Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"Welche Sache?" fragte Peregrinus ziemlich
barsch, "welche Sache hier unten ist's, die keinen
"Aufschub leidet?"

"Sollten Sie," fuhr der Mann mit widrigem
Lächeln fort, "sollten Sie, werthester Herr Tyß,
"denn nicht wissen, daß mir meine ungerathene Nichte
"Dörtje Elverdink entlaufen ist? Sie sind ja, wie¬
"wohl mit großem Unrecht, als ihr Entführer ver¬
"haftet worden, weshalb ich denn auch, sollte es dar¬
"auf ankommen, mit vielem Vergnügen Ihre völlige
"Unschuld bezeugen werde. Nicht zu Ihnen, nein
"zu dem Herrn Swammerdamm, der sonst mein Freund
"war, sich aber jetzt in meinen Feind verkehrt hat,
"ist die treulose Dörtje geflüchtet. Sie sitzt hier im
"Zimmer, ich weiß es, und zwar allein, da Herr
"Swammerdamm ausgegangen. Eindringen kann
"ich nicht, da die Thür fest verschlossen und verrie¬
"gelt ist, ich aber viel zu gutmüthig bin, um Ge¬
"walt anzuwenden. Deshalb nehme ich mir aber die
"Freiheit, die Kleine mit meinem optischen Marter¬
"Instrument etwas zu quälen, damit sie erkenne,
"daß ich, trotz ihres eingebildeten Prinzessinthums,
"ihr Herr und Meister bin!"

"Der Teufel," schrie Peregrinus im höchsten
Grimme, "der Teufel sind Sie, Herr! aber nicht

»Welche Sache?» fragte Peregrinus ziemlich
barſch, »welche Sache hier unten iſt's, die keinen
»Aufſchub leidet?»

»Sollten Sie,» fuhr der Mann mit widrigem
Lächeln fort, »ſollten Sie, wertheſter Herr Tyß,
»denn nicht wiſſen, daß mir meine ungerathene Nichte
»Dörtje Elverdink entlaufen iſt? Sie ſind ja, wie¬
»wohl mit großem Unrecht, als ihr Entführer ver¬
»haftet worden, weshalb ich denn auch, ſollte es dar¬
»auf ankommen, mit vielem Vergnügen Ihre völlige
»Unſchuld bezeugen werde. Nicht zu Ihnen, nein
»zu dem Herrn Swammerdamm, der ſonſt mein Freund
»war, ſich aber jetzt in meinen Feind verkehrt hat,
»iſt die treuloſe Dörtje geflüchtet. Sie ſitzt hier im
»Zimmer, ich weiß es, und zwar allein, da Herr
»Swammerdamm ausgegangen. Eindringen kann
»ich nicht, da die Thür feſt verſchloſſen und verrie¬
»gelt iſt, ich aber viel zu gutmüthig bin, um Ge¬
»walt anzuwenden. Deshalb nehme ich mir aber die
»Freiheit, die Kleine mit meinem optiſchen Marter¬
»Inſtrument etwas zu quälen, damit ſie erkenne,
»daß ich, trotz ihres eingebildeten Prinzeſſinthums,
»ihr Herr und Meiſter bin!»

»Der Teufel,» ſchrie Peregrinus im höchſten
Grimme, »der Teufel ſind Sie, Herr! aber nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0141" n="136"/>
          <p>»Welche Sache?» fragte Peregrinus ziemlich<lb/>
bar&#x017F;ch, »welche Sache hier unten i&#x017F;t's, die keinen<lb/>
»Auf&#x017F;chub leidet?»</p><lb/>
          <p>»Sollten Sie,» fuhr der Mann mit widrigem<lb/>
Lächeln fort, »&#x017F;ollten Sie, werthe&#x017F;ter Herr Tyß,<lb/>
»denn nicht wi&#x017F;&#x017F;en, daß mir meine ungerathene Nichte<lb/>
»Dörtje Elverdink entlaufen i&#x017F;t? Sie &#x017F;ind ja, wie¬<lb/>
»wohl mit großem Unrecht, als ihr Entführer ver¬<lb/>
»haftet worden, weshalb ich denn auch, &#x017F;ollte es dar¬<lb/>
»auf ankommen, mit vielem Vergnügen Ihre völlige<lb/>
»Un&#x017F;chuld bezeugen werde. Nicht zu Ihnen, nein<lb/>
»zu dem Herrn Swammerdamm, der &#x017F;on&#x017F;t mein Freund<lb/>
»war, &#x017F;ich aber jetzt in meinen Feind verkehrt hat,<lb/>
»i&#x017F;t die treulo&#x017F;e Dörtje geflüchtet. Sie &#x017F;itzt hier im<lb/>
»Zimmer, ich weiß es, und zwar allein, da Herr<lb/>
»Swammerdamm ausgegangen. Eindringen kann<lb/>
»ich nicht, da die Thür fe&#x017F;t ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und verrie¬<lb/>
»gelt i&#x017F;t, ich aber viel zu gutmüthig bin, um Ge¬<lb/>
»walt anzuwenden. Deshalb nehme ich mir aber die<lb/>
»Freiheit, die Kleine mit meinem opti&#x017F;chen Marter¬<lb/>
»In&#x017F;trument etwas zu quälen, damit &#x017F;ie erkenne,<lb/>
»daß ich, trotz ihres eingebildeten Prinze&#x017F;&#x017F;inthums,<lb/>
»ihr Herr und Mei&#x017F;ter bin!»</p><lb/>
          <p>»Der Teufel,» &#x017F;chrie Peregrinus im höch&#x017F;ten<lb/>
Grimme, »der Teufel &#x017F;ind Sie, Herr! aber nicht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0141] »Welche Sache?» fragte Peregrinus ziemlich barſch, »welche Sache hier unten iſt's, die keinen »Aufſchub leidet?» »Sollten Sie,» fuhr der Mann mit widrigem Lächeln fort, »ſollten Sie, wertheſter Herr Tyß, »denn nicht wiſſen, daß mir meine ungerathene Nichte »Dörtje Elverdink entlaufen iſt? Sie ſind ja, wie¬ »wohl mit großem Unrecht, als ihr Entführer ver¬ »haftet worden, weshalb ich denn auch, ſollte es dar¬ »auf ankommen, mit vielem Vergnügen Ihre völlige »Unſchuld bezeugen werde. Nicht zu Ihnen, nein »zu dem Herrn Swammerdamm, der ſonſt mein Freund »war, ſich aber jetzt in meinen Feind verkehrt hat, »iſt die treuloſe Dörtje geflüchtet. Sie ſitzt hier im »Zimmer, ich weiß es, und zwar allein, da Herr »Swammerdamm ausgegangen. Eindringen kann »ich nicht, da die Thür feſt verſchloſſen und verrie¬ »gelt iſt, ich aber viel zu gutmüthig bin, um Ge¬ »walt anzuwenden. Deshalb nehme ich mir aber die »Freiheit, die Kleine mit meinem optiſchen Marter¬ »Inſtrument etwas zu quälen, damit ſie erkenne, »daß ich, trotz ihres eingebildeten Prinzeſſinthums, »ihr Herr und Meiſter bin!» »Der Teufel,» ſchrie Peregrinus im höchſten Grimme, »der Teufel ſind Sie, Herr! aber nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/141
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/141>, abgerufen am 21.11.2024.