gung und ließet es nicht zu, daß sie mir die Hand gab, da Ihr doch bemerken mußtet, wie innig wir uns liebten? -- Entflohen ist sie? -- Nun gut, so ist sie wenigstens nicht mehr in Eurer Gewalt, und weiß ich auch in diesem Augenblick nicht, wo ich sie suchen soll, so bin ich doch überzeugt, daß ich sie fin¬ den werde. Da, Leuwenhöck, setzt die Perücke auf und ergebt Euch in Euer Geschick; das ist das beste und gerathenste, was Ihr jetzt thun könnet.
Der Flohbändiger stutzte mit der linken Hand die Perücke auf das kahle Haupt, während er mit der rechten Pepusch beim Arm ergriff. "Pepusch," sprach er, "Pepusch, Ihr seyd mein wahrer Freund; "denn Ihr seyd der einzige Mensch in der ganzen "Stadt Frankfurt, welcher weiß, daß ich begraben "liege in der alten Kirche zu Delft, seit dem Jahre "Eintausend siebenhundert und fünf und zwanzig und "habt es doch noch niemanden verrathen, selbst wenn "Ihr auf mich zürntet wegen der Dörtje Elverdink. "-- Will es mir auch zuweilen nicht recht in den Kopf, "daß ich wirklich jener Anton van Leuwenhöck bin, "den man in Delft begraben, so muß ich denn doch, "betrachte ich meine Arbeiten und bedenke ich mein Le¬ "ben, wiederum glauben und es ist mir deshalb sehr "angenehm, daß man davon überhaupt gar nicht
gung und ließet es nicht zu, daß ſie mir die Hand gab, da Ihr doch bemerken mußtet, wie innig wir uns liebten? — Entflohen iſt ſie? — Nun gut, ſo iſt ſie wenigſtens nicht mehr in Eurer Gewalt, und weiß ich auch in dieſem Augenblick nicht, wo ich ſie ſuchen ſoll, ſo bin ich doch überzeugt, daß ich ſie fin¬ den werde. Da, Leuwenhöck, ſetzt die Perücke auf und ergebt Euch in Euer Geſchick; das iſt das beſte und gerathenſte, was Ihr jetzt thun könnet.
Der Flohbändiger ſtutzte mit der linken Hand die Perücke auf das kahle Haupt, während er mit der rechten Pepuſch beim Arm ergriff. »Pepuſch,» ſprach er, »Pepuſch, Ihr ſeyd mein wahrer Freund; »denn Ihr ſeyd der einzige Menſch in der ganzen »Stadt Frankfurt, welcher weiß, daß ich begraben »liege in der alten Kirche zu Delft, ſeit dem Jahre »Eintauſend ſiebenhundert und fünf und zwanzig und »habt es doch noch niemanden verrathen, ſelbſt wenn »Ihr auf mich zürntet wegen der Dörtje Elverdink. »— Will es mir auch zuweilen nicht recht in den Kopf, »daß ich wirklich jener Anton van Leuwenhöck bin, »den man in Delft begraben, ſo muß ich denn doch, »betrachte ich meine Arbeiten und bedenke ich mein Le¬ »ben, wiederum glauben und es iſt mir deshalb ſehr »angenehm, daß man davon überhaupt gar nicht
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gung und ließet es nicht zu, daß ſie mir die Hand
gab, da Ihr doch bemerken mußtet, wie innig wir
uns liebten? — Entflohen iſt ſie? — Nun gut, ſo
iſt ſie wenigſtens nicht mehr in Eurer Gewalt, und
weiß ich auch in dieſem Augenblick nicht, wo ich ſie
ſuchen ſoll, ſo bin ich doch überzeugt, daß ich ſie fin¬
den werde. Da, Leuwenhöck, ſetzt die Perücke auf
und ergebt Euch in Euer Geſchick; das iſt das beſte
und gerathenſte, was Ihr jetzt thun könnet.
Der Flohbändiger ſtutzte mit der linken Hand
die Perücke auf das kahle Haupt, während er mit
der rechten Pepuſch beim Arm ergriff. »Pepuſch,»
ſprach er, »Pepuſch, Ihr ſeyd mein wahrer Freund;
»denn Ihr ſeyd der einzige Menſch in der ganzen
»Stadt Frankfurt, welcher weiß, daß ich begraben
»liege in der alten Kirche zu Delft, ſeit dem Jahre
»Eintauſend ſiebenhundert und fünf und zwanzig und
»habt es doch noch niemanden verrathen, ſelbſt wenn
»Ihr auf mich zürntet wegen der Dörtje Elverdink.
»— Will es mir auch zuweilen nicht recht in den Kopf,
»daß ich wirklich jener Anton van Leuwenhöck bin,
»den man in Delft begraben, ſo muß ich denn doch,
»betrachte ich meine Arbeiten und bedenke ich mein Le¬
»ben, wiederum glauben und es iſt mir deshalb ſehr
»angenehm, daß man davon überhaupt gar nicht
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/59>, abgerufen am 21.11.2024.
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