der gewiß einem alten Arzt in Gang und Stellung recht ähnlich zu seyn begehrte, trip¬ pelte mit gekrümmten Knien einher, und hatte sein jugendliches Gesicht seltsamlich in Runzeln und Falten verzogen, so daß er anzusehen war, wie ein alter recht häßlicher Mann, und die Jünglinge sehr lachten und riefen: "Ey seht doch, was der Doktor für gelehrte Gesichter zu schneiden vermag!" Der Doktor näherte sich dem kranken Francesko, und sprach mit rauher Stimme und verhöh¬ nendem Ton: "Ey, Du armer Geselle, ich muß Dich wohl aufrichten aus trübseliger Ohn¬ macht! -- Ey, Du erbärmlicher Geselle, wie siehst Du doch so blaß und krank aus, der Frau Venus wirst Du so nicht gefallen! -- Kann seyn, daß Donna Rosalia sich Deiner annehmen wird, wenn Du gesundet! -- Du ohnmächtiger Geselle, nippe von meiner Wunder-Arzeney. Da Du Heilige malen willst, wird Dich mein Trank wohl zu er¬ kräftigen vermögen, es ist Wein aus dem
der gewiß einem alten Arzt in Gang und Stellung recht aͤhnlich zu ſeyn begehrte, trip¬ pelte mit gekruͤmmten Knien einher, und hatte ſein jugendliches Geſicht ſeltſamlich in Runzeln und Falten verzogen, ſo daß er anzuſehen war, wie ein alter recht haͤßlicher Mann, und die Juͤnglinge ſehr lachten und riefen: „Ey ſeht doch, was der Doktor fuͤr gelehrte Geſichter zu ſchneiden vermag!“ Der Doktor naͤherte ſich dem kranken Francesko, und ſprach mit rauher Stimme und verhoͤh¬ nendem Ton: „Ey, Du armer Geſelle, ich muß Dich wohl aufrichten aus truͤbſeliger Ohn¬ macht! — Ey, Du erbaͤrmlicher Geſelle, wie ſiehſt Du doch ſo blaß und krank aus, der Frau Venus wirſt Du ſo nicht gefallen! — Kann ſeyn, daß Donna Roſalia ſich Deiner annehmen wird, wenn Du geſundet! — Du ohnmaͤchtiger Geſelle, nippe von meiner Wunder-Arzeney. Da Du Heilige malen willſt, wird Dich mein Trank wohl zu er¬ kraͤftigen vermoͤgen, es iſt Wein aus dem
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der gewiß einem alten Arzt in Gang und
Stellung recht aͤhnlich zu ſeyn begehrte, trip¬
pelte mit gekruͤmmten Knien einher, und
hatte ſein jugendliches Geſicht ſeltſamlich
in Runzeln und Falten verzogen, ſo daß er
anzuſehen war, wie ein alter recht haͤßlicher
Mann, und die Juͤnglinge ſehr lachten und
riefen: „Ey ſeht doch, was der Doktor fuͤr
gelehrte Geſichter zu ſchneiden vermag!“ Der
Doktor naͤherte ſich dem kranken Francesko,
und ſprach mit rauher Stimme und verhoͤh¬
nendem Ton: „Ey, Du armer Geſelle, ich muß
Dich wohl aufrichten aus truͤbſeliger Ohn¬
macht! — Ey, Du erbaͤrmlicher Geſelle, wie
ſiehſt Du doch ſo blaß und krank aus, der
Frau Venus wirſt Du ſo nicht gefallen! —
Kann ſeyn, daß Donna Roſalia ſich Deiner
annehmen wird, wenn Du geſundet! — Du
ohnmaͤchtiger Geſelle, nippe von meiner
Wunder-Arzeney. Da Du Heilige malen
willſt, wird Dich mein Trank wohl zu er¬
kraͤftigen vermoͤgen, es iſt Wein aus dem
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/224>, abgerufen am 26.11.2024.
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