ich rathe Euch, dies zu beachten, da sonst mein Zorn Euch treffen könnte. -- Sey er auch Fürst, erwiederte ich, so wäre dies in unsern Mauern, und in seiner jetzigen Lage, ohne alle Bedeutung und es schiene mir besser zu seyn, wenn er sich abwende von dem Ir¬ dischen, und in Demuth erwarte, was die ewige Macht über ihn verhängt habe. -- Er sah mich starr an, ihm schienen die Sin¬ ne zu vergehen, man gab ihm stärkende Tropfen, er erholte sich bald und sprach: Es ist mir so, als müsse ich bald sterben und vorher mein Herz erleichtern. Ihr habt Macht über mich, denn so sehr ihr Euch auch verstellen möget, merke ich doch wohl, daß Ihr der heilige Antonius seyd und am besten wisset, was für Unheil Eure Elixiere ange¬ richtet. Ich hatte wohl Großes im Sinne, als ich beschloß, mich als ein geistlicher Herr darzustellen mit großem Barte und brauner Kutte. Aber als ich so recht mit mir zu Ra¬ the ging, war es, als träten die heimlichsten
ich rathe Euch, dies zu beachten, da ſonſt mein Zorn Euch treffen koͤnnte. — Sey er auch Fuͤrſt, erwiederte ich, ſo waͤre dies in unſern Mauern, und in ſeiner jetzigen Lage, ohne alle Bedeutung und es ſchiene mir beſſer zu ſeyn, wenn er ſich abwende von dem Ir¬ diſchen, und in Demuth erwarte, was die ewige Macht uͤber ihn verhaͤngt habe. — Er ſah mich ſtarr an, ihm ſchienen die Sin¬ ne zu vergehen, man gab ihm ſtaͤrkende Tropfen, er erholte ſich bald und ſprach: Es iſt mir ſo, als muͤſſe ich bald ſterben und vorher mein Herz erleichtern. Ihr habt Macht uͤber mich, denn ſo ſehr ihr Euch auch verſtellen moͤget, merke ich doch wohl, daß Ihr der heilige Antonius ſeyd und am beſten wiſſet, was fuͤr Unheil Eure Elixiere ange¬ richtet. Ich hatte wohl Großes im Sinne, als ich beſchloß, mich als ein geiſtlicher Herr darzuſtellen mit großem Barte und brauner Kutte. Aber als ich ſo recht mit mir zu Ra¬ the ging, war es, als traͤten die heimlichſten
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ich rathe Euch, dies zu beachten, da ſonſt
mein Zorn Euch treffen koͤnnte. — Sey er
auch Fuͤrſt, erwiederte ich, ſo waͤre dies in
unſern Mauern, und in ſeiner jetzigen Lage,
ohne alle Bedeutung und es ſchiene mir beſſer
zu ſeyn, wenn er ſich abwende von dem Ir¬
diſchen, und in Demuth erwarte, was die
ewige Macht uͤber ihn verhaͤngt habe. —
Er ſah mich ſtarr an, ihm ſchienen die Sin¬
ne zu vergehen, man gab ihm ſtaͤrkende
Tropfen, er erholte ſich bald und ſprach:
Es iſt mir ſo, als muͤſſe ich bald ſterben und
vorher mein Herz erleichtern. Ihr habt
Macht uͤber mich, denn ſo ſehr ihr Euch auch
verſtellen moͤget, merke ich doch wohl, daß
Ihr der heilige Antonius ſeyd und am beſten
wiſſet, was fuͤr Unheil Eure Elixiere ange¬
richtet. Ich hatte wohl Großes im Sinne,
als ich beſchloß, mich als ein geiſtlicher Herr
darzuſtellen mit großem Barte und brauner
Kutte. Aber als ich ſo recht mit mir zu Ra¬
the ging, war es, als traͤten die heimlichſten
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/338>, abgerufen am 27.11.2024.
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