Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

ihrer Krankheit die unschuldige Freude lassen wollt,
sich mit meinen schönen Geschmeiden herauszu¬
putzen, die keinesweges trügerisch, sondern wahr¬
haft ächt sind. Wißt Ihr denn nicht, daß eben
den Weibern solche Dinge rechte Freude verur¬
sachen? Und was Ihr da sagt, daß solcher Prunk
Eurer Giorgina nicht zukomme, so muß ich
das Gegentheil behaupten. Euer Weib ist hübsch
genug, sich so herauszuputzen und Ihr wißt ja
nicht, ob sie nicht einmal auch noch reich genug
seyn wird, dergleichen Schmuck selbst zu besitzen
und zu tragen." Andres sprach mit sehr ern¬
stem nachdrücklichen Ton: "Ich bitte Euch, Herr!
führt nicht solche geheimnißvolle verfängliche Re¬
den! Wollt Ihr denn mein armes Weib bethö¬
ren, daß sie von eitlem Gelüst nach solchem
weltlichem Prunk und Staat nur drückender un¬
sere Armuth fühle und um alle Lebensruhe, um
alle Heiterkeit gebracht werde? Packt nur Eure
schöne Sachen ein, lieber Herr! ich will sie Euch
treulich bewahren, bis ihr zurückkommt. Aber

ihrer Krankheit die unſchuldige Freude laſſen wollt,
ſich mit meinen ſchoͤnen Geſchmeiden herauszu¬
putzen, die keinesweges truͤgeriſch, ſondern wahr¬
haft aͤcht ſind. Wißt Ihr denn nicht, daß eben
den Weibern ſolche Dinge rechte Freude verur¬
ſachen? Und was Ihr da ſagt, daß ſolcher Prunk
Eurer Giorgina nicht zukomme, ſo muß ich
das Gegentheil behaupten. Euer Weib iſt huͤbſch
genug, ſich ſo herauszuputzen und Ihr wißt ja
nicht, ob ſie nicht einmal auch noch reich genug
ſeyn wird, dergleichen Schmuck ſelbſt zu beſitzen
und zu tragen.“ Andres ſprach mit ſehr ern¬
ſtem nachdruͤcklichen Ton: „Ich bitte Euch, Herr!
fuͤhrt nicht ſolche geheimnißvolle verfaͤngliche Re¬
den! Wollt Ihr denn mein armes Weib bethoͤ¬
ren, daß ſie von eitlem Geluͤſt nach ſolchem
weltlichem Prunk und Staat nur druͤckender un¬
ſere Armuth fuͤhle und um alle Lebensruhe, um
alle Heiterkeit gebracht werde? Packt nur Eure
ſchoͤne Sachen ein, lieber Herr! ich will ſie Euch
treulich bewahren, bis ihr zuruͤckkommt. Aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0110" n="102"/>
ihrer Krankheit die un&#x017F;chuldige Freude la&#x017F;&#x017F;en wollt,<lb/>
&#x017F;ich mit meinen &#x017F;cho&#x0364;nen Ge&#x017F;chmeiden herauszu¬<lb/>
putzen, die keinesweges tru&#x0364;geri&#x017F;ch, &#x017F;ondern wahr¬<lb/>
haft a&#x0364;cht &#x017F;ind. Wißt Ihr denn nicht, daß eben<lb/>
den Weibern &#x017F;olche Dinge rechte Freude verur¬<lb/>
&#x017F;achen? Und was Ihr da &#x017F;agt, daß &#x017F;olcher Prunk<lb/>
Eurer <hi rendition="#g">Giorgina</hi> nicht zukomme, &#x017F;o muß ich<lb/>
das Gegentheil behaupten. Euer Weib i&#x017F;t hu&#x0364;b&#x017F;ch<lb/>
genug, &#x017F;ich &#x017F;o herauszuputzen und Ihr wißt ja<lb/>
nicht, ob &#x017F;ie nicht einmal auch noch reich genug<lb/>
&#x017F;eyn wird, dergleichen Schmuck &#x017F;elb&#x017F;t zu be&#x017F;itzen<lb/>
und zu tragen.&#x201C; <hi rendition="#g">Andres</hi> &#x017F;prach mit &#x017F;ehr ern¬<lb/>
&#x017F;tem nachdru&#x0364;cklichen Ton: &#x201E;Ich bitte Euch, Herr!<lb/>
fu&#x0364;hrt nicht &#x017F;olche geheimnißvolle verfa&#x0364;ngliche Re¬<lb/>
den! Wollt Ihr denn mein armes Weib betho&#x0364;¬<lb/>
ren, daß &#x017F;ie von eitlem Gelu&#x0364;&#x017F;t nach &#x017F;olchem<lb/>
weltlichem Prunk und Staat nur dru&#x0364;ckender un¬<lb/>
&#x017F;ere Armuth fu&#x0364;hle und um alle Lebensruhe, um<lb/>
alle Heiterkeit gebracht werde? Packt nur Eure<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Sachen ein, lieber Herr! ich will &#x017F;ie Euch<lb/>
treulich bewahren, bis ihr zuru&#x0364;ckkommt. Aber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[102/0110] ihrer Krankheit die unſchuldige Freude laſſen wollt, ſich mit meinen ſchoͤnen Geſchmeiden herauszu¬ putzen, die keinesweges truͤgeriſch, ſondern wahr¬ haft aͤcht ſind. Wißt Ihr denn nicht, daß eben den Weibern ſolche Dinge rechte Freude verur¬ ſachen? Und was Ihr da ſagt, daß ſolcher Prunk Eurer Giorgina nicht zukomme, ſo muß ich das Gegentheil behaupten. Euer Weib iſt huͤbſch genug, ſich ſo herauszuputzen und Ihr wißt ja nicht, ob ſie nicht einmal auch noch reich genug ſeyn wird, dergleichen Schmuck ſelbſt zu beſitzen und zu tragen.“ Andres ſprach mit ſehr ern¬ ſtem nachdruͤcklichen Ton: „Ich bitte Euch, Herr! fuͤhrt nicht ſolche geheimnißvolle verfaͤngliche Re¬ den! Wollt Ihr denn mein armes Weib bethoͤ¬ ren, daß ſie von eitlem Geluͤſt nach ſolchem weltlichem Prunk und Staat nur druͤckender un¬ ſere Armuth fuͤhle und um alle Lebensruhe, um alle Heiterkeit gebracht werde? Packt nur Eure ſchoͤne Sachen ein, lieber Herr! ich will ſie Euch treulich bewahren, bis ihr zuruͤckkommt. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/110
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/110>, abgerufen am 21.11.2024.