, und, vor dem unvollen¬ deten Bilde den heidniſchen Goͤttern Libatio¬ nen darbringend, ausgoſſen. Aber als ſie dann wacker zu zechen begannen, und dem Francesko Wein darboten, da wollte dieſer nicht trinken, und nicht Theil nehmen, an dem Gelage der wilden Bruͤder, unerachtet ſie Frau Venus hoch leben ließen! Da ſprach einer unter ihnen: „Der thoͤrigte Maler da iſt wohl wirklich in ſeinen Gedanken und Gliedmaßen krank, und ich muß nur einen Doktor herbeiholen.“ Er warf ſeinen Man¬ tel um, ſteckte ſeinen Stoßdegen an und ſchritt zur Thuͤre hinaus. Es hatte aber nur wenige Augenblicke gedauert, als er wieder hereintrat und ſagte: „Ey ſeht doch nur, ich bin ja ſelbſt ſchon der Arzt, der jenen Siechling dort heilen will.“ Der Juͤngling,
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Laßt uns dem Aeskulap und der freundlichen
Hygeia ein Weinopfer bringen, damit jener
Schwache dort geneſe!“ Es wurde Syraku¬
ſer Wein gebracht, womit die Juͤnglinge die
Trinkſchaalen fuͤllten, und, vor dem unvollen¬
deten Bilde den heidniſchen Goͤttern Libatio¬
nen darbringend, ausgoſſen. Aber als ſie
dann wacker zu zechen begannen, und dem
Francesko Wein darboten, da wollte dieſer
nicht trinken, und nicht Theil nehmen, an
dem Gelage der wilden Bruͤder, unerachtet
ſie Frau Venus hoch leben ließen! Da ſprach
einer unter ihnen: „Der thoͤrigte Maler da
iſt wohl wirklich in ſeinen Gedanken und
Gliedmaßen krank, und ich muß nur einen
Doktor herbeiholen.“ Er warf ſeinen Man¬
tel um, ſteckte ſeinen Stoßdegen an und
ſchritt zur Thuͤre hinaus. Es hatte aber nur
wenige Augenblicke gedauert, als er wieder
hereintrat und ſagte: „Ey ſeht doch nur, ich
bin ja ſelbſt ſchon der Arzt, der jenen
Siechling dort heilen will.“ Der Juͤngling,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/223>, abgerufen am 26.11.2024.
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