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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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ten, der den armen Cyrillus treffen sollte.
Er berichtete dem Pabst, daß es auf nichts
geringeres abgesehen sey, als auf eine heim¬
liche Verschwörung, die ihn der Kirche als
unwürdig der dreifachen Krone darstellen
sollte; Cyrillus habe den Auftrag, ihn dahin
zu bringen, daß er irgend eine öffentliche
Bußübung vornehme, welche dann als
Signal des förmlichen, unter den Cardinälen
gährenden Aufstandes dienen würde. Jetzt
fand der Pabst in den salbungsvollen Reden
unseres Bruders die versteckte Absicht leicht
heraus, der Alte wurde ihm tief verhaßt,
und um nur irgend einen auffallenden Schritt
zu vermeiden, litt er ihn noch in seiner Nä¬
he. Als Cyrillus wieder einmal Gelegen¬
heit fand, zu dem Pabst ohne Zeugen zu
sprechen, sagte er geradezu, daß der, der
den Lüsten der Welt nicht ganz entsage, der
nicht einen wahrhaft heiligen Wandel führe,
ein unwürdiger Statthalter des Herrn, und
der Kirche eine Schmach und Verdammniß

ten, der den armen Cyrillus treffen ſollte.
Er berichtete dem Pabſt, daß es auf nichts
geringeres abgeſehen ſey, als auf eine heim¬
liche Verſchwoͤrung, die ihn der Kirche als
unwuͤrdig der dreifachen Krone darſtellen
ſollte; Cyrillus habe den Auftrag, ihn dahin
zu bringen, daß er irgend eine oͤffentliche
Bußuͤbung vornehme, welche dann als
Signal des foͤrmlichen, unter den Cardinaͤlen
gaͤhrenden Aufſtandes dienen wuͤrde. Jetzt
fand der Pabſt in den ſalbungsvollen Reden
unſeres Bruders die verſteckte Abſicht leicht
heraus, der Alte wurde ihm tief verhaßt,
und um nur irgend einen auffallenden Schritt
zu vermeiden, litt er ihn noch in ſeiner Naͤ¬
he. Als Cyrillus wieder einmal Gelegen¬
heit fand, zu dem Pabſt ohne Zeugen zu
ſprechen, ſagte er geradezu, daß der, der
den Luͤſten der Welt nicht ganz entſage, der
nicht einen wahrhaft heiligen Wandel fuͤhre,
ein unwuͤrdiger Statthalter des Herrn, und
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[312/0320] ten, der den armen Cyrillus treffen ſollte. Er berichtete dem Pabſt, daß es auf nichts geringeres abgeſehen ſey, als auf eine heim¬ liche Verſchwoͤrung, die ihn der Kirche als unwuͤrdig der dreifachen Krone darſtellen ſollte; Cyrillus habe den Auftrag, ihn dahin zu bringen, daß er irgend eine oͤffentliche Bußuͤbung vornehme, welche dann als Signal des foͤrmlichen, unter den Cardinaͤlen gaͤhrenden Aufſtandes dienen wuͤrde. Jetzt fand der Pabſt in den ſalbungsvollen Reden unſeres Bruders die verſteckte Abſicht leicht heraus, der Alte wurde ihm tief verhaßt, und um nur irgend einen auffallenden Schritt zu vermeiden, litt er ihn noch in ſeiner Naͤ¬ he. Als Cyrillus wieder einmal Gelegen¬ heit fand, zu dem Pabſt ohne Zeugen zu ſprechen, ſagte er geradezu, daß der, der den Luͤſten der Welt nicht ganz entſage, der nicht einen wahrhaft heiligen Wandel fuͤhre, ein unwuͤrdiger Statthalter des Herrn, und der Kirche eine Schmach und Verdammniß

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/320>, abgerufen am 25.11.2024.