spielen; dieser sträubte sich aber und weinte, durchaus mochte er nicht mehr zu dem Fremden gehen, als wisse er etwas von dem feindlichen Anschlag, ihn seinen Eltern zu entführen. -- Zwei Jahre hindurch hatte der Fremde nun auf seinen Wanderungen den Andres besucht, und Zeit und Gewohnheit hatten die Scheu, das Mißtrauen wider Denner endlich überwunden, so daß An¬ dres seinen Wohlstand ruhig und heiter genoß. Im Herbst des dritten Jahres, als die Zeit, in der Denner gewöhnlich einzusprechen pflegte, schon vorüber war, pochte es in einer stürmischen Nacht hart an Andres Thür, und mehrere rauhe Stimmen riefen seinen Namen. Erschrok¬ ken sprang er aus dem Bette; als er aber zum Fenster herausfrug, wer ihn in finstrer Nacht so störe und wie er gleich seine Doggen loslassen werde, um solche ungebetene Gäste wegzuhetzen, da sagte einer, er möge nur aufmachen, ein Freund sei da, und Andres erkannte Den¬ ner's Stimme. Als er nun mit dem Licht in
ſpielen; dieſer ſtraͤubte ſich aber und weinte, durchaus mochte er nicht mehr zu dem Fremden gehen, als wiſſe er etwas von dem feindlichen Anſchlag, ihn ſeinen Eltern zu entfuͤhren. — Zwei Jahre hindurch hatte der Fremde nun auf ſeinen Wanderungen den Andres beſucht, und Zeit und Gewohnheit hatten die Scheu, das Mißtrauen wider Denner endlich uͤberwunden, ſo daß An¬ dres ſeinen Wohlſtand ruhig und heiter genoß. Im Herbſt des dritten Jahres, als die Zeit, in der Denner gewoͤhnlich einzuſprechen pflegte, ſchon voruͤber war, pochte es in einer ſtuͤrmiſchen Nacht hart an Andres Thuͤr, und mehrere rauhe Stimmen riefen ſeinen Namen. Erſchrok¬ ken ſprang er aus dem Bette; als er aber zum Fenſter herausfrug, wer ihn in finſtrer Nacht ſo ſtoͤre und wie er gleich ſeine Doggen loslaſſen werde, um ſolche ungebetene Gaͤſte wegzuhetzen, da ſagte einer, er moͤge nur aufmachen, ein Freund ſei da, und Andres erkannte Den¬ ner's Stimme. Als er nun mit dem Licht in
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ſpielen; dieſer ſtraͤubte ſich aber und weinte,
durchaus mochte er nicht mehr zu dem Fremden
gehen, als wiſſe er etwas von dem feindlichen
Anſchlag, ihn ſeinen Eltern zu entfuͤhren. — Zwei
Jahre hindurch hatte der Fremde nun auf ſeinen
Wanderungen den Andres beſucht, und Zeit und
Gewohnheit hatten die Scheu, das Mißtrauen
wider Denner endlich uͤberwunden, ſo daß An¬
dres ſeinen Wohlſtand ruhig und heiter genoß.
Im Herbſt des dritten Jahres, als die Zeit, in
der Denner gewoͤhnlich einzuſprechen pflegte,
ſchon voruͤber war, pochte es in einer ſtuͤrmiſchen
Nacht hart an Andres Thuͤr, und mehrere
rauhe Stimmen riefen ſeinen Namen. Erſchrok¬
ken ſprang er aus dem Bette; als er aber zum
Fenſter herausfrug, wer ihn in finſtrer Nacht
ſo ſtoͤre und wie er gleich ſeine Doggen loslaſſen
werde, um ſolche ungebetene Gaͤſte wegzuhetzen,
da ſagte einer, er moͤge nur aufmachen, ein
Freund ſei da, und Andres erkannte Den¬
ner's Stimme. Als er nun mit dem Licht in
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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